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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
Gefährten/ erzehlete er ihm mit sanfften Worten die
grosse Lust und Ergönung/ so er mit deß Wirths
Tochter dort in ihrem Bette gehabt hätte. Dieser
ließ ihn wol außreden/ und sprach hernach zu ihm:
Du magst dir was anders begangen haben/ hast du
meine Tochter geschändet/ so wil ich dich deßfalls
schon zu Recht zu stellen wissen. Der Edelmann er-
schrack dergestalt/ als er den Jrrthum der Personen
merckete/ daß er kein einziges Wörtlein mehr reden
kunte. Venereus aber ward von der Wirthin also
angesprochen: Mein lieber Mann/ was mögen doch
Jene dort im Bette zu Zancken haben? Dieser kun-
te sich der Antwort nicht entbrechen/ dannenhero
sprach er: Jch glaube/ sie reden Beyde im Schlaff.
Hierauß erkannte die Frau allererst ihren grossen
Jrrthum/ schlich demnach fein säuberlich auß diesem
Bette/ und legte sich zu ihrer Tochter/ da inzwischen
der Wirth immerfort brummete/ und es nicht ver-
gessen kunte/ daß ihm der Edelmann seine Tochter
verderbet hatte. Venereus aber rieff dem Edelmann
zu: Komme her Bruder/ ich habe dir es ja wol tau-
send mahl gesaget/ du soltest dich deß Nacht-Wan-
dels enthalten/ du kommest sonst noch einmahl in
grosse Ungelegenheit darüber. Zum Wirth sprach
er weiter: Wecket doch den Junckern auf/ er redet
im Schlaff/ er gehet im Schlaff und thut bey Nacht-
Zeiten noch mehr im Schlaff/ und alles was ihm
traumet/ das erzehlet er hernach auch im Schlaff.
Dem Wirth war es eine Freude/ wann der Edelmann
solches im Schlaff solte geredet haben/ stieß ihn dem-
nach etliche mahl in die Seiten/ worüber derselbe
gleichsam erwachte/ den Schlaff auß den Augen wi-
schete/ und deß verwechselten Bettes erschrack/ er ent-
schuldigte sich auch gegen den Wirth/ und wandte

sein

Romans II. Buch.
Gefaͤhrten/ erzehlete er ihm mit ſanfften Worten die
groſſe Luſt und Ergoͤnung/ ſo er mit deß Wirths
Tochter dort in ihrem Bette gehabt haͤtte. Dieſer
ließ ihn wol außreden/ und ſprach hernach zu ihm:
Du magſt dir was anders begangen haben/ haſt du
meine Tochter geſchaͤndet/ ſo wil ich dich deßfalls
ſchon zu Recht zu ſtellen wiſſen. Der Edelmann er-
ſchrack dergeſtalt/ als er den Jrꝛthum der Perſonen
merckete/ daß er kein einziges Woͤrtlein mehr reden
kunte. Venereus aber ward von der Wirthin alſo
angeſprochen: Mein lieber Mann/ was moͤgen doch
Jene dort im Bette zu Zancken haben? Dieſer kun-
te ſich der Antwort nicht entbrechen/ dannenhero
ſprach er: Jch glaube/ ſie reden Beyde im Schlaff.
Hierauß erkannte die Frau allererſt ihren groſſen
Jrꝛthum/ ſchlich demnach fein ſaͤuberlich auß dieſem
Bette/ und legte ſich zu ihrer Tochter/ da inzwiſchen
der Wirth immerfort brummete/ und es nicht ver-
geſſen kunte/ daß ihm der Edelmann ſeine Tochter
verderbet hatte. Venereus aber rieff dem Edelmann
zu: Komme her Bruder/ ich habe dir es ja wol tau-
ſend mahl geſaget/ du ſolteſt dich deß Nacht-Wan-
dels enthalten/ du kommeſt ſonſt noch einmahl in
groſſe Ungelegenheit daruͤber. Zum Wirth ſprach
er weiter: Wecket doch den Junckern auf/ er redet
im Schlaff/ er gehet im Schlaff und thut bey Nacht-
Zeiten noch mehr im Schlaff/ und alles was ihm
traumet/ das erzehlet er hernach auch im Schlaff.
Dem Wirth war es eine Freude/ wann der Edelmañ
ſolches im Schlaff ſolte geredet haben/ ſtieß ihn dem-
nach etliche mahl in die Seiten/ woruͤber derſelbe
gleichſam erwachte/ den Schlaff auß den Augen wi-
ſchete/ und deß verwechſelten Bettes erſchrack/ er ent-
ſchuldigte ſich auch gegen den Wirth/ und wandte

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[619/0637] Romans II. Buch. Gefaͤhrten/ erzehlete er ihm mit ſanfften Worten die groſſe Luſt und Ergoͤnung/ ſo er mit deß Wirths Tochter dort in ihrem Bette gehabt haͤtte. Dieſer ließ ihn wol außreden/ und ſprach hernach zu ihm: Du magſt dir was anders begangen haben/ haſt du meine Tochter geſchaͤndet/ ſo wil ich dich deßfalls ſchon zu Recht zu ſtellen wiſſen. Der Edelmann er- ſchrack dergeſtalt/ als er den Jrꝛthum der Perſonen merckete/ daß er kein einziges Woͤrtlein mehr reden kunte. Venereus aber ward von der Wirthin alſo angeſprochen: Mein lieber Mann/ was moͤgen doch Jene dort im Bette zu Zancken haben? Dieſer kun- te ſich der Antwort nicht entbrechen/ dannenhero ſprach er: Jch glaube/ ſie reden Beyde im Schlaff. Hierauß erkannte die Frau allererſt ihren groſſen Jrꝛthum/ ſchlich demnach fein ſaͤuberlich auß dieſem Bette/ und legte ſich zu ihrer Tochter/ da inzwiſchen der Wirth immerfort brummete/ und es nicht ver- geſſen kunte/ daß ihm der Edelmann ſeine Tochter verderbet hatte. Venereus aber rieff dem Edelmann zu: Komme her Bruder/ ich habe dir es ja wol tau- ſend mahl geſaget/ du ſolteſt dich deß Nacht-Wan- dels enthalten/ du kommeſt ſonſt noch einmahl in groſſe Ungelegenheit daruͤber. Zum Wirth ſprach er weiter: Wecket doch den Junckern auf/ er redet im Schlaff/ er gehet im Schlaff und thut bey Nacht- Zeiten noch mehr im Schlaff/ und alles was ihm traumet/ das erzehlet er hernach auch im Schlaff. Dem Wirth war es eine Freude/ wann der Edelmañ ſolches im Schlaff ſolte geredet haben/ ſtieß ihn dem- nach etliche mahl in die Seiten/ woruͤber derſelbe gleichſam erwachte/ den Schlaff auß den Augen wi- ſchete/ und deß verwechſelten Bettes erſchrack/ er ent- ſchuldigte ſich auch gegen den Wirth/ und wandte ſein

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/637>, abgerufen am 22.11.2024.