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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
allen außgelachet/ und als der Bischoff fragete/ wer
gegenwärtiger Pfaff wäre? Gab man ihm zur Ant-
wort/ es sey vielleicht ein Dorff-Pfaff/ welcher sich voll
gesoffen/ und ungefähr an den Ort gerathen wäre.
Seine Kleider waren wegen der vielen Räysen sehr
besudelt/ deßwegen glaubete der Bischoff selbsten/ es
müsse dieser ein liederlicher Gesell seyn. Caramuel
bliebe aber so lange stillschweigend sitzen/ biß die Ord-
nung an ihn kame. Der Jesuit wolte den Studenten/
und allen Auditoribus, eine Lust verursachen/ dann er
hielte den Caramuel selbsten nur für einen lausigen
Dorff-Pfaffen/ redete ihn derohalben mit diesen La-
teinischen Worten an: Quid attulisti, Domine Paro-
che, ex tuo hospitio?
Was habt ihr/ Herr Pfarrer/
Gutes auß dem Wirthshauß gebracht. Caramuel
schüttelte den Kopff/ und bathe/ man solle ihme die
Theses communiciren. Als er solche in die Hände be-
kommen/ siengen alle Anwesende an zu lachen/ dann sie
spanneten schon auf dessen lächerliche Fauten/ die er
da begehen wurde/ angemercket/ daß solche disputabi-
lis Materia
für einen Dorff-Pfaffen viel zu hoch-wich-
tig war.

Aber Caramuel legete ihnen den Hochmuth/ und
die Verachtung gegen ihme/ bald darnieder/ dann er
fienge an/ und sagte/ er begehre 3. Stücke von dem
Praeside, alsdann wolle er disputiren: Erstlich/ daß der
Praeses allein antworten solte? Fürs Andere/ daß er auf
seine Argumenta auch formaliter procediren wolle?
Und zum Dritten/ daß er so lange mit ihm zu disputi-
ren verspräche/ als es ihm/ dem Caramuel, beliebete?
Diese 3. Stücke verursachten in dem Bischoff/ Praesi-
de,
Studenten/ und in allen Auditoribus, weit andere
Muthmassungen und Gedancken. Hierüber befahl
der Bischoff dem Jesuiten/ mit ihm zu disputiren/ so
sehr er sich auch darwider geweigert.

Hierauf

Deß Academiſchen
allen außgelachet/ und als der Biſchoff fragete/ wer
gegenwaͤrtiger Pfaff waͤre? Gab man ihm zur Ant-
wort/ es ſey vielleicht ein Dorff-Pfaff/ welcher ſich voll
geſoffen/ und ungefaͤhr an den Ort gerathen waͤre.
Seine Kleider waren wegen der vielen Raͤyſen ſehr
beſudelt/ deßwegen glaubete der Biſchoff ſelbſten/ es
muͤſſe dieſer ein liederlicher Geſell ſeyn. Caramuel
bliebe aber ſo lange ſtillſchweigend ſitzen/ biß die Ord-
nung an ihn kame. Der Jeſuit wolte den Studenten/
und allen Auditoribus, eine Luſt verurſachen/ dann er
hielte den Caramuel ſelbſten nur fuͤr einen lauſigen
Dorff-Pfaffen/ redete ihn derohalben mit dieſen La-
teiniſchen Worten an: Quid attuliſti, Domine Paro-
che, ex tuo hoſpitio?
Was habt ihr/ Herꝛ Pfarrer/
Gutes auß dem Wirthshauß gebracht. Caramuel
ſchuͤttelte den Kopff/ und bathe/ man ſolle ihme die
Theſes communiciren. Als er ſolche in die Haͤnde be-
kommen/ ſiengen alle Anweſende an zu lachen/ dann ſie
ſpanneten ſchon auf deſſen laͤcherliche Fauten/ die er
da begehen wurde/ angemercket/ daß ſolche diſputabi-
lis Materia
fuͤr einen Dorff-Pfaffen viel zu hoch-wich-
tig war.

Aber Caramuel legete ihnen den Hochmuth/ und
die Verachtung gegen ihme/ bald darnieder/ dann er
fienge an/ und ſagte/ er begehre 3. Stuͤcke von dem
Præſide, alsdann wolle er diſputiren: Erſtlich/ daß der
Præſes allein antworten ſolte? Fuͤrs Andere/ daß er auf
ſeine Argumenta auch formaliter procediren wolle?
Und zum Dritten/ daß er ſo lange mit ihm zu diſputi-
ren verſpraͤche/ als es ihm/ dem Caramuel, beliebete?
Dieſe 3. Stuͤcke verurſachten in dem Biſchoff/ Præſi-
de,
Studenten/ und in allen Auditoribus, weit andere
Muthmaſſungen und Gedancken. Hieruͤber befahl
der Biſchoff dem Jeſuiten/ mit ihm zu diſputiren/ ſo
ſehr er ſich auch darwider geweigert.

Hierauf
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[244/0256] Deß Academiſchen allen außgelachet/ und als der Biſchoff fragete/ wer gegenwaͤrtiger Pfaff waͤre? Gab man ihm zur Ant- wort/ es ſey vielleicht ein Dorff-Pfaff/ welcher ſich voll geſoffen/ und ungefaͤhr an den Ort gerathen waͤre. Seine Kleider waren wegen der vielen Raͤyſen ſehr beſudelt/ deßwegen glaubete der Biſchoff ſelbſten/ es muͤſſe dieſer ein liederlicher Geſell ſeyn. Caramuel bliebe aber ſo lange ſtillſchweigend ſitzen/ biß die Ord- nung an ihn kame. Der Jeſuit wolte den Studenten/ und allen Auditoribus, eine Luſt verurſachen/ dann er hielte den Caramuel ſelbſten nur fuͤr einen lauſigen Dorff-Pfaffen/ redete ihn derohalben mit dieſen La- teiniſchen Worten an: Quid attuliſti, Domine Paro- che, ex tuo hoſpitio? Was habt ihr/ Herꝛ Pfarrer/ Gutes auß dem Wirthshauß gebracht. Caramuel ſchuͤttelte den Kopff/ und bathe/ man ſolle ihme die Theſes communiciren. Als er ſolche in die Haͤnde be- kommen/ ſiengen alle Anweſende an zu lachen/ dann ſie ſpanneten ſchon auf deſſen laͤcherliche Fauten/ die er da begehen wurde/ angemercket/ daß ſolche diſputabi- lis Materia fuͤr einen Dorff-Pfaffen viel zu hoch-wich- tig war. Aber Caramuel legete ihnen den Hochmuth/ und die Verachtung gegen ihme/ bald darnieder/ dann er fienge an/ und ſagte/ er begehre 3. Stuͤcke von dem Præſide, alsdann wolle er diſputiren: Erſtlich/ daß der Præſes allein antworten ſolte? Fuͤrs Andere/ daß er auf ſeine Argumenta auch formaliter procediren wolle? Und zum Dritten/ daß er ſo lange mit ihm zu diſputi- ren verſpraͤche/ als es ihm/ dem Caramuel, beliebete? Dieſe 3. Stuͤcke verurſachten in dem Biſchoff/ Præſi- de, Studenten/ und in allen Auditoribus, weit andere Muthmaſſungen und Gedancken. Hieruͤber befahl der Biſchoff dem Jeſuiten/ mit ihm zu diſputiren/ ſo ſehr er ſich auch darwider geweigert. Hierauf

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/256>, abgerufen am 21.11.2024.