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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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§ 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157-1167).
und hielt den Übertritt Ludwigs zu Viktor IV. für eine ausgemachte
Sache. Der aber begann bereits unter den Einwirkungen der
Alexandriner seine Übereilung zu bereuen und suchte sich seinen
Verpflichtungen zu entziehen. Den festgesetzten Termin ließ er
verstreichen, um dann doch noch einmal mit einem Aufschube von
drei Wochen unter Pfandsetzung seiner eignen Person den Vertrag
zu erneuern. Aber er benutzte die Frist nur, um seine Lage
unter Vermittelung Alexanders durch eine Verbindung mit England
zu festigen und einen Vorwand abzuwarten, der ihn von der Anklage
des Vertragsbruches befreien würde. Den boten ihm wirklich die
Kaiserlichen, die offenbar alle Hoffnung auf ihn aufgegeben hatten,
denn um die in großer Zahl erschienenen Reichsbischöfe nicht unver-
richteter Sache nach Hause kehren zu lassen, ließ Friedrich sie auf
einer Synode in dem nahegelegenen Dole, auf der insbesondere Reinald
von Dassel in gereizter und schroffer Sprache jede Einmischung
der westeuropäischen Könige in die Besetzung des römischen Stuhls
als eines dem kaiserlichen Landesherrn unterstehenden Reichsbis-
tums verbeten zu haben scheint, aufs neue die Rechtmäßigkeit
Viktors erhärten und brach auf, ohne den Ablauf jener Fristver-
längerung abzuwarten. Zwischen seinem Vertreter Reinald und
König Ludwig kam es dann noch an der Saonebrücke zu einem
bittern Wortwechsel. An den Tatsachen haben diese undiploma-
tischen Schroffheiten der Kaiserlichen wohl nichts mehr geändert,
sie ermöglichten Ludwig nur, sein Gewissen zu beruhigen. Aber
zur Verbitterung der Stimmung trugen sie nicht unerheblich bei,
wenn auch ein kriegerischer Ausbruch von beiden Seiten ver-
mieden wurde, und daß die fehlgeschlagene Hoffnung auf Bei-
legung des Schismas einen höchst unwillkommenen Mißerfolg
bedeutete, konnte durch hochfahrende Reden nicht vertuscht werden.
Es war das erste Anzeichen dafür, daß sich der allzu sehr über-
spannten Gewaltpolitik Reinalds unüberwindliche Kräfte des Wider-
stands entgegensetzten; Friedrich selbst soll geäußert haben, in St.
Jean de Losne habe er zuerst die Launen der Fortuna kennen
gelernt.

Kein Zweifel, daß eine Fortdauer des Schismas, namentlich
seit der durch Alexander klug bewirkten tätigen Anteilnahme der
Westmächte, den Kaiserlichen das Kampfesfeld übermäßig erweitern
und die Stoßkraft in Italien schwächen mußte. Friedrich hätte die
Spaltung deshalb gern mit Ehren beendet, selbst mit einem wirklich
unparteiischen Schiedsgericht hätte er sich jetzt begnügt. Auch
Alexander zeigte sich Verhandlungen stets geneigt und betonte
wiederholt, mit welcher Freude er "einen durch so viele glänzenden
Eigenschaften ausgezeichneten, großen und erhabenen Fürsten" wie

§ 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157‒1167).
und hielt den Übertritt Ludwigs zu Viktor IV. für eine ausgemachte
Sache. Der aber begann bereits unter den Einwirkungen der
Alexandriner seine Übereilung zu bereuen und suchte sich seinen
Verpflichtungen zu entziehen. Den festgesetzten Termin ließ er
verstreichen, um dann doch noch einmal mit einem Aufschube von
drei Wochen unter Pfandsetzung seiner eignen Person den Vertrag
zu erneuern. Aber er benutzte die Frist nur, um seine Lage
unter Vermittelung Alexanders durch eine Verbindung mit England
zu festigen und einen Vorwand abzuwarten, der ihn von der Anklage
des Vertragsbruches befreien würde. Den boten ihm wirklich die
Kaiserlichen, die offenbar alle Hoffnung auf ihn aufgegeben hatten,
denn um die in großer Zahl erschienenen Reichsbischöfe nicht unver-
richteter Sache nach Hause kehren zu lassen, ließ Friedrich sie auf
einer Synode in dem nahegelegenen Dôle, auf der insbesondere Reinald
von Dassel in gereizter und schroffer Sprache jede Einmischung
der westeuropäischen Könige in die Besetzung des römischen Stuhls
als eines dem kaiserlichen Landesherrn unterstehenden Reichsbis-
tums verbeten zu haben scheint, aufs neue die Rechtmäßigkeit
Viktors erhärten und brach auf, ohne den Ablauf jener Fristver-
längerung abzuwarten. Zwischen seinem Vertreter Reinald und
König Ludwig kam es dann noch an der Saonebrücke zu einem
bittern Wortwechsel. An den Tatsachen haben diese undiploma-
tischen Schroffheiten der Kaiserlichen wohl nichts mehr geändert,
sie ermöglichten Ludwig nur, sein Gewissen zu beruhigen. Aber
zur Verbitterung der Stimmung trugen sie nicht unerheblich bei,
wenn auch ein kriegerischer Ausbruch von beiden Seiten ver-
mieden wurde, und daß die fehlgeschlagene Hoffnung auf Bei-
legung des Schismas einen höchst unwillkommenen Mißerfolg
bedeutete, konnte durch hochfahrende Reden nicht vertuscht werden.
Es war das erste Anzeichen dafür, daß sich der allzu sehr über-
spannten Gewaltpolitik Reinalds unüberwindliche Kräfte des Wider-
stands entgegensetzten; Friedrich selbst soll geäußert haben, in St.
Jean de Losne habe er zuerst die Launen der Fortuna kennen
gelernt.

Kein Zweifel, daß eine Fortdauer des Schismas, namentlich
seit der durch Alexander klug bewirkten tätigen Anteilnahme der
Westmächte, den Kaiserlichen das Kampfesfeld übermäßig erweitern
und die Stoßkraft in Italien schwächen mußte. Friedrich hätte die
Spaltung deshalb gern mit Ehren beendet, selbst mit einem wirklich
unparteiischen Schiedsgericht hätte er sich jetzt begnügt. Auch
Alexander zeigte sich Verhandlungen stets geneigt und betonte
wiederholt, mit welcher Freude er „einen durch so viele glänzenden
Eigenschaften ausgezeichneten, großen und erhabenen Fürsten“ wie

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[139/0147] § 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157‒1167). und hielt den Übertritt Ludwigs zu Viktor IV. für eine ausgemachte Sache. Der aber begann bereits unter den Einwirkungen der Alexandriner seine Übereilung zu bereuen und suchte sich seinen Verpflichtungen zu entziehen. Den festgesetzten Termin ließ er verstreichen, um dann doch noch einmal mit einem Aufschube von drei Wochen unter Pfandsetzung seiner eignen Person den Vertrag zu erneuern. Aber er benutzte die Frist nur, um seine Lage unter Vermittelung Alexanders durch eine Verbindung mit England zu festigen und einen Vorwand abzuwarten, der ihn von der Anklage des Vertragsbruches befreien würde. Den boten ihm wirklich die Kaiserlichen, die offenbar alle Hoffnung auf ihn aufgegeben hatten, denn um die in großer Zahl erschienenen Reichsbischöfe nicht unver- richteter Sache nach Hause kehren zu lassen, ließ Friedrich sie auf einer Synode in dem nahegelegenen Dôle, auf der insbesondere Reinald von Dassel in gereizter und schroffer Sprache jede Einmischung der westeuropäischen Könige in die Besetzung des römischen Stuhls als eines dem kaiserlichen Landesherrn unterstehenden Reichsbis- tums verbeten zu haben scheint, aufs neue die Rechtmäßigkeit Viktors erhärten und brach auf, ohne den Ablauf jener Fristver- längerung abzuwarten. Zwischen seinem Vertreter Reinald und König Ludwig kam es dann noch an der Saonebrücke zu einem bittern Wortwechsel. An den Tatsachen haben diese undiploma- tischen Schroffheiten der Kaiserlichen wohl nichts mehr geändert, sie ermöglichten Ludwig nur, sein Gewissen zu beruhigen. Aber zur Verbitterung der Stimmung trugen sie nicht unerheblich bei, wenn auch ein kriegerischer Ausbruch von beiden Seiten ver- mieden wurde, und daß die fehlgeschlagene Hoffnung auf Bei- legung des Schismas einen höchst unwillkommenen Mißerfolg bedeutete, konnte durch hochfahrende Reden nicht vertuscht werden. Es war das erste Anzeichen dafür, daß sich der allzu sehr über- spannten Gewaltpolitik Reinalds unüberwindliche Kräfte des Wider- stands entgegensetzten; Friedrich selbst soll geäußert haben, in St. Jean de Losne habe er zuerst die Launen der Fortuna kennen gelernt. Kein Zweifel, daß eine Fortdauer des Schismas, namentlich seit der durch Alexander klug bewirkten tätigen Anteilnahme der Westmächte, den Kaiserlichen das Kampfesfeld übermäßig erweitern und die Stoßkraft in Italien schwächen mußte. Friedrich hätte die Spaltung deshalb gern mit Ehren beendet, selbst mit einem wirklich unparteiischen Schiedsgericht hätte er sich jetzt begnügt. Auch Alexander zeigte sich Verhandlungen stets geneigt und betonte wiederholt, mit welcher Freude er „einen durch so viele glänzenden Eigenschaften ausgezeichneten, großen und erhabenen Fürsten“ wie

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/147>, abgerufen am 21.11.2024.