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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
dannenhero machte er sich mit Klingenfeld/ Cavina
und Cerebacchio hinauß/ Troll folgete auch/ und gab
im Vorübergehen der Margara einen holdseeligen
Winck/ wordurch er ihr sein hertzliches Verlangen
nach der bevorstehenden Nacht zu erkennen geben
wolte/ da er doch nicht wuste/ was man ihm für einen
Possen spielen wolte/ sonsten würde er sich deßfalls
nicht so hoch erfreuet haben.

Wie sie vor dem Thor spatziereten/ musten sie
bekennen/ daß die Lombardey doch ein gesegnetes ed-
les Land sey/ allda man ihm ein rechtes irrdisches Pa-
radiß einbilden möchte. Sie kamen vor einen schönen
Garten/ welcher offen stund/ dahero giengen sie hin-
ein/ und die Höflichkeit deß Gärtners war so groß/
daß er ihnen allerhand schöne Früchte vorsetzte. Sol-
ches aber war kaum geschehen/ als ein ansehnlicher
Edelmann/ dem dieser Garten zustund/ hinein kam/
welcher dem Printzen allerhand Charessen erzeigete/
und um seinetwillen eine schöne Cascade springen ließ.
Hernach führete er sie in eine Grotte/ und bewirthete
sie mit einem herrlichen Trunck Wein/ und den edel-
sten Confituren. Sie wolten hernach ihren Abschied
nehmen/ aber auß dem Respect, den der Printz von
den andern empfieng/ merckete er/ daß er mehr/ als ein
Edelmann seyn müste/ bathe ihn demnach/ nur noch
eine Stunde bey ihm zu bleiben/ und ihm Gesellschafft
zu leisten. Jnzwischen hatte er gleich Anfangs nach
der Stadt geschickt/ und eine gute Mahlzeit zurich-
ten lassen. Die Worte/ welche er herfür brachte/ wa-
ren so verbindlich/ daß die andern besorgten/ eine Un-
höflichkeit zu begehen/ im Fall sie ihm seine Bitte
würden abschlagen. Dannenhero blieben sie bey ihm/
da er sie dann die übrige Zeit ausserhalb deß Gartens
auf sein Korn-Feld führe[t]e/ neben welchem ein Cry-

stall-

Deß Academiſchen
dannenhero machte er ſich mit Klingenfeld/ Cavina
und Cerebacchio hinauß/ Troll folgete auch/ und gab
im Voruͤbergehen der Margara einen holdſeeligen
Winck/ wordurch er ihr ſein hertzliches Verlangen
nach der bevorſtehenden Nacht zu erkennen geben
wolte/ da er doch nicht wuſte/ was man ihm fuͤr einen
Poſſen ſpielen wolte/ ſonſten wuͤrde er ſich deßfalls
nicht ſo hoch erfreuet haben.

Wie ſie vor dem Thor ſpatziereten/ muſten ſie
bekennen/ daß die Lombardey doch ein geſegnetes ed-
les Land ſey/ allda man ihm ein rechtes irꝛdiſches Pa-
radiß einbilden moͤchte. Sie kamen vor einen ſchoͤnen
Garten/ welcher offen ſtund/ dahero giengen ſie hin-
ein/ und die Hoͤflichkeit deß Gaͤrtners war ſo groß/
daß er ihnen allerhand ſchoͤne Fruͤchte vorſetzte. Sol-
ches aber war kaum geſchehen/ als ein anſehnlicher
Edelmann/ dem dieſer Garten zuſtund/ hinein kam/
welcher dem Printzen allerhand Chareſſen erzeigete/
und um ſeinetwillen eine ſchoͤne Caſcade ſpringen ließ.
Hernach fuͤhrete er ſie in eine Grotte/ und bewirthete
ſie mit einem herꝛlichen Trunck Wein/ und den edel-
ſten Confituren. Sie wolten hernach ihren Abſchied
nehmen/ aber auß dem Reſpect, den der Printz von
den andern empfieng/ merckete er/ daß er mehr/ als ein
Edelmann ſeyn muͤſte/ bathe ihn demnach/ nur noch
eine Stunde bey ihm zu bleiben/ und ihm Geſellſchafft
zu leiſten. Jnzwiſchen hatte er gleich Anfangs nach
der Stadt geſchickt/ und eine gute Mahlzeit zurich-
ten laſſen. Die Worte/ welche er herfuͤr brachte/ wa-
ren ſo verbindlich/ daß die andern beſorgten/ eine Un-
hoͤflichkeit zu begehen/ im Fall ſie ihm ſeine Bitte
wuͤrden abſchlagen. Dannenhero blieben ſie bey ihm/
da er ſie dann die uͤbrige Zeit auſſerhalb deß Gartens
auf ſein Korn-Feld fuͤhre[t]e/ neben welchem ein Cry-

ſtall-
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[274/0286] Deß Academiſchen dannenhero machte er ſich mit Klingenfeld/ Cavina und Cerebacchio hinauß/ Troll folgete auch/ und gab im Voruͤbergehen der Margara einen holdſeeligen Winck/ wordurch er ihr ſein hertzliches Verlangen nach der bevorſtehenden Nacht zu erkennen geben wolte/ da er doch nicht wuſte/ was man ihm fuͤr einen Poſſen ſpielen wolte/ ſonſten wuͤrde er ſich deßfalls nicht ſo hoch erfreuet haben. Wie ſie vor dem Thor ſpatziereten/ muſten ſie bekennen/ daß die Lombardey doch ein geſegnetes ed- les Land ſey/ allda man ihm ein rechtes irꝛdiſches Pa- radiß einbilden moͤchte. Sie kamen vor einen ſchoͤnen Garten/ welcher offen ſtund/ dahero giengen ſie hin- ein/ und die Hoͤflichkeit deß Gaͤrtners war ſo groß/ daß er ihnen allerhand ſchoͤne Fruͤchte vorſetzte. Sol- ches aber war kaum geſchehen/ als ein anſehnlicher Edelmann/ dem dieſer Garten zuſtund/ hinein kam/ welcher dem Printzen allerhand Chareſſen erzeigete/ und um ſeinetwillen eine ſchoͤne Caſcade ſpringen ließ. Hernach fuͤhrete er ſie in eine Grotte/ und bewirthete ſie mit einem herꝛlichen Trunck Wein/ und den edel- ſten Confituren. Sie wolten hernach ihren Abſchied nehmen/ aber auß dem Reſpect, den der Printz von den andern empfieng/ merckete er/ daß er mehr/ als ein Edelmann ſeyn muͤſte/ bathe ihn demnach/ nur noch eine Stunde bey ihm zu bleiben/ und ihm Geſellſchafft zu leiſten. Jnzwiſchen hatte er gleich Anfangs nach der Stadt geſchickt/ und eine gute Mahlzeit zurich- ten laſſen. Die Worte/ welche er herfuͤr brachte/ wa- ren ſo verbindlich/ daß die andern beſorgten/ eine Un- hoͤflichkeit zu begehen/ im Fall ſie ihm ſeine Bitte wuͤrden abſchlagen. Dannenhero blieben ſie bey ihm/ da er ſie dann die uͤbrige Zeit auſſerhalb deß Gartens auf ſein Korn-Feld fuͤhrete/ neben welchem ein Cry- ſtall-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/286>, abgerufen am 01.06.2024.