Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
hen; und man hat in keiner Lehre sich sorg-
fältiger in acht zu nehmen, als eben in der, die
unsere Religion und Glauben betrift. Und
da gilt fürnemlich die Regul des Apostels,
daß wir uns bemühen solten hinan zu kommen
zu einerley Glauben und Erkänntnüß des Soh-
nes Gottes und ein vollkommen Mann wer-
den, der da sey in der Maaß des vollenkom-
menen Alters Christi. Eph. IV. 14. Dieses a-
ber wird nicht geschehen mögen, es sey dann,
daß man das Willkührliche von dem Noht-
wendigen, und das Falsche von dem Wah-
ren zu unterscheiden geschickt sey. Und es ist
nicht nnmöglich unter Gottes Beystand die-
se Geschicklichkeit zu erlangen. Zwar der Un-
terricht, welchen blosse Vernunft hievon gibt,
ist unzulänglich, und die Begriffe, welche wir
uns durch Hülffe derselben von Lehr-Sätzen,
so hieher gehören, machen, sind mit der Furcht
des Gegentheils verknüpft, und lassen folg-
lich die Seele in Zweifel und Ungewißheit.
Niemand wird durch eigenes Nachsinnen, er
sey noch so starck an Gaben des Verstandes,
zur Erkänntnüß des Heyls, die da ist in Ver-
gebung der Sünden, gelangen. Die Erfah-
rung hat es auch zur Gnüge erwiesen, daß sol-
ches ausser Menschen Kräften gewesen. Al-
lein diesem Mangel hat GOtt selbst abge-

holf-
a 3

Vorrede.
hen; und man hat in keiner Lehre ſich ſorg-
faͤltiger in acht zu nehmen, als eben in der, die
unſere Religion und Glauben betrift. Und
da gilt fuͤrnemlich die Regul des Apoſtels,
daß wir uns bemuͤhen ſolten hinan zu kommen
zu einerley Glauben und Erkaͤnntnuͤß des Soh-
nes Gottes und ein vollkommen Mann wer-
den, der da ſey in der Maaß des vollenkom-
menen Alters Chriſti. Eph. IV. 14. Dieſes a-
ber wird nicht geſchehen moͤgen, es ſey dann,
daß man das Willkuͤhrliche von dem Noht-
wendigen, und das Falſche von dem Wah-
ren zu unterſcheiden geſchickt ſey. Und es iſt
nicht nnmoͤglich unter Gottes Beyſtand die-
ſe Geſchicklichkeit zu erlangen. Zwar der Un-
terricht, welchen bloſſe Vernunft hievon gibt,
iſt unzulaͤnglich, und die Begriffe, welche wir
uns durch Huͤlffe derſelben von Lehr-Saͤtzen,
ſo hieher gehoͤren, machen, ſind mit der Furcht
des Gegentheils verknuͤpft, und laſſen folg-
lich die Seele in Zweifel und Ungewißheit.
Niemand wird durch eigenes Nachſinnen, er
ſey noch ſo ſtarck an Gaben des Verſtandes,
zur Erkaͤnntnuͤß des Heyls, die da iſt in Ver-
gebung der Suͤnden, gelangen. Die Erfah-
rung hat es auch zur Gnuͤge erwieſen, daß ſol-
ches auſſer Menſchen Kraͤften geweſen. Al-
lein dieſem Mangel hat GOtt ſelbſt abge-

holf-
a 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
hen; und man hat in keiner Lehre &#x017F;ich &#x017F;org-<lb/>
fa&#x0364;ltiger in acht zu nehmen, als eben in der, die<lb/>
un&#x017F;ere Religion und Glauben betrift. Und<lb/>
da gilt fu&#x0364;rnemlich die Regul des Apo&#x017F;tels,<lb/>
daß wir uns bemu&#x0364;hen &#x017F;olten hinan zu kommen<lb/>
zu einerley Glauben und Erka&#x0364;nntnu&#x0364;ß des Soh-<lb/>
nes Gottes und ein vollkommen Mann wer-<lb/>
den, der da &#x017F;ey in der Maaß des vollenkom-<lb/>
menen Alters Chri&#x017F;ti. <hi rendition="#aq">Eph. IV.</hi> 14. Die&#x017F;es a-<lb/>
ber wird nicht ge&#x017F;chehen mo&#x0364;gen, es &#x017F;ey dann,<lb/>
daß man das Willku&#x0364;hrliche von dem Noht-<lb/>
wendigen, und das Fal&#x017F;che von dem Wah-<lb/>
ren zu unter&#x017F;cheiden ge&#x017F;chickt &#x017F;ey. Und es i&#x017F;t<lb/>
nicht nnmo&#x0364;glich unter Gottes Bey&#x017F;tand die-<lb/>
&#x017F;e Ge&#x017F;chicklichkeit zu erlangen. Zwar der Un-<lb/>
terricht, welchen blo&#x017F;&#x017F;e Vernunft hievon gibt,<lb/>
i&#x017F;t unzula&#x0364;nglich, und die Begriffe, welche wir<lb/>
uns durch Hu&#x0364;lffe der&#x017F;elben von Lehr-Sa&#x0364;tzen,<lb/>
&#x017F;o hieher geho&#x0364;ren, machen, &#x017F;ind mit der Furcht<lb/>
des Gegentheils verknu&#x0364;pft, und la&#x017F;&#x017F;en folg-<lb/>
lich die Seele in Zweifel und Ungewißheit.<lb/>
Niemand wird durch eigenes Nach&#x017F;innen, er<lb/>
&#x017F;ey noch &#x017F;o &#x017F;tarck an Gaben des Ver&#x017F;tandes,<lb/>
zur Erka&#x0364;nntnu&#x0364;ß des Heyls, die da i&#x017F;t in Ver-<lb/>
gebung der Su&#x0364;nden, gelangen. Die Erfah-<lb/>
rung hat es auch zur Gnu&#x0364;ge erwie&#x017F;en, daß &#x017F;ol-<lb/>
ches au&#x017F;&#x017F;er Men&#x017F;chen Kra&#x0364;ften gewe&#x017F;en. Al-<lb/>
lein die&#x017F;em Mangel hat GOtt &#x017F;elb&#x017F;t abge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">holf-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[5/0017] Vorrede. hen; und man hat in keiner Lehre ſich ſorg- faͤltiger in acht zu nehmen, als eben in der, die unſere Religion und Glauben betrift. Und da gilt fuͤrnemlich die Regul des Apoſtels, daß wir uns bemuͤhen ſolten hinan zu kommen zu einerley Glauben und Erkaͤnntnuͤß des Soh- nes Gottes und ein vollkommen Mann wer- den, der da ſey in der Maaß des vollenkom- menen Alters Chriſti. Eph. IV. 14. Dieſes a- ber wird nicht geſchehen moͤgen, es ſey dann, daß man das Willkuͤhrliche von dem Noht- wendigen, und das Falſche von dem Wah- ren zu unterſcheiden geſchickt ſey. Und es iſt nicht nnmoͤglich unter Gottes Beyſtand die- ſe Geſchicklichkeit zu erlangen. Zwar der Un- terricht, welchen bloſſe Vernunft hievon gibt, iſt unzulaͤnglich, und die Begriffe, welche wir uns durch Huͤlffe derſelben von Lehr-Saͤtzen, ſo hieher gehoͤren, machen, ſind mit der Furcht des Gegentheils verknuͤpft, und laſſen folg- lich die Seele in Zweifel und Ungewißheit. Niemand wird durch eigenes Nachſinnen, er ſey noch ſo ſtarck an Gaben des Verſtandes, zur Erkaͤnntnuͤß des Heyls, die da iſt in Ver- gebung der Suͤnden, gelangen. Die Erfah- rung hat es auch zur Gnuͤge erwieſen, daß ſol- ches auſſer Menſchen Kraͤften geweſen. Al- lein dieſem Mangel hat GOtt ſelbſt abge- holf- a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/17
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/17>, abgerufen am 21.11.2024.