Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. Der Münch verwunderte sich sehr über diese Rede/ weil Romana ließ sich von der Zeit stäts an dem Fenster sehen/ Hierauf dachte er der Sache nach/ und bildete ihm ein/ der tröstete R 5
Romans I. Buch. Der Muͤnch verwunderte ſich ſehr uͤber dieſe Rede/ weil Romana ließ ſich von der Zeit ſtaͤts an dem Fenſter ſehen/ Hierauf dachte er der Sache nach/ und bildete ihm ein/ der troͤſtete R 5
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Romans I. Buch.
Der Muͤnch verwunderte ſich ſehr uͤber dieſe Rede/ weil
aber die Romana dieſelbe mit etlichen erdichteten Thraͤnen be-
kraͤfftigte/ troͤſtete er ſie nach aͤuſſerſtem Vermoͤgen/ darauf ſie
endlich wieder von ihm ſchiede/ nachdem ſie ihm eine harte Kro-
ne in die Hand geſtecket/ weil ſie wuſte/ daß er von den Almoſen
lebete. Wie nun hierauf Leonardo wieder zu dieſem Geiſt-
lichen Vatter kommt/ haͤlt ihm derſelbe ſeine Gleißnerey/ und
ungebuͤhrliche Liebe zu der Romana vor/ und beſtraffet ihn heff-
tig. Leonardo, der von der Romana gehoͤret/ aber dieſelbe im
Geringſten nicht kannte/ verfluchete ſich mit hohen Eyden/ daß
man ihn mit Unrecht beſchuldigte/ und wuͤnſchete der Romana
alles Ungluͤck auf den Halß/ und weil er in ſeinen Reden ſehr be-
ſtaͤndig/ bringet er den guten Geiſtlichen in einen Zweiffel/ ob ſie
auch an ſeiner Perſon einen Jrꝛthum begehen moͤchte/ troͤſtete
ihn demnach/ und ermahnete ihn/ ſo es ja alſo geweſen/ von der
Romana abzuſtehen/ und ihrer gantz und gar muͤſſig zu gehen/
worauf ſie von einander ſchieden.
Romana ließ ſich von der Zeit ſtaͤts an dem Fenſter ſehen/
welches auf die Straſſen gieng. Sie hatte ſich praͤchtig ange-
kleidet/ und paſſete auf ihren Leonardo, welcher in ſeinem Sinn
gedachte/ du muſt doch zum wenigſten bemuͤhet ſeyn/ ob du dieſe
Adeliche Jungfrau moͤchteſt zu ſehen bekommen/ welche dich ſo
eigentlich kennet/ da hingegen du ihrer doch die geringſte Kund-
ſchafft nicht haſt. Nahm alſo ſeinen Weg bey ihrem Hauß vor-
bey/ und wie er nahe hinzu kommen/ thaͤte ſie das Fenſter ein we-
nig auf/ und gruͤſſete ihn uͤberauß freundlich/ welches ihm ſeitza-
me Gedancken machte/ gleichwol danckete er ihr ohne Zorn/ und
gienge weiter fort/ wo er zu thun hatte.
Hierauf dachte er der Sache nach/ und bildete ihm ein/ der
Muͤnch habe ſich an der Frauen Perſon geirret/ und ob er gleich
eben inſonderheit keiner andern nach gienge/ muthmaſſete er dan-
noch/ es muͤſſe ihm eine andere bey dem Ehrwuͤrdigen Vatter al-
ſo angegoſſen haben. Wie er demnach am folgenden Tag wie-
der zu ſeinem Muͤnchen kam/ erfuhr er die Confirmation, daß es
dieſe Frau/ und keine andere/ die ihn nun zum andern mahl ver-
klaget hatte. Dann dieſelbe war/ ſo bald Leonardo bey ihr vor-
uͤber gangen/ zum Pater kommen/ hatte gewaltig geweinet/ und
ihm geklaget/ daß ihr der Leonardo jetzo noch viel ſtaͤrcker zuſetze-
te/ als jemahlen vorhin/ bathe deßwegen/ ihn bald von der unge-
buͤhrlichen Liebe zu ihr abzureiſſen/ oder ſie wuͤrde nicht erman-
geln/ ihn deßwegen vor aller Welt zu beſchimpffen. Der Muͤnch
troͤſtete
R 5
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