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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
der Hauß-Schlüssel auch stäts unter dem Haupt-
Küssen meines Vatters liget/ bedienet man sich einer
behendigen List/ den Juden in das obere Logiment zu
bekommen; Nemlich/ wir lassen ihm einen Strick mit
einem Knebel hinab auf die Strasse/ und wann er
sich darauf gesetzet/ ziehen wir ihn herauf/ und solcher
Gestalt wird er/ wann wir mit ihm einig geworden/
auch wieder hinab gelassen. Dieser Treppen würdet
ihr euch auch bedienen müssen/ wann es anders euch
ein Ernst um eure Liebe ist.

Troll schwur anjetzo bey den sieben Planeten/
daß er alles gar willig thun wolte/ was sie ihm würde
befehlen/ aber/ sprach er/ eure Mutter wird ja wol
nicht darbey seyn? So würden wir ohne Zweiffel/
war ihre Antwort/ den Bock zum Gärtner setzen.
Troll: Jhr habt aber/ schöne Margara, für euch allein
nicht Kräfften genug/ ein so schwer verliebtes inbrün-
stiges Hertz hinauf zu ziehen. Margara: Darfür las-
set mich nur sorgen/ meiner Magd Treue ist ohne
falsch/ sie wird mir getreulich beystehen/ darfür hat sie
dann und wann eines Zuwurffs von mir zu geniessen.
Nur eines ist noch übrig: Weil meine Mutter nicht
gar vest schläffet/ sondern leicht erwachen möchte/ in-
dem wir euch aufziehen/ so wird es hoch vonnöthen
seyn/ daß ihr deß gewöhnlichen Juden Kleider anzie-
het/ und euren Becher bey euch stecket/ solte dann
gleich meine Mutter kommen/ wird sie euch doch in
der Nacht vor den bekandten Juden halten/ wann
ihr fürgebet/ ihr woltet ihr den Becher wolfeil ver-
handeln. Dem guten Troll gefiel dieser Anschlag
über die Massen wol/ und erkannte er/ nach seiner Ein-
bildung/ auß diesem fürsichtigen Anschlag/ die grosse
Liebe/ womit ihm die schöne Margara verbunden wäre.
Er sagte ihr demnach alles zu/ und war nur allein dar-

für

Deß Academiſchen
der Hauß-Schluͤſſel auch ſtaͤts unter dem Haupt-
Kuͤſſen meines Vatters liget/ bedienet man ſich einer
behendigen Liſt/ den Juden in das obere Logiment zu
bekom̃en; Nemlich/ wir laſſen ihm einen Strick mit
einem Knebel hinab auf die Straſſe/ und wann er
ſich darauf geſetzet/ ziehen wir ihn herauf/ und ſolcher
Geſtalt wird er/ wann wir mit ihm einig geworden/
auch wieder hinab gelaſſen. Dieſer Treppen wuͤrdet
ihr euch auch bedienen muͤſſen/ wann es anders euch
ein Ernſt um eure Liebe iſt.

Troll ſchwur anjetzo bey den ſieben Planeten/
daß er alles gar willig thun wolte/ was ſie ihm wuͤrde
befehlen/ aber/ ſprach er/ eure Mutter wird ja wol
nicht darbey ſeyn? So wuͤrden wir ohne Zweiffel/
war ihre Antwort/ den Bock zum Gaͤrtner ſetzen.
Troll: Jhr habt aber/ ſchoͤne Margara, fuͤr euch allein
nicht Kraͤfften genug/ ein ſo ſchwer verliebtes inbruͤn-
ſtiges Hertz hinauf zu ziehen. Margara: Darfuͤr laſ-
ſet mich nur ſorgen/ meiner Magd Treue iſt ohne
falſch/ ſie wird mir getreulich beyſtehen/ darfuͤr hat ſie
dann und wann eines Zuwurffs von mir zu genieſſen.
Nur eines iſt noch uͤbrig: Weil meine Mutter nicht
gar veſt ſchlaͤffet/ ſondern leicht erwachen moͤchte/ in-
dem wir euch aufziehen/ ſo wird es hoch vonnoͤthen
ſeyn/ daß ihr deß gewoͤhnlichen Juden Kleider anzie-
het/ und euren Becher bey euch ſtecket/ ſolte dann
gleich meine Mutter kommen/ wird ſie euch doch in
der Nacht vor den bekandten Juden halten/ wann
ihr fuͤrgebet/ ihr woltet ihr den Becher wolfeil ver-
handeln. Dem guten Troll gefiel dieſer Anſchlag
uͤber die Maſſen wol/ und erkannte er/ nach ſeiner Ein-
bildung/ auß dieſem fuͤrſichtigen Anſchlag/ die groſſe
Liebe/ womit ihm die ſchoͤne Margara verbunden waͤre.
Er ſagte ihr demnach alles zu/ und war nur allein dar-

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[272/0284] Deß Academiſchen der Hauß-Schluͤſſel auch ſtaͤts unter dem Haupt- Kuͤſſen meines Vatters liget/ bedienet man ſich einer behendigen Liſt/ den Juden in das obere Logiment zu bekom̃en; Nemlich/ wir laſſen ihm einen Strick mit einem Knebel hinab auf die Straſſe/ und wann er ſich darauf geſetzet/ ziehen wir ihn herauf/ und ſolcher Geſtalt wird er/ wann wir mit ihm einig geworden/ auch wieder hinab gelaſſen. Dieſer Treppen wuͤrdet ihr euch auch bedienen muͤſſen/ wann es anders euch ein Ernſt um eure Liebe iſt. Troll ſchwur anjetzo bey den ſieben Planeten/ daß er alles gar willig thun wolte/ was ſie ihm wuͤrde befehlen/ aber/ ſprach er/ eure Mutter wird ja wol nicht darbey ſeyn? So wuͤrden wir ohne Zweiffel/ war ihre Antwort/ den Bock zum Gaͤrtner ſetzen. Troll: Jhr habt aber/ ſchoͤne Margara, fuͤr euch allein nicht Kraͤfften genug/ ein ſo ſchwer verliebtes inbruͤn- ſtiges Hertz hinauf zu ziehen. Margara: Darfuͤr laſ- ſet mich nur ſorgen/ meiner Magd Treue iſt ohne falſch/ ſie wird mir getreulich beyſtehen/ darfuͤr hat ſie dann und wann eines Zuwurffs von mir zu genieſſen. Nur eines iſt noch uͤbrig: Weil meine Mutter nicht gar veſt ſchlaͤffet/ ſondern leicht erwachen moͤchte/ in- dem wir euch aufziehen/ ſo wird es hoch vonnoͤthen ſeyn/ daß ihr deß gewoͤhnlichen Juden Kleider anzie- het/ und euren Becher bey euch ſtecket/ ſolte dann gleich meine Mutter kommen/ wird ſie euch doch in der Nacht vor den bekandten Juden halten/ wann ihr fuͤrgebet/ ihr woltet ihr den Becher wolfeil ver- handeln. Dem guten Troll gefiel dieſer Anſchlag uͤber die Maſſen wol/ und erkannte er/ nach ſeiner Ein- bildung/ auß dieſem fuͤrſichtigen Anſchlag/ die groſſe Liebe/ womit ihm die ſchoͤne Margara verbunden waͤre. Er ſagte ihr demnach alles zu/ und war nur allein dar- fuͤr

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/284>, abgerufen am 21.11.2024.