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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
zu ihm/ küssete ihn auf den Mund/ und sagte: Mein
liebster Hertod, ihr habt mein Hertz in euren Händen/
so es euch beliebet/ könnet ihr auf den Abend zu mir
kommen/ und euch die gantze Nacht mit mir in meiner
Schlaff-Stelle ergötzen. Dann alles/ was ich habe/
bin und vermag/ stehet zu euren Diensten.

Hertod wäre für Freuden schier in eine Ohmacht
gesuncken/ er ermunterte sich gleich einem Truncke-
nen/ der auß dem Schlaff erwachet/ er stund auf/ und
küssete sie wol 20. mahl/ das er darüber gantz verzuckt
ward. Endlich aber zwang ihn der Wolstand/ wieder
abzutretten/ da er dann beym Außgehen der Magd/
welche ihm mit den Augen winckete/ einen Ducaten
zum Trinckgeld zuwarff/ damit sie künfftigen Abend
desto williger erfunden würde/ wann er käme/ ihm die
Hauß-Thüre aufzumachen. Er gieng damahl nach
der Apothecken/ und kauffete allerhand wol-riechende
Sachen/ womit er seine Kleider bestriche/ um bey sei-
ner Jannetine desto angenehmer zu seyn/ er nahm ei-
nen guten Trunck und etwas Speise zu sich/ damit
er in dem Kampff desto länger außhalten könte. Er pu-
derte und schmückete sich aufs Beste/ und unterließ
nicht das Allergeringste/ was etwas zu Beforderung
seiner Liebe möchte zuträglich seyn.

Als endlich die längst-erwünschete Abend-Stunde
deß andern Weynacht-Tages herbey gekommen/ mach-
te er sich auf den Weg/ in der Zuversicht/ diese Nacht
die grösseste Freude in den Armen der schönen Janne-
rine
zu geniessen/ dergleichen er noch sein Lebtage nicht
empfunden hatte. Wie er demnach in schleunigen
Freuden-Sprüngen zu der Wohnung der Liebsten
gelanget war/ da eröffnete ihm zwar die Magd die
Hauß-Thür/ sprach aber zu ihm/ daß das Unglück der
sannetine Bruder herein geführet hätte/ mit welchem

sie

Romans I. Buch.
zu ihm/ kuͤſſete ihn auf den Mund/ und ſagte: Mein
liebſter Hertod, ihr habt mein Hertz in euren Haͤnden/
ſo es euch beliebet/ koͤnnet ihr auf den Abend zu mir
kommen/ und euch die gantze Nacht mit mir in meiner
Schlaff-Stelle ergoͤtzen. Dann alles/ was ich habe/
bin und vermag/ ſtehet zu euren Dienſten.

Hertod waͤre fuͤr Freuden ſchier in eine Ohmacht
geſuncken/ er ermunterte ſich gleich einem Truncke-
nen/ der auß dem Schlaff erwachet/ er ſtund auf/ und
kuͤſſete ſie wol 20. mahl/ das er daruͤber gantz verzuckt
ward. Endlich aber zwang ihn der Wolſtand/ wieder
abzutretten/ da er dann beym Außgehen der Magd/
welche ihm mit den Augen winckete/ einen Ducaten
zum Trinckgeld zuwarff/ damit ſie kuͤnfftigen Abend
deſto williger erfunden wuͤrde/ wann er kaͤme/ ihm die
Hauß-Thuͤre aufzumachen. Er gieng damahl nach
der Apothecken/ und kauffete allerhand wol-riechende
Sachen/ womit er ſeine Kleider beſtriche/ um bey ſei-
ner Jannetine deſto angenehmer zu ſeyn/ er nahm ei-
nen guten Trunck und etwas Speiſe zu ſich/ damit
er in dem Kampff deſto laͤnger außhalten koͤnte. Er pu-
derte und ſchmuͤckete ſich aufs Beſte/ und unterließ
nicht das Allergeringſte/ was etwas zu Beforderung
ſeiner Liebe moͤchte zutraͤglich ſeyn.

Als endlich die laͤngſt-erwuͤnſchete Abend-Stunde
deß andern Weynacht-Tages herbey gekom̃en/ mach-
te er ſich auf den Weg/ in der Zuverſicht/ dieſe Nacht
die groͤſſeſte Freude in den Armen der ſchoͤnen Janne-
rine
zu genieſſen/ dergleichen er noch ſein Lebtage nicht
empfunden hatte. Wie er demnach in ſchleunigen
Freuden-Spruͤngen zu der Wohnung der Liebſten
gelanget war/ da eroͤffnete ihm zwar die Magd die
Hauß-Thuͤr/ ſprach aber zu ihm/ daß das Ungluͤck der
ſannetine Bruder herein gefuͤhret haͤtte/ mit welchem

ſie
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[331/0345] Romans I. Buch. zu ihm/ kuͤſſete ihn auf den Mund/ und ſagte: Mein liebſter Hertod, ihr habt mein Hertz in euren Haͤnden/ ſo es euch beliebet/ koͤnnet ihr auf den Abend zu mir kommen/ und euch die gantze Nacht mit mir in meiner Schlaff-Stelle ergoͤtzen. Dann alles/ was ich habe/ bin und vermag/ ſtehet zu euren Dienſten. Hertod waͤre fuͤr Freuden ſchier in eine Ohmacht geſuncken/ er ermunterte ſich gleich einem Truncke- nen/ der auß dem Schlaff erwachet/ er ſtund auf/ und kuͤſſete ſie wol 20. mahl/ das er daruͤber gantz verzuckt ward. Endlich aber zwang ihn der Wolſtand/ wieder abzutretten/ da er dann beym Außgehen der Magd/ welche ihm mit den Augen winckete/ einen Ducaten zum Trinckgeld zuwarff/ damit ſie kuͤnfftigen Abend deſto williger erfunden wuͤrde/ wann er kaͤme/ ihm die Hauß-Thuͤre aufzumachen. Er gieng damahl nach der Apothecken/ und kauffete allerhand wol-riechende Sachen/ womit er ſeine Kleider beſtriche/ um bey ſei- ner Jannetine deſto angenehmer zu ſeyn/ er nahm ei- nen guten Trunck und etwas Speiſe zu ſich/ damit er in dem Kampff deſto laͤnger außhalten koͤnte. Er pu- derte und ſchmuͤckete ſich aufs Beſte/ und unterließ nicht das Allergeringſte/ was etwas zu Beforderung ſeiner Liebe moͤchte zutraͤglich ſeyn. Als endlich die laͤngſt-erwuͤnſchete Abend-Stunde deß andern Weynacht-Tages herbey gekom̃en/ mach- te er ſich auf den Weg/ in der Zuverſicht/ dieſe Nacht die groͤſſeſte Freude in den Armen der ſchoͤnen Janne- rine zu genieſſen/ dergleichen er noch ſein Lebtage nicht empfunden hatte. Wie er demnach in ſchleunigen Freuden-Spruͤngen zu der Wohnung der Liebſten gelanget war/ da eroͤffnete ihm zwar die Magd die Hauß-Thuͤr/ ſprach aber zu ihm/ daß das Ungluͤck der ſannetine Bruder herein gefuͤhret haͤtte/ mit welchem ſie

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/345>, abgerufen am 22.11.2024.