Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Außspruch oder die Sententz/ wie vertröstet/ zu/ unterlasse ichnicht/ solche denen Liehhabern zu communiciren. Was dieser Bettler bey seinem Thun für Glück finden Zu Gent ist es geschehen/ als einsmahls etliche Raths- D. Zacharias Ursinus zu Heydelberg/ gab den Armen das Es ist auf eine Zeit ein verwegener Ertz-Bettler auf An- seinen
Deß Academiſchen Außſpruch oder die Sententz/ wie vertroͤſtet/ zu/ unterlaſſe ichnicht/ ſolche denen Liehhabern zu communiciren. Was dieſer Bettler bey ſeinem Thun für Gluͤck finden Zu Gent iſt es geſchehen/ als einsmahls etliche Raths- D. Zacharias Urſinus zu Heydelberg/ gab den Armen das Es iſt auf eine Zeit ein verwegener Ertz-Bettler auf An- ſeinen
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Deß Academiſchen
Außſpruch oder die Sententz/ wie vertroͤſtet/ zu/ unterlaſſe ich
nicht/ ſolche denen Liehhabern zu communiciren.
Was dieſer Bettler bey ſeinem Thun für Gluͤck finden
wollen/ ſolches hat Jener verlohren in der Luft-Geſeliſchafft
§. 517. p. 213. Ein Bettler hatte in ſeinem Mantel 200. Guͤlden
genaͤhet/ gieng doch fort nach betteln; Dieſes war einem Reuter
wiſſend/ der ritte ihm nach/ ſagte: Landsmann/ haben wir nichts
zu tauſchen? Der Bettler wandte vor/ ſein Mantel waͤre mit
lauter Flecken beſetzt. Der Reuter ſagte: Darzu ich ihn haben
wil/ iſt er mir gut/ nahm ihn mit Gewalt/ und ritte darvon.
Confer Michael Sachſen in Alphab. Hiſtor. p. m. 48. auß der
Feſt-Chronic D. Rivandri 54. Part. 2.
Zu Gent iſt es geſchehen/ als einsmahls etliche Raths-
Herren vor dem Rath-Hauß ſaſſen/ kom̃t ein ſtarcker Bettler/
bittet ein Allmoſen/ ſeuffzet/ weinet und klaget/ er haͤtte einen
heimlichen Schaden/ welchen er ſich ſchaͤmete zu weiſen. Jeder
hatte ein Mitleyden mit ihm/ und gab ihm ein Allmoſen. Als
der Bettler hinweg gehet/ befahl einer ſeinem Knaben/ er ſolte
hernach gehen/ und von dem Bettler erfragen/ was er doch fuͤr
eine heimliche Kranckheit habe? Der Jung thut es/ beſiehet
ihm das Geſicht/ Arm/ Bruſt und Schenckel/ findet alles geſund/
ſpricht: Jch ſehe keinen Mangel an dir. Der Bettler ſpricht:
Ach/ es iſt gar viel ein anders/ das mich druͤcket/ welches du nicht
ſehen kanſt/ und iſt eine ſolche Kranckheit/ die meinen gantzen
Leib eingenommen/ und bat alle Adern/ Marck und Bein durch-
krochen/ daß kein Glied an meinem gantzen Leib iſt/ das gerne
arbeiten wolte/ und habe gehoͤret/ daß dieſe Kranckheit die Faul-
heit genannt wird; Das iſt ja warlich eine groſſe Kranckheit. Der
Jung ward zornig/ und gieng darvon/ und erzehlet alles/ was
er vom Bettler verſtanden/ darauß ſie ein Gelaͤchter macheten/
und ward dem Bettler nachgeſchickt/ er aber nicht funden.
D. Zacharias Urſinus zu Heydelberg/ gab den Armen das
Erſte/ was er in die Haͤnde bekam. Chur-Fuͤrſt Friderich laͤſſet
ihm ſeinen Beſold in der Cantzley geben/ mit lauter Gold-Guͤl-
den. Jndeſſen waren Arme beſtellet/ bey denen der Doctor muſte
vorbey gehen/ deren Jeden er einen Gold-Guͤlden gegeben;
Was hat er darvon? Dieſen ewigen Nachruhm: Daß er dem
Spruͤch-Wort Chriſti gemaͤß gelebet: Geben iſt beſſer/ dann
Nehmen.
Es iſt auf eine Zeit ein verwegener Ertz-Bettler auf An-
ragau kommen/ hat ſich daſelbſt fuͤr die Kirch-Thuͤr geſtellet/
ſeinen
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