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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
wol bedencken/ wie man mit grossen Leuten umgehe.
Aristobulus hatte zum Lob deß Alexanders ein Buch
verfertiget/ und lase dieses/ als er mit dem König zu
Schiffe fuhr; Alexander sagte zu ihm: Die Lob-
Preisung wäre all zu groß; Darauf schmiß Aristo-
bulus
das Buch in das Wasser/ und sagte: Derowe-
gen bist du auch werth/ daß man dich über Bord
schmeisse. Vor allen Dingen muß man in Acht neh-
men/ daß man weder im Loben/ Schelten/ oder auf
einige andere Weise von der Warheit abweiche/
solcher Gestalt fähret man am allerbesten. Darum
ließ Carl der Grosse in der hohen Schul zu Pariß die
Bücher deß Aristotelis lesen/ sagend: Es hätte kein
Mann die Warheit so aufrichtig gesuchet und ge-
schrieben. Viel vortreffliche Männer haben hierbey
übergrosse Arbeit gethan/ und viel Zeit angewendet/
ehe sie ein Buch an das Tages-Liecht gegeben. Iso-
crates
ist über seinem Panegyrico, oder Lob-Rede/
10. Jahr beschäfftiget gewesen. Plato hat seine Ge-
spräche übersehen und verbessert biß in sein 80. Jahr/
ehe er dieselbige herauß gegeben. Als der Käyser
Nero ein Buch machen wolte/ lase er vorher eine gros-
se Menge Bücher durch/ ehe er die Feder auf das
Papier setzte. Die Sorgfältigkeit anderer Männer
ist noch grösser gewesen/ wahrhafftige Dinge zu be-
schreiben/ dann sie verliessen sich nicht auf das Jeni-
ge/ was andere gesaget und geschrieben hatten/ son-
dern sie wolten die Warheit der Sachen selbst unter-
suchen/ ehe sie darvon schrieben. Dioscorides der Artzt
deß Antonii und der Cleopatra solte ein Buch von
den Kräutern und Metallen verfertigen/ derohalben
durchräysete er erst alle Landen/ und untersuchte die
Beschaffenheit dieser Dinge selbst. Dieses wird auch
von den Schrifften deß H. Hieronymi bezeuget.

Gleicher

Romans II. Buch.
wol bedencken/ wie man mit groſſen Leuten umgehe.
Ariſtobulus hatte zum Lob deß Alexanders ein Buch
verfertiget/ und laſe dieſes/ als er mit dem Koͤnig zu
Schiffe fuhr; Alexander ſagte zu ihm: Die Lob-
Preiſung waͤre all zu groß; Darauf ſchmiß Ariſto-
bulus
das Buch in das Waſſer/ und ſagte: Derowe-
gen biſt du auch werth/ daß man dich uͤber Bord
ſchmeiſſe. Vor allen Dingen muß man in Acht neh-
men/ daß man weder im Loben/ Schelten/ oder auf
einige andere Weiſe von der Warheit abweiche/
ſolcher Geſtalt faͤhret man am allerbeſten. Darum
ließ Carl der Groſſe in der hohen Schul zu Pariß die
Buͤcher deß Ariſtotelis leſen/ ſagend: Es haͤtte kein
Mann die Warheit ſo aufrichtig geſuchet und ge-
ſchrieben. Viel vortreffliche Maͤnner haben hierbey
uͤbergroſſe Arbeit gethan/ und viel Zeit angewendet/
ehe ſie ein Buch an das Tages-Liecht gegeben. Iſo-
crates
iſt uͤber ſeinem Panegyrico, oder Lob-Rede/
10. Jahr beſchaͤfftiget geweſen. Plato hat ſeine Ge-
ſpraͤche uͤberſehen und verbeſſert biß in ſein 80. Jahr/
ehe er dieſelbige herauß gegeben. Als der Kaͤyſer
Nero ein Buch machen wolte/ laſe er vorher eine groſ-
ſe Menge Buͤcher durch/ ehe er die Feder auf das
Papier ſetzte. Die Sorgfaͤltigkeit anderer Maͤnner
iſt noch groͤſſer geweſen/ wahrhafftige Dinge zu be-
ſchreiben/ dann ſie verlieſſen ſich nicht auf das Jeni-
ge/ was andere geſaget und geſchrieben hatten/ ſon-
dern ſie wolten die Warheit der Sachen ſelbſt unter-
ſuchen/ ehe ſie darvon ſchrieben. Dioſcorides der Artzt
deß Antonii und der Cleopatra ſolte ein Buch von
den Kraͤutern und Metallen verfertigen/ derohalben
durchraͤyſete er erſt alle Landen/ und unterſuchte die
Beſchaffenheit dieſer Dinge ſelbſt. Dieſes wird auch
von den Schrifften deß H. Hieronymi bezeuget.

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[815/0835] Romans II. Buch. wol bedencken/ wie man mit groſſen Leuten umgehe. Ariſtobulus hatte zum Lob deß Alexanders ein Buch verfertiget/ und laſe dieſes/ als er mit dem Koͤnig zu Schiffe fuhr; Alexander ſagte zu ihm: Die Lob- Preiſung waͤre all zu groß; Darauf ſchmiß Ariſto- bulus das Buch in das Waſſer/ und ſagte: Derowe- gen biſt du auch werth/ daß man dich uͤber Bord ſchmeiſſe. Vor allen Dingen muß man in Acht neh- men/ daß man weder im Loben/ Schelten/ oder auf einige andere Weiſe von der Warheit abweiche/ ſolcher Geſtalt faͤhret man am allerbeſten. Darum ließ Carl der Groſſe in der hohen Schul zu Pariß die Buͤcher deß Ariſtotelis leſen/ ſagend: Es haͤtte kein Mann die Warheit ſo aufrichtig geſuchet und ge- ſchrieben. Viel vortreffliche Maͤnner haben hierbey uͤbergroſſe Arbeit gethan/ und viel Zeit angewendet/ ehe ſie ein Buch an das Tages-Liecht gegeben. Iſo- crates iſt uͤber ſeinem Panegyrico, oder Lob-Rede/ 10. Jahr beſchaͤfftiget geweſen. Plato hat ſeine Ge- ſpraͤche uͤberſehen und verbeſſert biß in ſein 80. Jahr/ ehe er dieſelbige herauß gegeben. Als der Kaͤyſer Nero ein Buch machen wolte/ laſe er vorher eine groſ- ſe Menge Buͤcher durch/ ehe er die Feder auf das Papier ſetzte. Die Sorgfaͤltigkeit anderer Maͤnner iſt noch groͤſſer geweſen/ wahrhafftige Dinge zu be- ſchreiben/ dann ſie verlieſſen ſich nicht auf das Jeni- ge/ was andere geſaget und geſchrieben hatten/ ſon- dern ſie wolten die Warheit der Sachen ſelbſt unter- ſuchen/ ehe ſie darvon ſchrieben. Dioſcorides der Artzt deß Antonii und der Cleopatra ſolte ein Buch von den Kraͤutern und Metallen verfertigen/ derohalben durchraͤyſete er erſt alle Landen/ und unterſuchte die Beſchaffenheit dieſer Dinge ſelbſt. Dieſes wird auch von den Schrifften deß H. Hieronymi bezeuget. Gleicher

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/835>, abgerufen am 22.11.2024.