Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen gerochen/ geschwind auß dem Staube gemacht/ sie aber hat dieKatz müssen allein halten/ ist mit Ruthen außgestrichen/ und deß Landes verwiesen worden. Ibid. Ebey daselbst bin ist einer kommen/ welcher sich gestellet/ Eben dieser Author führet dergleichen Exempel ein von sich thät
Deß Academiſchen gerochen/ geſchwind auß dem Staube gemacht/ ſie aber hat dieKatz muͤſſen allein halten/ iſt mit Ruthen außgeſtrichen/ und deß Landes verwieſen worden. Ibid. Ebey daſelbſt bin iſt einer kommen/ welcher ſich geſtellet/ Eben dieſer Author fuͤhret dergleichen Exempel ein von ſich thaͤt
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Deß Academiſchen
gerochen/ geſchwind auß dem Staube gemacht/ ſie aber hat die
Katz muͤſſen allein halten/ iſt mit Ruthen außgeſtrichen/ und
deß Landes verwieſen worden. Ibid.
Ebey daſelbſt bin iſt einer kommen/ welcher ſich geſtellet/
als ob er außſaͤtzig waͤre/ hat ſich vor die Kirche gemacht/ und
ein groß Geklipper mit ſeinen Klappern angefangen. Nachdem
man aber endlichen wahrgenom̃en/ daß er nicht einerley Farbe
unter ſeinem Angeſicht behalten/ er auch die Sprache auf gut
außſaͤtzig nicht allwege lencken kunte/ iſt einem beruͤhinten Artzt
allda anbefohlen worden/ daß er ihn mit ſich nehmen und beſich-
tigen ſolte/ als er ihn aber beſichtigen wollen/ hat er befunden/
daß er ein Leinen-Tuch um den Halß gewunden/ welches er mit
der lincken Hand/ ſo er allweg unter dem Mantel/ verborgen ge-
halten/ nach ſeinem Gefallen auf- und niederziehen koͤnnen/ und
alſo/ indem er es zuzoge/ das Angeſicht ihm durch Blut ver-
tuͤnchet war/ auch wegen deß eng-angezogenen Halſes/ wie ein
Außſaͤtziger gantz heiſer redete/ als er aber das Tuch vom Halß
mufte herunter thun/ da ward ſein Bubenſtuͤck leicht offenbahr/
ſintemahler alsdann nicht allein recht und rein redete/ ſondern/
nachdem er unter dem Angeſicht mit friſchem Waſſer gewaſchen
wurde/ da fand man am aller geringſten kein Wahrzeichen deß
Außſatzes an ihm. Alſo iſt er ins Gefaͤngnuͤß geworffen/ und nach
wenig Tagen durch die Stadt geſtrichen worden. Ibidem.
Eben dieſer Author fuͤhret dergleichen Exempel ein von ſich
ſelbſten alſo redend: Ehe ich ein Parlaments-Genoffe war/ habe
ich ſolcher Bubenfluͤck etlicher Maſſen auch erfahren/ dann/
dieweil ich neben einem andern meinem Mit-Genoſſen gemeiner
Saͤckelmeiſter war/ und alſo deſſen Geſindleins viel zu mir kam/
geſchahe es auf eine Zeit/ daß einer auß dem gemeinen Kaften
etwas begehrete/ mit der Vorwendung/ er ſey auf eine Zeit von
dem Bau gefallen/ und alle ſeine Glieder zerſchmettert/ darzu
ſeye nachmahls kommen/ daß durch das todte Gebluͤte/ welches
zwiſchen Haut und Fleiſch ſich geſammlet/ eine langwuͤrige ge-
faͤhrtliche Schwachheit erfolget/ welche ihn in denen Gliedern
reiffe/ auch um das Hertz dermaſſen aͤngſtige und plage/ daß er
kaum Athem ſchoͤpffen koͤnne. Er holete den Athem wol ſieben-
mahl/ taumelte auch immerdar von einer Seiten zu deran-
dern/ widerholete auch immer dieſe Worte: Ach daß ich todt
waͤre/ ſo kaͤme ich dieſer groſſen Schmertzen ab. Wo er auch bey
einen Stein oder Klotz kam/ ſo lehnete er ſich daran/ als ob er
froh waͤre/ daß er wieder Athem ſchoͤpffen koͤnte/ ſolches aber
thaͤt
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