Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen und wolten ihn mitnehmen/ aber er wolte nicht/ schlugen undstiessen unterdessen tapffer auf den unschuldigen Bönhasen loß/ biß zuletzt die Nach barn nebst seinen vorigen Cameraden darzu kamen/ und halffen ihm zu erst loß/ brachten es auch bey der Obrigkeit dahin/ daß ihm die Schneider für seine Schläge 50. Frantzösis. Kronen geben müssen/ diß war sein erstes Capital. Auf einer gewissen Universität in Franckreich/ da eben eine Sorgen/
Deß Academiſchen und wolten ihn mitnehmen/ aber er wolte nicht/ ſchlugen undſtieſſen unterdeſſen tapffer auf den unſchuldigen Boͤnhaſen loß/ biß zuletzt die Nach barn nebſt ſeinen vorigen Cameraden darzu kamen/ und halffen ihm zu erſt loß/ brachten es auch bey der Obrigkeit dahin/ daß ihm die Schneider fuͤr ſeine Schlaͤge 50. Frantzoͤſiſ. Kronen geben muͤſſen/ diß war ſein erſtes Capital. Auf einer gewiſſen Univerſitaͤt in Franckreich/ da eben eine Sorgen/
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Deß Academiſchen
und wolten ihn mitnehmen/ aber er wolte nicht/ ſchlugen und
ſtieſſen unterdeſſen tapffer auf den unſchuldigen Boͤnhaſen loß/
biß zuletzt die Nach barn nebſt ſeinen vorigen Cameraden darzu
kamen/ und halffen ihm zu erſt loß/ brachten es auch bey der
Obrigkeit dahin/ daß ihm die Schneider fuͤr ſeine Schlaͤge
50. Frantzoͤſiſ. Kronen geben muͤſſen/ diß war ſein erſtes Capital.
Auf einer gewiſſen Univerſitaͤt in Franckreich/ da eben eine
haͤßliche anſteckende Seuche graſſirte/ ſahen etliche verſchlagene
Studenten/ daß ein Doctor Medicinæ, ihr Nachbar/ ein treff-
liches Schwein geſchlachtet/ und ſelbiges im Hof an einen Pfahl/
um auß zutrucknen/ damit es zum Saltzen deſto bequemer waͤ-
re/ auf geſchlagen hatte. Weil ſie nun dem Doctor ohne dem
nicht gut/ trachteten ſie darnach/ wie ſie ihm einen Poſſen ma-
chen/ und das Schein entwenden moͤchten. Solches geſchahe
bey Nacht/ und wie der Doctor fruͤh Morgens daſſelbe nicht
ſiehet/ wird er beſtuͤrtzet/ wirfft gleichwol Augenblicklich ſeinen
Argwohn auf die rechte Thaͤter/ als welche um dergleichen
Stuͤcklein ohne dem in keinem guten Ruff waren/ dannenhero
gehet er zum Statthalter deß Orts/ und bittet um Gerechtig-
keit. Erzehlet ihm ſo viel Umflaͤnde/ daß ihm derſelbe einen
Stadt-Diener zugibt/ der den Studenten 1. 2. 3. und gar zum
vierdten mahl befahl/ dem Doctor das Schwein wieder zu zuflel-
len/ die Studenten aber wolten nicht daran/ ſondern giengen bin/
und laͤugneten wacker. Der Doctor erlanget endlich/ daß Hauß-
ſuchung geſchehen moͤchte/ wiewol der Statthalter/ als der ein
groſſer Studenten-Freund/ lange nicht daran wolte/ darauf
wird den Studenten bange/ jedoch erdachte einer darvon alſo-
bald eine Liſt/ und ſprach zu ſeinen Cameraden: Wir wollen in
einer unſerer Kammer einen Tiſch mit einem ſchoͤnen weiſſen
Tuch laſſen bedecken/ auf daſſelbige allerley Glaͤßlein/ Becher/
Oele/ Pflaſter/ Salben/ und dergleichen ſtellen und legen/ wie
man in denen Kammern/ darinnen Patienten ligen/ zu thun pfle-
get/ als da man viel und mancherley Artzneyen vonnoͤthen und
im Vorrath hat/ und wann der Statthalter Jemand ſchicket/
das Schwein zu ſuchen/ und derſelbige in die Kammer kommt/
ſo ſteliet euch alleſamt ſehr traurig/ ſehet/ wie ihr Thraͤntn mit
untermiſchten Seuffzen herauß bringet/ und wann Jemand die
Urſach ſolcher eurer Traurigkeit zu wiſſen begehret/ ſo antwortet
ihm mit traurigen Gebaͤrden/ und ſaget/ es lige einer eurer Ge-
ſellen an der jetzt regierenden anſteckenden Seuche in dem Bette
toͤdtlich kranck/ und welches das Alleraͤrgeſte/ ſo ſtehet ihr in
Sorgen/
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