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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
Valois, Königs Francisci I. Schwester/ und Gemah-
lin Henrici d'Albret, Königs in Navarra, den Vor-
zug. Diese wird unter die gelehrtesten Dames der
Welt gezehlet/ und von vielen hochgelehrten Män-
nern gewaltig herauß gestrichen. Valentine d'Alsi-
nois,
auch eine gelehrte Jungfrau/ hat ihr folgende
Grab-Schrifft zu Ehren aufgesetzet:

Musarum decima, & Charitum quarta, inclyta Regum
Et soror & conjux, Margaris illa jacet.

Die vierdte Huld-Göttin/ die zehnde Muse ligt/
Hier unter diesem Stein! Die Schwester und Gemahl
Der grossen Könige! Sie übertraff die Zahl
Der Musen durch Verstand/ doch hat der Tod gesiegt.

Jhre Tochter/ Jane d'Albret, wird von dem Welt-
bekandten Thuano wegen ihrer Weißheit und hohen
Wissenschafften gleichsam in Himmel erhoben/ und
hat der allerweiseste König Henricus IV. die Ehre ge-
habt/ von ihr zur Welt getragen zu werden. Claude
Catharine de Clermont,
Hertzogin de Rez, war so ge-
lehrt/ daß man sie/ als die Pohlnischen Gesandten
Carolum IX. König in Franckreich/ Catharinen seine
Mutter/ und Henricum, den neu-erwählten Pohlni-
schen König zu grüssen kamen/ und selbige in Lateini-
scher Sprach anredeten/ für einen Dollmetscher
brauchte.

Jean Morel, ein fürnehmer gelehrter Frantzoß/
hatte in seinem Hauß 4. hochgelehrte Weibs-Bilder/
welche waren Dolcina seine Liebste/ und seine 3. Töch-
ter/ benanntlich Camilla, Lucretia und Diana. Catha-
rina des Roches
von Poictiers, eine Tochter ihrer auch
so genannten hochgelehrten Mutter/ war so geübt in
der Poesi, daß alle Tage viel gelehrte Männer in ihr
Hauß/ als eine hohe Schul/ kamen/ und allemahl ge-
lehrter wieder herauß giengen. Thuanus rühmet in

diesem

Romans I. Buch.
Valois, Koͤnigs Franciſci I. Schweſter/ und Gemah-
lin Henrici d’Albret, Koͤnigs in Navarra, den Vor-
zug. Dieſe wird unter die gelehrteſten Dames der
Welt gezehlet/ und von vielen hochgelehrten Maͤn-
nern gewaltig herauß geſtrichen. Valentine d’Alſi-
nois,
auch eine gelehrte Jungfrau/ hat ihr folgende
Grab-Schrifft zu Ehren aufgeſetzet:

Muſarum decima, & Charitum quarta, inclyta Regum
Et ſoror & conjux, Margaris illa jacet.

Die vierdte Huld-Goͤttin/ die zehnde Muſe ligt/
Hier unter dieſem Stein! Die Schweſter und Gemahl
Der groſſen Koͤnige! Sie uͤbertraff die Zahl
Der Muſen durch Verſtand/ doch hat der Tod geſiegt.

Jhre Tochter/ Jane d’Albret, wird von dem Welt-
bekandten Thuano wegen ihrer Weißheit und hohen
Wiſſenſchafften gleichſam in Himmel erhoben/ und
hat der allerweiſeſte Koͤnig Henricus IV. die Ehre ge-
habt/ von ihr zur Welt getragen zu werden. Claude
Catharine de Clermont,
Hertzogin de Rez, war ſo ge-
lehrt/ daß man ſie/ als die Pohlniſchen Geſandten
Carolum IX. Koͤnig in Franckreich/ Catharinen ſeine
Mutter/ und Henricum, den neu-erwaͤhlten Pohlni-
ſchen Koͤnig zu gruͤſſen kamen/ und ſelbige in Lateini-
ſcher Sprach anredeten/ fuͤr einen Dollmetſcher
brauchte.

Jean Morel, ein fuͤrnehmer gelehrter Frantzoß/
hatte in ſeinem Hauß 4. hochgelehrte Weibs-Bilder/
welche waren Dolcina ſeine Liebſte/ und ſeine 3. Toͤch-
ter/ benanntlich Camilla, Lucretia und Diana. Catha-
rina des Roches
von Poictiers, eine Tochter ihrer auch
ſo genannten hochgelehrten Mutter/ war ſo geuͤbt in
der Poëſi, daß alle Tage viel gelehrte Maͤnner in ihr
Hauß/ als eine hohe Schul/ kamen/ und allemahl ge-
lehrter wieder herauß giengen. Thuanus ruͤhmet in

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[285/0297] Romans I. Buch. Valois, Koͤnigs Franciſci I. Schweſter/ und Gemah- lin Henrici d’Albret, Koͤnigs in Navarra, den Vor- zug. Dieſe wird unter die gelehrteſten Dames der Welt gezehlet/ und von vielen hochgelehrten Maͤn- nern gewaltig herauß geſtrichen. Valentine d’Alſi- nois, auch eine gelehrte Jungfrau/ hat ihr folgende Grab-Schrifft zu Ehren aufgeſetzet: Muſarum decima, & Charitum quarta, inclyta Regum Et ſoror & conjux, Margaris illa jacet. Die vierdte Huld-Goͤttin/ die zehnde Muſe ligt/ Hier unter dieſem Stein! Die Schweſter und Gemahl Der groſſen Koͤnige! Sie uͤbertraff die Zahl Der Muſen durch Verſtand/ doch hat der Tod geſiegt. Jhre Tochter/ Jane d’Albret, wird von dem Welt- bekandten Thuano wegen ihrer Weißheit und hohen Wiſſenſchafften gleichſam in Himmel erhoben/ und hat der allerweiſeſte Koͤnig Henricus IV. die Ehre ge- habt/ von ihr zur Welt getragen zu werden. Claude Catharine de Clermont, Hertzogin de Rez, war ſo ge- lehrt/ daß man ſie/ als die Pohlniſchen Geſandten Carolum IX. Koͤnig in Franckreich/ Catharinen ſeine Mutter/ und Henricum, den neu-erwaͤhlten Pohlni- ſchen Koͤnig zu gruͤſſen kamen/ und ſelbige in Lateini- ſcher Sprach anredeten/ fuͤr einen Dollmetſcher brauchte. Jean Morel, ein fuͤrnehmer gelehrter Frantzoß/ hatte in ſeinem Hauß 4. hochgelehrte Weibs-Bilder/ welche waren Dolcina ſeine Liebſte/ und ſeine 3. Toͤch- ter/ benanntlich Camilla, Lucretia und Diana. Catha- rina des Roches von Poictiers, eine Tochter ihrer auch ſo genannten hochgelehrten Mutter/ war ſo geuͤbt in der Poëſi, daß alle Tage viel gelehrte Maͤnner in ihr Hauß/ als eine hohe Schul/ kamen/ und allemahl ge- lehrter wieder herauß giengen. Thuanus ruͤhmet in dieſem

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/297>, abgerufen am 21.11.2024.