Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans I. Buch.
künfftig nach den Inferis, so melde ihnen meinen un-
bekannten Gruß/ und sage: Jch habe ihnen diesen
fetten Braten gesandt/ darbey mögen sie sich laetifici-
ren/ wie alle Plutonis filii bey dergleichen Casibus zu
thun pflegen. Soltest du aber perseram & veram poe-
nitentiam
zu den Superis gelangen/ so freue dich mit
denselben in ewiger Gloria, und be-gratiarum actio-
ni
re mich/ daß ich dir per lethalem hunc bolum zum
ewigen bene esse verholffen habe.

Jnzwischen da Troll also redete/ hatte der arme
Rauber gnugsam zu worgen an dem faulen Holtz/
welches ihm die Köhle dergestalt verstopffete/ daß er
nicht lange hernach vollends ersticken muste. Troll
aber nahm ihnen alle Kleider ab/ hieng die 2. Degen
zu dem Seinigen an die Seite/ und steckete alle 4. Pi-
stolen in die zween angelegte Gürtel/ damit wanderte
er/ wie ein beladener Maul-Esel/ mit seinem Gefähr-
ten fort/ weil es aber bald hernach sehr dunckel/ und
dieser sich überauß schwer beladen hatte/ gleichwol
nicht das Allergeringste von seiner Beute zurück las-
sen wolte/ Klingenfeld auch zimlich abgemattet war/
so resolvirten sie sich/ in dem Wald nieder zu ligen/
und deß folgenden Tages zu erwarten. Klingenfeld
wuste nicht/ wessen er sich zu Trollen zu versehen hät-
te/ er kannte ihn noch nicht recht/ und gedachte/ um
der zwey Beutel mit Geld willen/ möchte er ihm bey
schlaffender Zeit den Rest geben/ und seines Weges
lauffen/ dannenhero sprach er zu ihm: Troll/ es ist
meine Gewohnheit/ daß ich deß Nachts auf hundert
Schritte Niemand um mich leyde/ das werdet ihr
euch gefallen lassen/ dann wir kennen uns noch nicht
recht/ und wann ihr wustet/ was für seltzame Phanta-
si
en ich deß Nachts bekomme/ würdet ihr euch selber
nicht getrauen/ nahe zu mir zu tretten. Sit ita, sprach

Troll/
F 5

Romans I. Buch.
kuͤnfftig nach den Inferis, ſo melde ihnen meinen un-
bekannten Gruß/ und ſage: Jch habe ihnen dieſen
fetten Braten geſandt/ darbey moͤgen ſie ſich lætifici-
ren/ wie alle Plutonis filii bey dergleichen Caſibus zu
thun pflegen. Solteſt du aber perſeram & veram pœ-
nitentiam
zu den Superis gelangen/ ſo freue dich mit
denſelben in ewiger Gloria, und be-gratiarum actio-
ni
re mich/ daß ich dir per lethalem hunc bolum zum
ewigen bene eſſe verholffen habe.

Jnzwiſchen da Troll alſo redete/ hatte der arme
Rauber gnugſam zu worgen an dem faulen Holtz/
welches ihm die Koͤhle dergeſtalt verſtopffete/ daß er
nicht lange hernach vollends erſticken muſte. Troll
aber nahm ihnen alle Kleider ab/ hieng die 2. Degen
zu dem Seinigen an die Seite/ und ſteckete alle 4. Pi-
ſtolen in die zween angelegte Guͤrtel/ damit wanderte
er/ wie ein beladener Maul-Eſel/ mit ſeinem Gefaͤhr-
ten fort/ weil es aber bald hernach ſehr dunckel/ und
dieſer ſich uͤberauß ſchwer beladen hatte/ gleichwol
nicht das Allergeringſte von ſeiner Beute zuruͤck laſ-
ſen wolte/ Klingenfeld auch zimlich abgemattet war/
ſo reſolvirten ſie ſich/ in dem Wald nieder zu ligen/
und deß folgenden Tages zu erwarten. Klingenfeld
wuſte nicht/ weſſen er ſich zu Trollen zu verſehen haͤt-
te/ er kannte ihn noch nicht recht/ und gedachte/ um
der zwey Beutel mit Geld willen/ moͤchte er ihm bey
ſchlaffender Zeit den Reſt geben/ und ſeines Weges
lauffen/ dannenhero ſprach er zu ihm: Troll/ es iſt
meine Gewohnheit/ daß ich deß Nachts auf hundert
Schritte Niemand um mich leyde/ das werdet ihr
euch gefallen laſſen/ dann wir kennen uns noch nicht
recht/ und wann ihr wuſtet/ was fuͤr ſeltzame Phanta-
ſi
en ich deß Nachts bekomme/ wuͤrdet ihr euch ſelber
nicht getrauen/ nahe zu mir zu tretten. Sit ita, ſprach

Troll/
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0101" n="89"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ku&#x0364;nfftig nach den <hi rendition="#aq">Inferis,</hi> &#x017F;o melde ihnen meinen un-<lb/>
bekannten Gruß/ und &#x017F;age: Jch habe ihnen die&#x017F;en<lb/>
fetten Braten ge&#x017F;andt/ darbey mo&#x0364;gen &#x017F;ie &#x017F;ich <hi rendition="#aq">lætifici-</hi><lb/>
ren/ wie alle <hi rendition="#aq">Plutonis filii</hi> bey dergleichen <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;ibus</hi> zu<lb/>
thun pflegen. Solte&#x017F;t du aber <hi rendition="#aq">per&#x017F;eram &amp; veram p&#x0153;-<lb/>
nitentiam</hi> zu den <hi rendition="#aq">Superis</hi> gelangen/ &#x017F;o freue dich mit<lb/>
den&#x017F;elben in ewiger <hi rendition="#aq">Gloria,</hi> und be-<hi rendition="#aq">gratiarum actio-<lb/>
ni</hi>re mich/ daß ich dir <hi rendition="#aq">per lethalem hunc bolum</hi> zum<lb/>
ewigen <hi rendition="#aq">bene e&#x017F;&#x017F;e</hi> verholffen habe.</p><lb/>
          <p>Jnzwi&#x017F;chen da Troll al&#x017F;o redete/ hatte der arme<lb/>
Rauber gnug&#x017F;am zu worgen an dem faulen Holtz/<lb/>
welches ihm die Ko&#x0364;hle derge&#x017F;talt ver&#x017F;topffete/ daß er<lb/>
nicht lange hernach vollends er&#x017F;ticken mu&#x017F;te. Troll<lb/>
aber nahm ihnen alle Kleider ab/ hieng die 2. Degen<lb/>
zu dem Seinigen an die Seite/ und &#x017F;teckete alle 4. Pi-<lb/>
&#x017F;tolen in die zween angelegte Gu&#x0364;rtel/ damit wanderte<lb/>
er/ wie ein beladener Maul-E&#x017F;el/ mit &#x017F;einem Gefa&#x0364;hr-<lb/>
ten fort/ weil es aber bald hernach &#x017F;ehr dunckel/ und<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;ich u&#x0364;berauß &#x017F;chwer beladen hatte/ gleichwol<lb/>
nicht das Allergering&#x017F;te von &#x017F;einer Beute zuru&#x0364;ck la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wolte/ Klingenfeld auch zimlich abgemattet war/<lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>rten &#x017F;ie &#x017F;ich/ in dem Wald nieder zu ligen/<lb/>
und deß folgenden Tages zu erwarten. Klingenfeld<lb/>
wu&#x017F;te nicht/ we&#x017F;&#x017F;en er &#x017F;ich zu Trollen zu ver&#x017F;ehen ha&#x0364;t-<lb/>
te/ er kannte ihn noch nicht recht/ und gedachte/ um<lb/>
der zwey Beutel mit Geld willen/ mo&#x0364;chte er ihm bey<lb/>
&#x017F;chlaffender Zeit den Re&#x017F;t geben/ und &#x017F;eines Weges<lb/>
lauffen/ dannenhero &#x017F;prach er zu ihm: Troll/ es i&#x017F;t<lb/>
meine Gewohnheit/ daß ich deß Nachts auf hundert<lb/>
Schritte Niemand um mich leyde/ das werdet ihr<lb/>
euch gefallen la&#x017F;&#x017F;en/ dann wir kennen uns noch nicht<lb/>
recht/ und wann ihr wu&#x017F;tet/ was fu&#x0364;r &#x017F;eltzame <hi rendition="#aq">Phanta-<lb/>
&#x017F;i</hi>en ich deß Nachts bekomme/ wu&#x0364;rdet ihr euch &#x017F;elber<lb/>
nicht getrauen/ nahe zu mir zu tretten. <hi rendition="#aq">Sit ita,</hi> &#x017F;prach<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Troll/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0101] Romans I. Buch. kuͤnfftig nach den Inferis, ſo melde ihnen meinen un- bekannten Gruß/ und ſage: Jch habe ihnen dieſen fetten Braten geſandt/ darbey moͤgen ſie ſich lætifici- ren/ wie alle Plutonis filii bey dergleichen Caſibus zu thun pflegen. Solteſt du aber perſeram & veram pœ- nitentiam zu den Superis gelangen/ ſo freue dich mit denſelben in ewiger Gloria, und be-gratiarum actio- nire mich/ daß ich dir per lethalem hunc bolum zum ewigen bene eſſe verholffen habe. Jnzwiſchen da Troll alſo redete/ hatte der arme Rauber gnugſam zu worgen an dem faulen Holtz/ welches ihm die Koͤhle dergeſtalt verſtopffete/ daß er nicht lange hernach vollends erſticken muſte. Troll aber nahm ihnen alle Kleider ab/ hieng die 2. Degen zu dem Seinigen an die Seite/ und ſteckete alle 4. Pi- ſtolen in die zween angelegte Guͤrtel/ damit wanderte er/ wie ein beladener Maul-Eſel/ mit ſeinem Gefaͤhr- ten fort/ weil es aber bald hernach ſehr dunckel/ und dieſer ſich uͤberauß ſchwer beladen hatte/ gleichwol nicht das Allergeringſte von ſeiner Beute zuruͤck laſ- ſen wolte/ Klingenfeld auch zimlich abgemattet war/ ſo reſolvirten ſie ſich/ in dem Wald nieder zu ligen/ und deß folgenden Tages zu erwarten. Klingenfeld wuſte nicht/ weſſen er ſich zu Trollen zu verſehen haͤt- te/ er kannte ihn noch nicht recht/ und gedachte/ um der zwey Beutel mit Geld willen/ moͤchte er ihm bey ſchlaffender Zeit den Reſt geben/ und ſeines Weges lauffen/ dannenhero ſprach er zu ihm: Troll/ es iſt meine Gewohnheit/ daß ich deß Nachts auf hundert Schritte Niemand um mich leyde/ das werdet ihr euch gefallen laſſen/ dann wir kennen uns noch nicht recht/ und wann ihr wuſtet/ was fuͤr ſeltzame Phanta- ſien ich deß Nachts bekomme/ wuͤrdet ihr euch ſelber nicht getrauen/ nahe zu mir zu tretten. Sit ita, ſprach Troll/ F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/101
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/101>, abgerufen am 04.12.2024.