Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.II. Die Zeit der Staufer. Staate König Rogers. Noch in den letzten Jahren Konrads schufsich auch der Markgraf Albrecht der Bär1) für die entgangene sächsische Herzogswürde östlichen Ersatz, indem er das branden- burgische Erbe des ihm befreundeten christlichen Hevellerfürsten Pribislaw antrat (1150), um nun auch in diesen für Deutschlands Zukunft so bedeutsamen Landen mit der Kraft derber Bauernfäuste das Germanisationswerk einzuleiten. An dem allen hatte das Königtum keinerlei Anteil, und von Konrad trug den Namen seines Ahnherrn, des ersten Saliers; 1) Vgl. über ihn O. v. Heinemann, A. d. B. 1864 und Krabbo, Forsch.
z. brand. u. preuß. Gesch. 19, 371 ff. II. Die Zeit der Staufer. Staate König Rogers. Noch in den letzten Jahren Konrads schufsich auch der Markgraf Albrecht der Bär1) für die entgangene sächsische Herzogswürde östlichen Ersatz, indem er das branden- burgische Erbe des ihm befreundeten christlichen Hevellerfürsten Pribislaw antrat (1150), um nun auch in diesen für Deutschlands Zukunft so bedeutsamen Landen mit der Kraft derber Bauernfäuste das Germanisationswerk einzuleiten. An dem allen hatte das Königtum keinerlei Anteil, und von Konrad trug den Namen seines Ahnherrn, des ersten Saliers; 1) Vgl. über ihn O. v. Heinemann, A. d. B. 1864 und Krabbo, Forsch.
z. brand. u. preuß. Gesch. 19, 371 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0122" n="114"/><fw place="top" type="header">II. Die Zeit der Staufer.</fw><lb/> Staate König Rogers. Noch in den letzten Jahren Konrads schuf<lb/> sich auch der Markgraf Albrecht der Bär<note place="foot" n="1)">Vgl. über ihn O. v. Heinemann, A. d. B. 1864 und Krabbo, Forsch.<lb/> z. brand. u. preuß. Gesch. 19, 371 ff.</note> für die entgangene<lb/> sächsische Herzogswürde östlichen Ersatz, indem er das branden-<lb/> burgische Erbe des ihm befreundeten christlichen Hevellerfürsten<lb/> Pribislaw antrat (1150), um nun auch in diesen für Deutschlands<lb/> Zukunft so bedeutsamen Landen mit der Kraft derber Bauernfäuste<lb/> das Germanisationswerk einzuleiten.</p><lb/> <p>An dem allen hatte das Königtum keinerlei Anteil, und von<lb/> dem Zuge weltfreudiger und zugreifender, in gewissem Sinne anti-<lb/> kirchlicher Realpolitik, der hier zu Tage trat, gewahrte man sonst<lb/> im deutschen Reiche erst schwache Spuren, fast nur sehnsüchtiges<lb/> Wünschen und Hoffen, das des rechten Führers harrte. Bitter<lb/> waren auch hier in den Zeiten des Kreuzzugs, da Eugen III. in<lb/> Trier als der eigentliche Herrscher Deutschlands Hof hielt (Winter<lb/> 1147‒48), die unaufhörlichen und verletzenden Eingriffe des<lb/> kurialen Regiments empfunden worden; war doch der Reichsver-<lb/> weser und vornehmste Erzbischof Heinrich von Mainz zusammen<lb/> mit dem von Köln ohne weiteres suspendiert worden, als er dem<lb/> päpstlichen Rufe zum Konzil nach Rheims wegen dringender Ge-<lb/> schäfte nicht entsprochen hatte! Wurden auch in diesen und ähn-<lb/> lichen Fällen durch rechtzeitiges, reuiges Nachgeben ernstere Folgen<lb/> vermieden, so blieb doch eine tiefe Mißstimmung bei den Betroffenen<lb/> zurück, und der Boden ward so allmählich bereitet für einen er-<lb/> neuten Zusammenschluß von Krone und Episkopat im Sinne der<lb/> alten Verfassung. Auch Konrad III., der in den reichskirchlichen<lb/> Rechts- und Machtfragen durchgängig ein noch schwächlicheres<lb/> Entgegenkommen gezeigt hatte, als selbst sein Vorgänger, hatte<lb/> jetzt doch, namentlich unter dem Eindruck der so ganz anders<lb/> gearteten Verhältnisse von Byzanz, wenigstens Anwandlungen, in<lb/> denen es ihn gelüstete, wider den päpstlichen Stachel zu löcken.<lb/> Aber er vermochte seine Vergangenheit nicht mehr abzuschütteln;<lb/> er fühlte sich überdies krank und schwach und war tief gebeugt<lb/> durch den vorzeitigen Tod seines hoffnungsvollen Sohnes, des<lb/> jungen Königs Heinrich (1150); der einzige Erfolg seiner Regierung,<lb/> die Sicherung der Krone für sein Haus, ward dadurch zunichte!</p><lb/> <p>Konrad trug den Namen seines Ahnherrn, des ersten Saliers;<lb/> aber seine Art und seine Schicksale erinnern nicht an ihn, sondern<lb/> an das verzweifelte und völlig erfolglose Ringen des ebenso ritter-<lb/> lichen und liebenswürdigen Konrad I., und wie dieser vollbrachte<lb/> auch er die einzige große Tat, für die ihm die Dankbarkeit Deutsch-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0122]
II. Die Zeit der Staufer.
Staate König Rogers. Noch in den letzten Jahren Konrads schuf
sich auch der Markgraf Albrecht der Bär 1) für die entgangene
sächsische Herzogswürde östlichen Ersatz, indem er das branden-
burgische Erbe des ihm befreundeten christlichen Hevellerfürsten
Pribislaw antrat (1150), um nun auch in diesen für Deutschlands
Zukunft so bedeutsamen Landen mit der Kraft derber Bauernfäuste
das Germanisationswerk einzuleiten.
An dem allen hatte das Königtum keinerlei Anteil, und von
dem Zuge weltfreudiger und zugreifender, in gewissem Sinne anti-
kirchlicher Realpolitik, der hier zu Tage trat, gewahrte man sonst
im deutschen Reiche erst schwache Spuren, fast nur sehnsüchtiges
Wünschen und Hoffen, das des rechten Führers harrte. Bitter
waren auch hier in den Zeiten des Kreuzzugs, da Eugen III. in
Trier als der eigentliche Herrscher Deutschlands Hof hielt (Winter
1147‒48), die unaufhörlichen und verletzenden Eingriffe des
kurialen Regiments empfunden worden; war doch der Reichsver-
weser und vornehmste Erzbischof Heinrich von Mainz zusammen
mit dem von Köln ohne weiteres suspendiert worden, als er dem
päpstlichen Rufe zum Konzil nach Rheims wegen dringender Ge-
schäfte nicht entsprochen hatte! Wurden auch in diesen und ähn-
lichen Fällen durch rechtzeitiges, reuiges Nachgeben ernstere Folgen
vermieden, so blieb doch eine tiefe Mißstimmung bei den Betroffenen
zurück, und der Boden ward so allmählich bereitet für einen er-
neuten Zusammenschluß von Krone und Episkopat im Sinne der
alten Verfassung. Auch Konrad III., der in den reichskirchlichen
Rechts- und Machtfragen durchgängig ein noch schwächlicheres
Entgegenkommen gezeigt hatte, als selbst sein Vorgänger, hatte
jetzt doch, namentlich unter dem Eindruck der so ganz anders
gearteten Verhältnisse von Byzanz, wenigstens Anwandlungen, in
denen es ihn gelüstete, wider den päpstlichen Stachel zu löcken.
Aber er vermochte seine Vergangenheit nicht mehr abzuschütteln;
er fühlte sich überdies krank und schwach und war tief gebeugt
durch den vorzeitigen Tod seines hoffnungsvollen Sohnes, des
jungen Königs Heinrich (1150); der einzige Erfolg seiner Regierung,
die Sicherung der Krone für sein Haus, ward dadurch zunichte!
Konrad trug den Namen seines Ahnherrn, des ersten Saliers;
aber seine Art und seine Schicksale erinnern nicht an ihn, sondern
an das verzweifelte und völlig erfolglose Ringen des ebenso ritter-
lichen und liebenswürdigen Konrad I., und wie dieser vollbrachte
auch er die einzige große Tat, für die ihm die Dankbarkeit Deutsch-
1) Vgl. über ihn O. v. Heinemann, A. d. B. 1864 und Krabbo, Forsch.
z. brand. u. preuß. Gesch. 19, 371 ff.
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