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Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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flehenden Antal ewiges, unverbrüchliches Schweigen auf, und Alles war abgethan. Die jungen Leute, die erst ganz vernichtet schienen, fanden sich, ehe man es erwarten konnte, in den ihnen aufgelegten Beschränkungen zurecht und gaben sich, wenn nicht heiter, doch gefaßt und ruhig; Antal knurrte und murrte innerlich, ballte die Fäuste in der Tasche und fletschte die Zähne gegen die Wand, und Horvath, dem keine Verdächtigung weiter zu Ohr kam, und der nichts Ungebührliches mehr bemerkte, ließ allgemach die Dinge, die er glücklich in das richtige Geleise gebracht zu haben glaubte, wieder ruhig nach wie vor ihren Gang nehmen.

So waren zwei Jahre verflossen; ein schöner Herbst lag über dem Lande, und in wenig Tagen sollte der Michaelimarkt zu Ofen beginnen, den Horvath jährlich zu besuchen pflegte. Zwei Frachtwagen mit feinen Tüchern waren auch diesmal schon dahin abgegangen, und der Kaufmann gedachte ehestens seiner Waare nachzufolgen. Es war Mittag; den Schreiber hatte Horvath Gelder einzukassiren ins Kloster nach Bakony-Bel gesandt, und er selbst kramte unter Papieren und Waarenmustern, als Antal, der Schaffner, in die Schreibstube trat und die Anrede des Herrn erwartend demüthig an der Thür des Gemachs stehen blieb. Antal hatte vor einigen Wochen eine für seine Verhältnisse nicht unbedeutende Erbschaft gemacht und in Folge dessen Herrn Horvath seine Dienste gekündigt, um in seiner Heimath selbst einen Kramladen zu eröffnen. Seine Dienstzeit

flehenden Antal ewiges, unverbrüchliches Schweigen auf, und Alles war abgethan. Die jungen Leute, die erst ganz vernichtet schienen, fanden sich, ehe man es erwarten konnte, in den ihnen aufgelegten Beschränkungen zurecht und gaben sich, wenn nicht heiter, doch gefaßt und ruhig; Antal knurrte und murrte innerlich, ballte die Fäuste in der Tasche und fletschte die Zähne gegen die Wand, und Horváth, dem keine Verdächtigung weiter zu Ohr kam, und der nichts Ungebührliches mehr bemerkte, ließ allgemach die Dinge, die er glücklich in das richtige Geleise gebracht zu haben glaubte, wieder ruhig nach wie vor ihren Gang nehmen.

So waren zwei Jahre verflossen; ein schöner Herbst lag über dem Lande, und in wenig Tagen sollte der Michaelimarkt zu Ofen beginnen, den Horváth jährlich zu besuchen pflegte. Zwei Frachtwagen mit feinen Tüchern waren auch diesmal schon dahin abgegangen, und der Kaufmann gedachte ehestens seiner Waare nachzufolgen. Es war Mittag; den Schreiber hatte Horváth Gelder einzukassiren ins Kloster nach Bakony-Bél gesandt, und er selbst kramte unter Papieren und Waarenmustern, als Antal, der Schaffner, in die Schreibstube trat und die Anrede des Herrn erwartend demüthig an der Thür des Gemachs stehen blieb. Antal hatte vor einigen Wochen eine für seine Verhältnisse nicht unbedeutende Erbschaft gemacht und in Folge dessen Herrn Horváth seine Dienste gekündigt, um in seiner Heimath selbst einen Kramladen zu eröffnen. Seine Dienstzeit

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[0020] flehenden Antal ewiges, unverbrüchliches Schweigen auf, und Alles war abgethan. Die jungen Leute, die erst ganz vernichtet schienen, fanden sich, ehe man es erwarten konnte, in den ihnen aufgelegten Beschränkungen zurecht und gaben sich, wenn nicht heiter, doch gefaßt und ruhig; Antal knurrte und murrte innerlich, ballte die Fäuste in der Tasche und fletschte die Zähne gegen die Wand, und Horváth, dem keine Verdächtigung weiter zu Ohr kam, und der nichts Ungebührliches mehr bemerkte, ließ allgemach die Dinge, die er glücklich in das richtige Geleise gebracht zu haben glaubte, wieder ruhig nach wie vor ihren Gang nehmen. So waren zwei Jahre verflossen; ein schöner Herbst lag über dem Lande, und in wenig Tagen sollte der Michaelimarkt zu Ofen beginnen, den Horváth jährlich zu besuchen pflegte. Zwei Frachtwagen mit feinen Tüchern waren auch diesmal schon dahin abgegangen, und der Kaufmann gedachte ehestens seiner Waare nachzufolgen. Es war Mittag; den Schreiber hatte Horváth Gelder einzukassiren ins Kloster nach Bakony-Bél gesandt, und er selbst kramte unter Papieren und Waarenmustern, als Antal, der Schaffner, in die Schreibstube trat und die Anrede des Herrn erwartend demüthig an der Thür des Gemachs stehen blieb. Antal hatte vor einigen Wochen eine für seine Verhältnisse nicht unbedeutende Erbschaft gemacht und in Folge dessen Herrn Horváth seine Dienste gekündigt, um in seiner Heimath selbst einen Kramladen zu eröffnen. Seine Dienstzeit

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:52:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:52:38Z)

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Zitationshilfe: Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/halm_lise_1910/20>, abgerufen am 03.12.2024.