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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.
den roncalischen Beschlüssen durchaus festhielt, meinte er das
Werk jetzt doch durch eine unterschiedliche Behandlung der Städte
umso sicherer zu befestigen: die Getreuen wurden durch das Zu-
geständnis der freien Wahl ihrer vom Kaiser zu belehnenden Kon-
suln und zeitweilige Verleihung der Regalien gegen Zahlung einer
jährlichen Abschlagsumme belohnt, die Widerstrebenden durch das
Regiment eines vom Kaiser ernannten, meist deutschen Podesta
mit amtsweiser Verwaltung der Regalien im Zaum gehalten.

Von Stolz geschwellt über die Niederwerfung seiner trotzigen
Gegner und in seiner Macht, namentlich finanziell, in der Tat außer-
ordentlich gehoben, verkündete Friedrich nun, daß er "zu neuen
Unternehmungen und einer völligen Wiederherstellung des Reiches
sein Heer und seine siegreichen Adler wenden werde". Er beab-
sichtigte eine Ausdehnung des lombardischen Herrschaftsystems
auf ganz Italien. In der Romagna gelang ihm das ohne Schwierig-
keit, in Tuszien wußte alsbald Reinald von Dassel, der Hauptträger
dieser ganzen Politik, sowohl den wenigen kräftig entwickelten
Städten, als den hier noch in viel höherer Geltung stehenden feu-
dalen Machthabern gegenüber trotz der nominellen Herrschaft Welfs
Ähnliches durchzusetzen. Eine umfassende Seehilfe von Pisa und
Genua war durch Verträge gesichert. Das von Parteiungen zer-
rissene Rom und das durch innere Unruhen arg geschwächte
Sizilien waren die weiteren Ziele der kaiserlichen Siegeslaufbahn.
Da brach Friedrich sie im Sommer 1162 plötzlich ab und wandte
sich nach Frankreich, wo sich ihm die Möglichkeit einer Beendigung
des kirchlichen Schismas zu bieten schien.

Alexander III. hatte sich schon zu Anfang des Jahres, als
auch die letzte sizilische Stütze wankte, den stetig wachsenden,
seine Freiheit bedrohenden Gefahren Italiens, wie einstmals Stefan II.
und später Innozenz IV., durch die Flucht nach Frankreich ent-
zogen. Aber dort erwartete ihn neue Bedrängnis; denn die Treue
Ludwigs VII. gegen ihn geriet eben damals bedenklich ins Wanken.
Die Gespanntheit mit England und persönliche Einflüsse rangen dem
König die Zustimmung zu einem bedeutungsvollen Vertrage mit dem
Kaiser ab: beide Herrscher wollten mit den Bischöfen ihrer Reiche
gegen Ende August 1162 an der Saonebrücke von St. Jean de
Losne eine Versammlung zur Lösung des Schismas abhalten. Wenn
einer der Päpste nicht erschien, sollte dadurch seine Sache ver-
wirkt sein, andernfalls die Entscheidung durch ein Schiedsgericht
erfolgen. Alexanders Sache schien verloren, wenn er seine Teil-
nahme verweigerte; trotzdem verharrte er in größter Sorge uner-
schütterlich auf seinem Standpunkt, keinen Richter über sich anzu-
erkennen. Auf kaiserlicher Seite hatte man offenbar damit gerechnet

II. Die Zeit der Staufer.
den roncalischen Beschlüssen durchaus festhielt, meinte er das
Werk jetzt doch durch eine unterschiedliche Behandlung der Städte
umso sicherer zu befestigen: die Getreuen wurden durch das Zu-
geständnis der freien Wahl ihrer vom Kaiser zu belehnenden Kon-
suln und zeitweilige Verleihung der Regalien gegen Zahlung einer
jährlichen Abschlagsumme belohnt, die Widerstrebenden durch das
Regiment eines vom Kaiser ernannten, meist deutschen Podestà
mit amtsweiser Verwaltung der Regalien im Zaum gehalten.

Von Stolz geschwellt über die Niederwerfung seiner trotzigen
Gegner und in seiner Macht, namentlich finanziell, in der Tat außer-
ordentlich gehoben, verkündete Friedrich nun, daß er „zu neuen
Unternehmungen und einer völligen Wiederherstellung des Reiches
sein Heer und seine siegreichen Adler wenden werde“. Er beab-
sichtigte eine Ausdehnung des lombardischen Herrschaftsystems
auf ganz Italien. In der Romagna gelang ihm das ohne Schwierig-
keit, in Tuszien wußte alsbald Reinald von Dassel, der Hauptträger
dieser ganzen Politik, sowohl den wenigen kräftig entwickelten
Städten, als den hier noch in viel höherer Geltung stehenden feu-
dalen Machthabern gegenüber trotz der nominellen Herrschaft Welfs
Ähnliches durchzusetzen. Eine umfassende Seehilfe von Pisa und
Genua war durch Verträge gesichert. Das von Parteiungen zer-
rissene Rom und das durch innere Unruhen arg geschwächte
Sizilien waren die weiteren Ziele der kaiserlichen Siegeslaufbahn.
Da brach Friedrich sie im Sommer 1162 plötzlich ab und wandte
sich nach Frankreich, wo sich ihm die Möglichkeit einer Beendigung
des kirchlichen Schismas zu bieten schien.

Alexander III. hatte sich schon zu Anfang des Jahres, als
auch die letzte sizilische Stütze wankte, den stetig wachsenden,
seine Freiheit bedrohenden Gefahren Italiens, wie einstmals Stefan II.
und später Innozenz IV., durch die Flucht nach Frankreich ent-
zogen. Aber dort erwartete ihn neue Bedrängnis; denn die Treue
Ludwigs VII. gegen ihn geriet eben damals bedenklich ins Wanken.
Die Gespanntheit mit England und persönliche Einflüsse rangen dem
König die Zustimmung zu einem bedeutungsvollen Vertrage mit dem
Kaiser ab: beide Herrscher wollten mit den Bischöfen ihrer Reiche
gegen Ende August 1162 an der Saonebrücke von St. Jean de
Losne eine Versammlung zur Lösung des Schismas abhalten. Wenn
einer der Päpste nicht erschien, sollte dadurch seine Sache ver-
wirkt sein, andernfalls die Entscheidung durch ein Schiedsgericht
erfolgen. Alexanders Sache schien verloren, wenn er seine Teil-
nahme verweigerte; trotzdem verharrte er in größter Sorge uner-
schütterlich auf seinem Standpunkt, keinen Richter über sich anzu-
erkennen. Auf kaiserlicher Seite hatte man offenbar damit gerechnet

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[138/0146] II. Die Zeit der Staufer. den roncalischen Beschlüssen durchaus festhielt, meinte er das Werk jetzt doch durch eine unterschiedliche Behandlung der Städte umso sicherer zu befestigen: die Getreuen wurden durch das Zu- geständnis der freien Wahl ihrer vom Kaiser zu belehnenden Kon- suln und zeitweilige Verleihung der Regalien gegen Zahlung einer jährlichen Abschlagsumme belohnt, die Widerstrebenden durch das Regiment eines vom Kaiser ernannten, meist deutschen Podestà mit amtsweiser Verwaltung der Regalien im Zaum gehalten. Von Stolz geschwellt über die Niederwerfung seiner trotzigen Gegner und in seiner Macht, namentlich finanziell, in der Tat außer- ordentlich gehoben, verkündete Friedrich nun, daß er „zu neuen Unternehmungen und einer völligen Wiederherstellung des Reiches sein Heer und seine siegreichen Adler wenden werde“. Er beab- sichtigte eine Ausdehnung des lombardischen Herrschaftsystems auf ganz Italien. In der Romagna gelang ihm das ohne Schwierig- keit, in Tuszien wußte alsbald Reinald von Dassel, der Hauptträger dieser ganzen Politik, sowohl den wenigen kräftig entwickelten Städten, als den hier noch in viel höherer Geltung stehenden feu- dalen Machthabern gegenüber trotz der nominellen Herrschaft Welfs Ähnliches durchzusetzen. Eine umfassende Seehilfe von Pisa und Genua war durch Verträge gesichert. Das von Parteiungen zer- rissene Rom und das durch innere Unruhen arg geschwächte Sizilien waren die weiteren Ziele der kaiserlichen Siegeslaufbahn. Da brach Friedrich sie im Sommer 1162 plötzlich ab und wandte sich nach Frankreich, wo sich ihm die Möglichkeit einer Beendigung des kirchlichen Schismas zu bieten schien. Alexander III. hatte sich schon zu Anfang des Jahres, als auch die letzte sizilische Stütze wankte, den stetig wachsenden, seine Freiheit bedrohenden Gefahren Italiens, wie einstmals Stefan II. und später Innozenz IV., durch die Flucht nach Frankreich ent- zogen. Aber dort erwartete ihn neue Bedrängnis; denn die Treue Ludwigs VII. gegen ihn geriet eben damals bedenklich ins Wanken. Die Gespanntheit mit England und persönliche Einflüsse rangen dem König die Zustimmung zu einem bedeutungsvollen Vertrage mit dem Kaiser ab: beide Herrscher wollten mit den Bischöfen ihrer Reiche gegen Ende August 1162 an der Saonebrücke von St. Jean de Losne eine Versammlung zur Lösung des Schismas abhalten. Wenn einer der Päpste nicht erschien, sollte dadurch seine Sache ver- wirkt sein, andernfalls die Entscheidung durch ein Schiedsgericht erfolgen. Alexanders Sache schien verloren, wenn er seine Teil- nahme verweigerte; trotzdem verharrte er in größter Sorge uner- schütterlich auf seinem Standpunkt, keinen Richter über sich anzu- erkennen. Auf kaiserlicher Seite hatte man offenbar damit gerechnet

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/146>, abgerufen am 24.11.2024.