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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
aber ersagter Bassa hat sie unter einer Convoy also-
bald hieher gesandt/ daß sie wieder zu den Jhrigen
gehen/ und die Außlösung ihres Bruders befördern
möchte. Er hätte sie wol selber behalten/ oder nach
der Pforte senden können/ aber er hat sein Lebtage
keines Frauen zimmers geachtet/ und weil man saget/
der Sultan habe einen Bassa/ der ihm eine schöne
Sclavin vor einem halben Jahr zugesandt/ gar übel
belohnet/ als wil er solches an seiner fürnehmen
Sclavin auch nicht erwarten. Diese fürnehme Da-
me
ist in dem Hauß deß Stadt-Richters und wartet
nur auf ein Schiff/ das nach Jtalien lauffen möchte/
aber sie wil sich von keinem Menschen sprechen lassen/
dann sie soll allwege weinen/ und gar zu sehr der Trau-
rigkeit nach hängen. Jch bin gezwungen/ sprach Par-
do,
diesem Jtaliäner meinen Beystand zu leisten/ aber
wo bekommen wir ihn auß den Händen eines solchen
starcken Aufsehers? Das wird schwerlich hergehen/
replicirte Alexius, und halte ich es schier vor eine un-
mögliche Sache/ mit Gewalt etwas außzurichten/
aber mit List möchte es sich noch etwa thun lassen.
Jndem sie aber auf allerhand Wege bedacht sind/
dem Gefangenen beyzukommen/ da kommt Klingen-
feld daher/ und küsset dem Pardo die Hand/ dieser ver-
wunderte und erfreuete sich über die unversehene An-
kunfft seines hertzhafften Edelmanns/ und Klingen-
feld erzehlete darauf/ wie es ihm in Cypern ergangen/
und welcher Gestalt er nach Alexandretta und von
dannen nach Tripoli geräyset/ da man ihm von einem
fürnchmen gefangenen Jtaliäner vorgesaget/ weil er
nun seine von dem Bassa zu Famagusta erhaltene
Fürschrifft dem zu Tripoli fürgezeiget/ in Meynung/
Condado läge daselbst gefangen/ habe ihn der Tripo-
li
sche Bassa bald abgewiesen/ (NB. dieses Tripoli

liget

Romans II. Buch.
aber erſagter Baſſa hat ſie unter einer Convoy alſo-
bald hieher geſandt/ daß ſie wieder zu den Jhrigen
gehen/ und die Außloͤſung ihres Bruders befoͤrdern
moͤchte. Er haͤtte ſie wol ſelber behalten/ oder nach
der Pforte ſenden koͤnnen/ aber er hat ſein Lebtage
keines Frauen zimmers geachtet/ und weil man ſaget/
der Sultan habe einen Baſſa/ der ihm eine ſchoͤne
Sclavin vor einem halben Jahr zugeſandt/ gar uͤbel
belohnet/ als wil er ſolches an ſeiner fuͤrnehmen
Sclavin auch nicht erwarten. Dieſe fuͤrnehme Da-
me
iſt in dem Hauß deß Stadt-Richters und wartet
nur auf ein Schiff/ das nach Jtalien lauffen moͤchte/
aber ſie wil ſich von keinem Menſchen ſprechen laſſen/
dañ ſie ſoll allwege weinen/ und gar zu ſehr der Trau-
rigkeit nach haͤngen. Jch bin gezwungen/ ſprach Par-
do,
dieſem Jtaliaͤner meinen Beyſtand zu leiſten/ aber
wo bekommen wir ihn auß den Haͤnden eines ſolchen
ſtarcken Aufſehers? Das wird ſchwerlich hergehen/
replicirte Alexius, und halte ich es ſchier vor eine un-
moͤgliche Sache/ mit Gewalt etwas außzurichten/
aber mit Liſt moͤchte es ſich noch etwa thun laſſen.
Jndem ſie aber auf allerhand Wege bedacht ſind/
dem Gefangenen beyzukommen/ da kommt Klingen-
feld daher/ und kuͤſſet dem Pardo die Hand/ dieſer ver-
wunderte und erfreuete ſich uͤber die unverſehene An-
kunfft ſeines hertzhafften Edelmanns/ und Klingen-
feld erzehlete darauf/ wie es ihm in Cypern ergangen/
und welcher Geſtalt er nach Alexandretta und von
dannen nach Tripoli geraͤyſet/ da man ihm von einem
fuͤrnchmen gefangenen Jtaliaͤner vorgeſaget/ weil er
nun ſeine von dem Baſſa zu Famaguſta erhaltene
Fuͤrſchrifft dem zu Tripoli fuͤrgezeiget/ in Meynung/
Condado laͤge daſelbſt gefangen/ habe ihn der Tripo-
li
ſche Baſſa bald abgewieſen/ (NB. dieſes Tripoli

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[1055/1079] Romans II. Buch. aber erſagter Baſſa hat ſie unter einer Convoy alſo- bald hieher geſandt/ daß ſie wieder zu den Jhrigen gehen/ und die Außloͤſung ihres Bruders befoͤrdern moͤchte. Er haͤtte ſie wol ſelber behalten/ oder nach der Pforte ſenden koͤnnen/ aber er hat ſein Lebtage keines Frauen zimmers geachtet/ und weil man ſaget/ der Sultan habe einen Baſſa/ der ihm eine ſchoͤne Sclavin vor einem halben Jahr zugeſandt/ gar uͤbel belohnet/ als wil er ſolches an ſeiner fuͤrnehmen Sclavin auch nicht erwarten. Dieſe fuͤrnehme Da- me iſt in dem Hauß deß Stadt-Richters und wartet nur auf ein Schiff/ das nach Jtalien lauffen moͤchte/ aber ſie wil ſich von keinem Menſchen ſprechen laſſen/ dañ ſie ſoll allwege weinen/ und gar zu ſehr der Trau- rigkeit nach haͤngen. Jch bin gezwungen/ ſprach Par- do, dieſem Jtaliaͤner meinen Beyſtand zu leiſten/ aber wo bekommen wir ihn auß den Haͤnden eines ſolchen ſtarcken Aufſehers? Das wird ſchwerlich hergehen/ replicirte Alexius, und halte ich es ſchier vor eine un- moͤgliche Sache/ mit Gewalt etwas außzurichten/ aber mit Liſt moͤchte es ſich noch etwa thun laſſen. Jndem ſie aber auf allerhand Wege bedacht ſind/ dem Gefangenen beyzukommen/ da kommt Klingen- feld daher/ und kuͤſſet dem Pardo die Hand/ dieſer ver- wunderte und erfreuete ſich uͤber die unverſehene An- kunfft ſeines hertzhafften Edelmanns/ und Klingen- feld erzehlete darauf/ wie es ihm in Cypern ergangen/ und welcher Geſtalt er nach Alexandretta und von dannen nach Tripoli geraͤyſet/ da man ihm von einem fuͤrnchmen gefangenen Jtaliaͤner vorgeſaget/ weil er nun ſeine von dem Baſſa zu Famaguſta erhaltene Fuͤrſchrifft dem zu Tripoli fuͤrgezeiget/ in Meynung/ Condado laͤge daſelbſt gefangen/ habe ihn der Tripo- liſche Baſſa bald abgewieſen/ (NB. dieſes Tripoli liget

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1055. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1079>, abgerufen am 16.11.2024.