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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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Vorrede.
Glaubens-Lehren seyn. Das Neue wird
ihnen bald alt: und so bald es ihnen alt zu
seyn daucht, wollen sie was neues haben.

Und warlich hierin liegt der Grund, wie
von vielen andern Jrrthümern; also inson-
derheit von denen Ketzereyen und irrigen
Meynungen, welche in Lehren, die das ewige
Wohl der Menschen angehen, ausgebrütet
werden. Ein jeder nimmt Theil an denen
Lehren von der Seligkeit. Niemand wird
vorsetzlich ewig elend werden wollen. Also
ist es an sich unmüglich, daß ein Mensch,
welcher glaubt, daß eine Seligkeit zukünftig
sey, nicht auch solte wünschen, dieselbe zu er-
langen: folglich auch den Weg und die Mit-
tel zu wissen, wie solches geschehen möge.
Daher kömmts, daß die meisten Menschen
auf die Religion und was darin gelehrt wird,
fürnemlich wenn sich Neuerungen darin her-
vor thun, aufmercksam sind. Nachdem nun
dieselbe leichtgläubig und argwöhnisch, so
lassen sie sich blenden und einnehmen. Solches
wissen dann andere, die etwas schlau sind und
gerne einen grossen Namen haben wollen, sich
zu Nutz zu machen. Auf solche Art kan
man in keinen Wissenschaften leichter von
der Warheit abgeführet werden, als in de-
nen, die das ewige Wohl der Seelen ange-

hen;

Vorrede.
Glaubens-Lehren ſeyn. Das Neue wird
ihnen bald alt: und ſo bald es ihnen alt zu
ſeyn daucht, wollen ſie was neues haben.

Und warlich hierin liegt der Grund, wie
von vielen andern Jrrthuͤmern; alſo inſon-
derheit von denen Ketzereyen und irrigen
Meynungen, welche in Lehren, die das ewige
Wohl der Menſchen angehen, ausgebruͤtet
werden. Ein jeder nimmt Theil an denen
Lehren von der Seligkeit. Niemand wird
vorſetzlich ewig elend werden wollen. Alſo
iſt es an ſich unmuͤglich, daß ein Menſch,
welcher glaubt, daß eine Seligkeit zukuͤnftig
ſey, nicht auch ſolte wuͤnſchen, dieſelbe zu er-
langen: folglich auch den Weg und die Mit-
tel zu wiſſen, wie ſolches geſchehen moͤge.
Daher koͤmmts, daß die meiſten Menſchen
auf die Religion und was darin gelehrt wird,
fuͤrnemlich wenn ſich Neuerungen darin her-
vor thun, aufmerckſam ſind. Nachdem nun
dieſelbe leichtglaͤubig und argwoͤhniſch, ſo
laſſen ſie ſich blenden und einnehmen. Solches
wiſſen dann andere, die etwas ſchlau ſind und
gerne einen groſſen Namen haben wollen, ſich
zu Nutz zu machen. Auf ſolche Art kan
man in keinen Wiſſenſchaften leichter von
der Warheit abgefuͤhret werden, als in de-
nen, die das ewige Wohl der Seelen ange-

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[4/0016] Vorrede. Glaubens-Lehren ſeyn. Das Neue wird ihnen bald alt: und ſo bald es ihnen alt zu ſeyn daucht, wollen ſie was neues haben. Und warlich hierin liegt der Grund, wie von vielen andern Jrrthuͤmern; alſo inſon- derheit von denen Ketzereyen und irrigen Meynungen, welche in Lehren, die das ewige Wohl der Menſchen angehen, ausgebruͤtet werden. Ein jeder nimmt Theil an denen Lehren von der Seligkeit. Niemand wird vorſetzlich ewig elend werden wollen. Alſo iſt es an ſich unmuͤglich, daß ein Menſch, welcher glaubt, daß eine Seligkeit zukuͤnftig ſey, nicht auch ſolte wuͤnſchen, dieſelbe zu er- langen: folglich auch den Weg und die Mit- tel zu wiſſen, wie ſolches geſchehen moͤge. Daher koͤmmts, daß die meiſten Menſchen auf die Religion und was darin gelehrt wird, fuͤrnemlich wenn ſich Neuerungen darin her- vor thun, aufmerckſam ſind. Nachdem nun dieſelbe leichtglaͤubig und argwoͤhniſch, ſo laſſen ſie ſich blenden und einnehmen. Solches wiſſen dann andere, die etwas ſchlau ſind und gerne einen groſſen Namen haben wollen, ſich zu Nutz zu machen. Auf ſolche Art kan man in keinen Wiſſenſchaften leichter von der Warheit abgefuͤhret werden, als in de- nen, die das ewige Wohl der Seelen ange- hen;

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/16>, abgerufen am 21.11.2024.