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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
er sie alle sauber binden liesse. Als er das Castell zu
Neapolis wieder aufbauen liesse/ muste man ihm deß
Vitruvii Buch von der Bau-Kunst bringen. Wie er
nun sahe/ daß es sehr übel gebunden war/ sagte er:
Lasset es sauber binden/ dann es stehet gar übel/ daß
das jenige Buch ungedecket sey/ welches unslehret/
so wol gedeckt zu seyn.

Der Geistliche sprach darauf: Es stehet auch
nicht wol/ daß GOttes Buch in Verachtung seye/
welches uns lehret/ wie wir recht geehret werden kön-
nen. Uber den Band der Bibel kan ich zwar nicht
klagen/ der Pracht steiget hoch genug/ wann es nur
auß Lieb und Ehre zu GOttes Wort geschicht.
Manche Jungfern aber schämen sich/ die Bibel oder
ein Testament nach der Kirchen zu tragen. Ein Zeichen
einer kleinen Liebe zu diesem H. Buch. Wann Sili-
caeus,
Bischoff zu Toledo, Bücher bey den Buch-
händlern kauffte/ so trug er dieselbige allezeit selbsten
nach Hauß. Als man zu ihm sagte: Daß er dieses
durch seinen Knecht thun lassen solte; Gab er zur
Antwort: O nein/ die Bücher haben mich geehret/
so muß ich sie auch ehren. Die gröste Ehre aber ist
diese/ daß man die Bücher wol durchlese/ und sich die-
selbe zu Nutz mache.

Der Edelmann lachete und sprach: Mit Bücher-
kauffen bin ich einmahls übel angelauffen; Die Tür-
cken verkauffen alle Freytag nach ihren verrichteten
Gebeten und Predigten bey ihren Kirchen einige
Bücher/ ich gienge auch dahin/ und wolte ein Büch-
lein kauffen/ sie fiengen aber so schnell mit Steinen
auf mich zu zuwerffen/ daß ich gnug zu thun hatte/
meinen Leib zu verbergen.

Worauf Cavina: So gehet es daselbsten zu/
die Türcken wollen ihre Bücher nicht in fremden

Hän-

Deß Academiſchen
er ſie alle ſauber binden lieſſe. Als er das Caſtell zu
Neapolis wieder aufbauen lieſſe/ muſte man ihm deß
Vitruvii Buch von der Bau-Kunſt bringen. Wie er
nun ſahe/ daß es ſehr uͤbel gebunden war/ ſagte er:
Laſſet es ſauber binden/ dann es ſtehet gar uͤbel/ daß
das jenige Buch ungedecket ſey/ welches unslehret/
ſo wol gedeckt zu ſeyn.

Der Geiſtliche ſprach darauf: Es ſtehet auch
nicht wol/ daß GOttes Buch in Verachtung ſeye/
welches uns lehret/ wie wir recht geehret werden koͤn-
nen. Uber den Band der Bibel kan ich zwar nicht
klagen/ der Pracht ſteiget hoch genug/ wann es nur
auß Lieb und Ehre zu GOttes Wort geſchicht.
Manche Jungfern aber ſchaͤmen ſich/ die Bibel oder
ein Teſtament nach der Kirchen zu tragen. Ein Zeichen
einer kleinen Liebe zu dieſem H. Buch. Wann Sili-
cæus,
Biſchoff zu Toledo, Buͤcher bey den Buch-
haͤndlern kauffte/ ſo trug er dieſelbige allezeit ſelbſten
nach Hauß. Als man zu ihm ſagte: Daß er dieſes
durch ſeinen Knecht thun laſſen ſolte; Gab er zur
Antwort: O nein/ die Buͤcher haben mich geehret/
ſo muß ich ſie auch ehren. Die groͤſte Ehre aber iſt
dieſe/ daß man die Buͤcher wol durchleſe/ und ſich die-
ſelbe zu Nutz mache.

Der Edelmann lachete und ſprach: Mit Buͤcher-
kauffen bin ich einmahls uͤbel angelauffen; Die Tuͤr-
cken verkauffen alle Freytag nach ihren verrichteten
Gebeten und Predigten bey ihren Kirchen einige
Buͤcher/ ich gienge auch dahin/ und wolte ein Buͤch-
lein kauffen/ ſie fiengen aber ſo ſchnell mit Steinen
auf mich zu zuwerffen/ daß ich gnug zu thun hatte/
meinen Leib zu verbergen.

Worauf Cavina: So gehet es daſelbſten zu/
die Tuͤrcken wollen ihre Buͤcher nicht in fremden

Haͤn-
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[818/0838] Deß Academiſchen er ſie alle ſauber binden lieſſe. Als er das Caſtell zu Neapolis wieder aufbauen lieſſe/ muſte man ihm deß Vitruvii Buch von der Bau-Kunſt bringen. Wie er nun ſahe/ daß es ſehr uͤbel gebunden war/ ſagte er: Laſſet es ſauber binden/ dann es ſtehet gar uͤbel/ daß das jenige Buch ungedecket ſey/ welches unslehret/ ſo wol gedeckt zu ſeyn. Der Geiſtliche ſprach darauf: Es ſtehet auch nicht wol/ daß GOttes Buch in Verachtung ſeye/ welches uns lehret/ wie wir recht geehret werden koͤn- nen. Uber den Band der Bibel kan ich zwar nicht klagen/ der Pracht ſteiget hoch genug/ wann es nur auß Lieb und Ehre zu GOttes Wort geſchicht. Manche Jungfern aber ſchaͤmen ſich/ die Bibel oder ein Teſtament nach der Kirchen zu tragen. Ein Zeichen einer kleinen Liebe zu dieſem H. Buch. Wann Sili- cæus, Biſchoff zu Toledo, Buͤcher bey den Buch- haͤndlern kauffte/ ſo trug er dieſelbige allezeit ſelbſten nach Hauß. Als man zu ihm ſagte: Daß er dieſes durch ſeinen Knecht thun laſſen ſolte; Gab er zur Antwort: O nein/ die Buͤcher haben mich geehret/ ſo muß ich ſie auch ehren. Die groͤſte Ehre aber iſt dieſe/ daß man die Buͤcher wol durchleſe/ und ſich die- ſelbe zu Nutz mache. Der Edelmann lachete und ſprach: Mit Buͤcher- kauffen bin ich einmahls uͤbel angelauffen; Die Tuͤr- cken verkauffen alle Freytag nach ihren verrichteten Gebeten und Predigten bey ihren Kirchen einige Buͤcher/ ich gienge auch dahin/ und wolte ein Buͤch- lein kauffen/ ſie fiengen aber ſo ſchnell mit Steinen auf mich zu zuwerffen/ daß ich gnug zu thun hatte/ meinen Leib zu verbergen. Worauf Cavina: So gehet es daſelbſten zu/ die Tuͤrcken wollen ihre Buͤcher nicht in fremden Haͤn-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/838>, abgerufen am 22.11.2024.