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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
Händen haben. Sie verkauffen die Bücher nicht
gantz/ sondern nur Stuck-Weiß/ also/ daß man auch
fast kein gantzes Buch bekommen kan. Sie wollen
weder Juden oder Christen bey ihrer Bücher-Ver-
kauffung leyden/ auch können sie ohne Lebens-Gefahr
keine Türckische Bücher bekommen. Also wollen sie
auch nicht dulden/ daß ihr Volck der Christen Bücher
lesen soll. Die Türcken haben eben dieselbige Ursach/
die Käyser Julianus hatte/ warum er die Heydnische
Bücher den Christen benahm/ sagend: Auf daß wir
durch unsere eigene Federn nicht verwundet werden.
Diese Sorge ist bey den Christen nicht zu finden/
alle Bücher kan man bey uns bekommen/ der Man-
gel aber ist nur allein am Lesen. Gute Bücher muß
man was genauer lesen und gebrauchen. Arcesilaus
lase alle Morgen und Abend etwas in den Büchern
Homeri. Als Plato auf seinem Tod-Bette lag/ im
82. Jahr seines Alters/ da lag noch unter seinem
Haupt-Küssen Sophronis Buch. Avicenna war noch
ein Schul-Jung/ gleichwol hat er die Metaphysic
40. mahl/ und den Euclidem 5. mahl durchgelesen/ ab-
sonderlich solte man also mit der Bibel verfahren.
Alpharabus, ein Türckischer Lehrer/ fand auf seiner
Räyse von ungefähr das Buch Aristotelis von dem
Gehör/ dasselbe lase er auch 40. mahl durch/ und
schriebe noch darauf diese Worte: Jch wil es noch
wol einmahl lesen. Alphonsus hatte allezeit bey ihm
die Bücher deß Julii Caesaris, und lase alle Tag darinn.
Es ist aber mit dem Lesen nicht allein gnug/ man muß
also lesen/ daß man Nutzen und Vortheil darvon
habe. Als AEmilius den Macedonischen König Per-
seum
überwunden/ und viel Schätze geraubet hatte/
begehrte er vor sich selbsten nichts anders/ als die Kö-
nigl. Bibliotheck; die Ursach aber dessen war/ damit er

seine
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Romans II. Buch.
Haͤnden haben. Sie verkauffen die Buͤcher nicht
gantz/ ſondern nur Stuck-Weiß/ alſo/ daß man auch
faſt kein gantzes Buch bekommen kan. Sie wollen
weder Juden oder Chriſten bey ihrer Buͤcher-Ver-
kauffung leyden/ auch koͤnnen ſie ohne Lebens-Gefahr
keine Tuͤrckiſche Buͤcher bekommen. Alſo wollen ſie
auch nicht dulden/ daß ihr Volck der Chriſten Buͤcher
leſen ſoll. Die Tuͤrcken haben eben dieſelbige Urſach/
die Kaͤyſer Julianus hatte/ warum er die Heydniſche
Buͤcher den Chriſten benahm/ ſagend: Auf daß wir
durch unſere eigene Federn nicht verwundet werden.
Dieſe Sorge iſt bey den Chriſten nicht zu finden/
alle Buͤcher kan man bey uns bekommen/ der Man-
gel aber iſt nur allein am Leſen. Gute Buͤcher muß
man was genauer leſen und gebrauchen. Arceſilaus
laſe alle Morgen und Abend etwas in den Buͤchern
Homeri. Als Plato auf ſeinem Tod-Bette lag/ im
82. Jahr ſeines Alters/ da lag noch unter ſeinem
Haupt-Kuͤſſen Sophronis Buch. Avicenna war noch
ein Schul-Jung/ gleichwol hat er die Metaphyſic
40. mahl/ und den Euclidem 5. mahl durchgeleſen/ ab-
ſonderlich ſolte man alſo mit der Bibel verfahren.
Alpharabus, ein Tuͤrckiſcher Lehrer/ fand auf ſeiner
Raͤyſe von ungefaͤhr das Buch Ariſtotelis von dem
Gehoͤr/ daſſelbe laſe er auch 40. mahl durch/ und
ſchriebe noch darauf dieſe Worte: Jch wil es noch
wol einmahl leſen. Alphonſus hatte allezeit bey ihm
die Buͤcher deß Julii Cæſaris, und laſe alle Tag dariñ.
Es iſt aber mit dem Leſen nicht allein gnug/ man muß
alſo leſen/ daß man Nutzen und Vortheil darvon
habe. Als Æmilius den Macedoniſchen Koͤnig Per-
ſeum
uͤberwunden/ und viel Schaͤtze geraubet hatte/
begehrte er vor ſich ſelbſten nichts anders/ als die Koͤ-
nigl. Bibliotheck; die Urſach aber deſſen war/ damit er

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[819/0839] Romans II. Buch. Haͤnden haben. Sie verkauffen die Buͤcher nicht gantz/ ſondern nur Stuck-Weiß/ alſo/ daß man auch faſt kein gantzes Buch bekommen kan. Sie wollen weder Juden oder Chriſten bey ihrer Buͤcher-Ver- kauffung leyden/ auch koͤnnen ſie ohne Lebens-Gefahr keine Tuͤrckiſche Buͤcher bekommen. Alſo wollen ſie auch nicht dulden/ daß ihr Volck der Chriſten Buͤcher leſen ſoll. Die Tuͤrcken haben eben dieſelbige Urſach/ die Kaͤyſer Julianus hatte/ warum er die Heydniſche Buͤcher den Chriſten benahm/ ſagend: Auf daß wir durch unſere eigene Federn nicht verwundet werden. Dieſe Sorge iſt bey den Chriſten nicht zu finden/ alle Buͤcher kan man bey uns bekommen/ der Man- gel aber iſt nur allein am Leſen. Gute Buͤcher muß man was genauer leſen und gebrauchen. Arceſilaus laſe alle Morgen und Abend etwas in den Buͤchern Homeri. Als Plato auf ſeinem Tod-Bette lag/ im 82. Jahr ſeines Alters/ da lag noch unter ſeinem Haupt-Kuͤſſen Sophronis Buch. Avicenna war noch ein Schul-Jung/ gleichwol hat er die Metaphyſic 40. mahl/ und den Euclidem 5. mahl durchgeleſen/ ab- ſonderlich ſolte man alſo mit der Bibel verfahren. Alpharabus, ein Tuͤrckiſcher Lehrer/ fand auf ſeiner Raͤyſe von ungefaͤhr das Buch Ariſtotelis von dem Gehoͤr/ daſſelbe laſe er auch 40. mahl durch/ und ſchriebe noch darauf dieſe Worte: Jch wil es noch wol einmahl leſen. Alphonſus hatte allezeit bey ihm die Buͤcher deß Julii Cæſaris, und laſe alle Tag dariñ. Es iſt aber mit dem Leſen nicht allein gnug/ man muß alſo leſen/ daß man Nutzen und Vortheil darvon habe. Als Æmilius den Macedoniſchen Koͤnig Per- ſeum uͤberwunden/ und viel Schaͤtze geraubet hatte/ begehrte er vor ſich ſelbſten nichts anders/ als die Koͤ- nigl. Bibliotheck; die Urſach aber deſſen war/ damit er ſeine F f f 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/839>, abgerufen am 22.11.2024.