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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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Christus nach seinem Begriff die Sünde mit ih-
rer Wurtzel weg nehme.

Es kommt hier aber darauf an/ daß man sich von
der Möglichkeit/ wie solches geschehen könne/
einen reinen Begriff mache. Soll Christus die
Wurtzel mit der Sünde wegnehmen/ so muß er
den Menschen in den Stand setzen/ daß er gar
nicht mehr sündige. Diß müste geschehen durch
Vorstellungen und Lehr-Begriffe oder durch
unmittelbares Einwircken in den Geist.

Das Letztere kan mit dem Dippelschen Systemate
nicht bestehen und wenn es damit bestehen kön-
te/ so würde J. C. Dippel die Möglichkeit der im-
putation
damit ungemein bestätigen. Sie kan a-
ber weder mit seinem Begriff von der menschlichen
Freyheit/ noch mit seiner Beschreibung vom
Glauben sich zusammen reimen. Vermöge der
Freyheit im Dippelschen Verstande kan der
Mensch/ wenn er will/ und also braucht er keine
Mittheilung der Kräfte: (Erläut. quaest. 75. p. 182.)
Vermöge des Glaubens muß der Heyland das Hertz
schon mit Tugenden angefüllet finden/ (Erl. quaest.
40. p.
101.) und also darf er sie nicht erst dar in pflan-
tzen. Es bleibt also das Erstere übrig/ daß nem-
lich die Sünde mit der Wurtzel durch Vorstel-
lungen und Lehr-Begriffe
weggenommen wer-
de. Wie weit solches geschehe/ das haben wir
an J. C. Dippels Exempel gesehen (Erläut. quaest.
75.) gesetzt aber/ es wäre möglich/ welches gleich-

wohl



Chriſtus nach ſeinem Begriff die Suͤnde mit ih-
rer Wurtzel weg nehme.

Es kommt hier aber darauf an/ daß man ſich von
der Moͤglichkeit/ wie ſolches geſchehen koͤnne/
einen reinen Begriff mache. Soll Chriſtus die
Wurtzel mit der Suͤnde wegnehmen/ ſo muß er
den Menſchen in den Stand ſetzen/ daß er gar
nicht mehr ſuͤndige. Diß muͤſte geſchehen durch
Vorſtellungen und Lehr-Begriffe oder durch
unmittelbares Einwircken in den Geiſt.

Das Letztere kan mit dem Dippelſchen Syſtemate
nicht beſtehen und wenn es damit beſtehen koͤn-
te/ ſo wuͤrde J. C. Dippel die Moͤglichkeit der im-
putation
damit ungemein beſtaͤtigen. Sie kan a-
ber weder mit ſeinem Begriff von der menſchlichen
Freyheit/ noch mit ſeiner Beſchreibung vom
Glauben ſich zuſammen reimen. Vermoͤge der
Freyheit im Dippelſchen Verſtande kan der
Menſch/ wenn er will/ und alſo braucht er keine
Mittheilung der Kraͤfte: (Erlaͤut. quæſt. 75. p. 182.)
Vermoͤge des Glaubens muß der Heyland das Hertz
ſchon mit Tugenden angefuͤllet finden/ (Erl. quæſt.
40. p.
101.) und alſo darf er ſie nicht erſt dar in pflan-
tzen. Es bleibt alſo das Erſtere uͤbrig/ daß nem-
lich die Suͤnde mit der Wurtzel durch Vorſtel-
lungen und Lehr-Begriffe
weggenommen wer-
de. Wie weit ſolches geſchehe/ das haben wir
an J. C. Dippels Exempel geſehen (Erlaͤut. quæſt.
75.) geſetzt aber/ es waͤre moͤglich/ welches gleich-

wohl
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[196/0248] Chriſtus nach ſeinem Begriff die Suͤnde mit ih- rer Wurtzel weg nehme. Es kommt hier aber darauf an/ daß man ſich von der Moͤglichkeit/ wie ſolches geſchehen koͤnne/ einen reinen Begriff mache. Soll Chriſtus die Wurtzel mit der Suͤnde wegnehmen/ ſo muß er den Menſchen in den Stand ſetzen/ daß er gar nicht mehr ſuͤndige. Diß muͤſte geſchehen durch Vorſtellungen und Lehr-Begriffe oder durch unmittelbares Einwircken in den Geiſt. Das Letztere kan mit dem Dippelſchen Syſtemate nicht beſtehen und wenn es damit beſtehen koͤn- te/ ſo wuͤrde J. C. Dippel die Moͤglichkeit der im- putation damit ungemein beſtaͤtigen. Sie kan a- ber weder mit ſeinem Begriff von der menſchlichen Freyheit/ noch mit ſeiner Beſchreibung vom Glauben ſich zuſammen reimen. Vermoͤge der Freyheit im Dippelſchen Verſtande kan der Menſch/ wenn er will/ und alſo braucht er keine Mittheilung der Kraͤfte: (Erlaͤut. quæſt. 75. p. 182.) Vermoͤge des Glaubens muß der Heyland das Hertz ſchon mit Tugenden angefuͤllet finden/ (Erl. quæſt. 40. p. 101.) und alſo darf er ſie nicht erſt dar in pflan- tzen. Es bleibt alſo das Erſtere uͤbrig/ daß nem- lich die Suͤnde mit der Wurtzel durch Vorſtel- lungen und Lehr-Begriffe weggenommen wer- de. Wie weit ſolches geſchehe/ das haben wir an J. C. Dippels Exempel geſehen (Erlaͤut. quæſt. 75.) geſetzt aber/ es waͤre moͤglich/ welches gleich- wohl

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/248>, abgerufen am 21.11.2024.