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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Kronen für die Cur/ (so viel habe er von dem Jubilie-
rer bekommen/) und wann er solche erlegete/ könte er
ihn mitnehmen/ und so theuer verkauffen/ als er immer
wolte. Der Corsar bliebe darbey/ daß der Gefangene
sein rechtmässiger Gefangener sey/ und wann er dem
Aga den gebührlichen Artzt-Lohn bezahlete/ so könte
derselbe an dem Leibeigenen nichts weiters mit Recht
praetendiren. Der Aga hingegen bliebe darbey/ daß er
seine Medicamenten und Verpflegung auf 200. Kro-
nen schätzete. Und weil der Bassa den Jubilierer frag-
te/ was er darzu sagte/ dieser aber sich vernehmen ließ/
daß er sein Recht an dem Leibeigenen gern wieder ab-
stehen wolte/ wann ihm/ wie die Billigkeit solches mit
sich brächte/ seine außgelegete 200. Rthlr. wieder er-
stattet würden. Da ließ sich der Bassa vernehmen/
daß er keinem von den beyden Principalen ihr Recht
disputiren könte/ sie solten demnach um den Leibeige-
nen losen/ bekäme ihn der Aga, so müsse er ihn dem Ju-
bilierer/ Krafft deß gemachten Kauffs/ überlassen/
oder ihm sein außgelegtes Geld darfür hergeben.
Uberkäme ihn aber der Corsar, so solle er dem Jubi-
lierer nur 100. Kro nen zum Abtritt geben. Hiermit
war weder dieser noch jener zufrieden/ und behaupte-
te der Corsar, daß er den Sclaven auf 300. Kronen
aestimirte. Was das Loß anbelanget/ wolle er sich lie-
ber zu einem Kampff mit dem Aga verstehen/ und sei-
ne Sache mit dem Säbel gegen ihn außführen/ weil
der Bassa sie anders nicht entscheiden könte. Ob nun
gleich die Duellen unter den Türcken verbotten/ so
muste man doch dem Corsar, als der die Türckische Ju-
risdiction
deßfalls nicht erkannte/ seinen Willen las-
sen/ weil nun dieser ein Jrrländischer Renegade, und
ein Mann von grosser Corrage, bliebe er bey dem
Kampff/ und wolte der Aga nicht für einen verzagten

Hudler

Deß Academiſchen
Kronen fuͤr die Cur/ (ſo viel habe er von dem Jubilie-
rer bekommen/) und wann er ſolche erlegete/ koͤnte er
ihn mitnehmen/ und ſo theuer verkauffen/ als er im̃er
wolte. Der Corſar bliebe darbey/ daß der Gefangene
ſein rechtmaͤſſiger Gefangener ſey/ und wann er dem
Aga den gebuͤhrlichen Artzt-Lohn bezahlete/ ſo koͤnte
derſelbe an dem Leibeigenen nichts weiters mit Recht
prætendiren. Der Aga hingegen bliebe darbey/ daß er
ſeine Medicamenten und Verpflegung auf 200. Kro-
nen ſchaͤtzete. Und weil der Baſſa den Jubilierer frag-
te/ was er darzu ſagte/ dieſer aber ſich vernehmen ließ/
daß er ſein Recht an dem Leibeigenen gern wieder ab-
ſtehen wolte/ wann ihm/ wie die Billigkeit ſolches mit
ſich braͤchte/ ſeine außgelegete 200. Rthlr. wieder er-
ſtattet wuͤrden. Da ließ ſich der Baſſa vernehmen/
daß er keinem von den beyden Principalen ihr Recht
diſputiren koͤnte/ ſie ſolten demnach um den Leibeige-
nen loſen/ bekaͤme ihn der Aga, ſo muͤſſe er ihn dem Ju-
bilierer/ Krafft deß gemachten Kauffs/ uͤberlaſſen/
oder ihm ſein außgelegtes Geld darfuͤr hergeben.
Uberkaͤme ihn aber der Corſar, ſo ſolle er dem Jubi-
lierer nur 100. Kro nen zum Abtritt geben. Hiermit
war weder dieſer noch jener zufrieden/ und behaupte-
te der Corſar, daß er den Sclaven auf 300. Kronen
æſtimirte. Was das Loß anbelanget/ wolle er ſich lie-
ber zu einem Kampff mit dem Aga verſtehen/ und ſei-
ne Sache mit dem Saͤbel gegen ihn außfuͤhren/ weil
der Baſſa ſie anders nicht entſcheiden koͤnte. Ob nun
gleich die Duellen unter den Tuͤrcken verbotten/ ſo
muſte man doch dem Corſar, als der die Tuͤrckiſche Ju-
risdiction
deßfalls nicht erkannte/ ſeinen Willen laſ-
ſen/ weil nun dieſer ein Jrꝛlaͤndiſcher Renegade, und
ein Mann von groſſer Corrage, bliebe er bey dem
Kampff/ und wolte der Aga nicht fuͤr einen verzagten

Hudler
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[994/1016] Deß Academiſchen Kronen fuͤr die Cur/ (ſo viel habe er von dem Jubilie- rer bekommen/) und wann er ſolche erlegete/ koͤnte er ihn mitnehmen/ und ſo theuer verkauffen/ als er im̃er wolte. Der Corſar bliebe darbey/ daß der Gefangene ſein rechtmaͤſſiger Gefangener ſey/ und wann er dem Aga den gebuͤhrlichen Artzt-Lohn bezahlete/ ſo koͤnte derſelbe an dem Leibeigenen nichts weiters mit Recht prætendiren. Der Aga hingegen bliebe darbey/ daß er ſeine Medicamenten und Verpflegung auf 200. Kro- nen ſchaͤtzete. Und weil der Baſſa den Jubilierer frag- te/ was er darzu ſagte/ dieſer aber ſich vernehmen ließ/ daß er ſein Recht an dem Leibeigenen gern wieder ab- ſtehen wolte/ wann ihm/ wie die Billigkeit ſolches mit ſich braͤchte/ ſeine außgelegete 200. Rthlr. wieder er- ſtattet wuͤrden. Da ließ ſich der Baſſa vernehmen/ daß er keinem von den beyden Principalen ihr Recht diſputiren koͤnte/ ſie ſolten demnach um den Leibeige- nen loſen/ bekaͤme ihn der Aga, ſo muͤſſe er ihn dem Ju- bilierer/ Krafft deß gemachten Kauffs/ uͤberlaſſen/ oder ihm ſein außgelegtes Geld darfuͤr hergeben. Uberkaͤme ihn aber der Corſar, ſo ſolle er dem Jubi- lierer nur 100. Kro nen zum Abtritt geben. Hiermit war weder dieſer noch jener zufrieden/ und behaupte- te der Corſar, daß er den Sclaven auf 300. Kronen æſtimirte. Was das Loß anbelanget/ wolle er ſich lie- ber zu einem Kampff mit dem Aga verſtehen/ und ſei- ne Sache mit dem Saͤbel gegen ihn außfuͤhren/ weil der Baſſa ſie anders nicht entſcheiden koͤnte. Ob nun gleich die Duellen unter den Tuͤrcken verbotten/ ſo muſte man doch dem Corſar, als der die Tuͤrckiſche Ju- risdiction deßfalls nicht erkannte/ ſeinen Willen laſ- ſen/ weil nun dieſer ein Jrꝛlaͤndiſcher Renegade, und ein Mann von groſſer Corrage, bliebe er bey dem Kampff/ und wolte der Aga nicht fuͤr einen verzagten Hudler

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 994. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1016>, abgerufen am 22.11.2024.