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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
der. Hierüber fieng der gefressige Mohr so erschröck-
lich an zu lachen/ daß sich die andern darfür bey nahe
entsetzeten. Endlich sprach er: Jhr lieben Freunde
sollet w[i]ssen/ daß mich diese angenommene schwartze
Farbe nicht zu einem andern Menschen machen kan;
Jch bin und bleibe wol mein Lebenlang Cerebacchius,
wäre ich auch noch auf eine andere Weise angestri-
chen. Auß dieser Rede erkannte ihn Cavina, und er-
freute sich hertzlich/ daß er es selber war/ forschete auch
alsobald/ ob er von dem Condado, Klingenfeld und
Venereo keinen Bericht zu geben wüste? Worauf
ihm Jener bedeutete/ daß sie unter Weges in der
Schweitz mit einander durch wunderliche Eben-
theuer zusammen kommen wären da sie dann endlich
vor 5. Tagen allhier angelanget. Jch habe/ sprach er/
vor einer halben Stunde euch hieher gehen sehen/
welches ich dem Herrn Condado alsobald angedeu-
tet/ und ihn gebetten/ mir zu erlauben/ daß ich euch
erstlich/ ehe mir zusammen kämen/ diesen Lust erwecken
möchte/ und als er mir solches zugestanden/ habe ich
mein Gesicht/ wie ihr sehet/ mit einer schwartzen Far-
be bestrichen/ und bin also hier erschienen/ speiset aber
nur fort/ und wisset/ daß unsere Herren dort in jener
Herberge eurer mit Verlangen erwarten. Also
hielten sie mit einander ihre Mahlzeit/ und Cerebac-
chius
setzte sich mit an die Tafel/ da er dann von nun
an allerest rechtschaffen erwiese/ daß sein Magen auch
wol capabel wäre/ deß Trollen Lederne Hosen ein-
zuschlucken.

Nachdem endlich die Mahlzeit gehalten wor-
den/ wusche Cerebacchius seine schwartze Farbe wie-
der ab/ und als die Gesellschafft den Gastgeber con-
tenti
ret/ giengen sie mit einander zu Condado, wel-
cher sie mit Freuden empfieng/ da sie einander ihre

Eben-

Deß Academiſchen
der. Hieruͤber fieng der gefreſſige Mohr ſo erſchroͤck-
lich an zu lachen/ daß ſich die andern darfuͤr bey nahe
entſetzeten. Endlich ſprach er: Jhr lieben Freunde
ſollet w[i]ſſen/ daß mich dieſe angenommene ſchwartze
Farbe nicht zu einem andern Menſchen machen kan;
Jch bin und bleibe wol mein Lebenlang Cerebacchius,
waͤre ich auch noch auf eine andere Weiſe angeſtri-
chen. Auß dieſer Rede erkannte ihn Cavina, und er-
freute ſich hertzlich/ daß er es ſelber war/ forſchete auch
alſobald/ ob er von dem Condado, Klingenfeld und
Venereo keinen Bericht zu geben wuͤſte? Worauf
ihm Jener bedeutete/ daß ſie unter Weges in der
Schweitz mit einander durch wunderliche Eben-
theuer zuſammen kommen waͤren da ſie dann endlich
vor 5. Tagen allhier angelanget. Jch habe/ ſprach er/
vor einer halben Stunde euch hieher gehen ſehen/
welches ich dem Herꝛn Condado alſobald angedeu-
tet/ und ihn gebetten/ mir zu erlauben/ daß ich euch
erſtlich/ ehe mir zuſam̃en kaͤmen/ dieſen Luſt erwecken
moͤchte/ und als er mir ſolches zugeſtanden/ habe ich
mein Geſicht/ wie ihr ſehet/ mit einer ſchwartzen Far-
be beſtrichen/ und bin alſo hier erſchienen/ ſpeiſet aber
nur fort/ und wiſſet/ daß unſere Herren dort in jener
Herberge eurer mit Verlangen erwarten. Alſo
hielten ſie mit einander ihre Mahlzeit/ und Cerebac-
chius
ſetzte ſich mit an die Tafel/ da er dann von nun
an allereſt rechtſchaffen erwieſe/ daß ſein Magen auch
wol capabel waͤre/ deß Trollen Lederne Hoſen ein-
zuſchlucken.

Nachdem endlich die Mahlzeit gehalten wor-
den/ wuſche Cerebacchius ſeine ſchwartze Farbe wie-
der ab/ und als die Geſellſchafft den Gaſtgeber con-
tenti
ret/ giengen ſie mit einander zu Condado, wel-
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Eben-
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[958/0978] Deß Academiſchen der. Hieruͤber fieng der gefreſſige Mohr ſo erſchroͤck- lich an zu lachen/ daß ſich die andern darfuͤr bey nahe entſetzeten. Endlich ſprach er: Jhr lieben Freunde ſollet wiſſen/ daß mich dieſe angenommene ſchwartze Farbe nicht zu einem andern Menſchen machen kan; Jch bin und bleibe wol mein Lebenlang Cerebacchius, waͤre ich auch noch auf eine andere Weiſe angeſtri- chen. Auß dieſer Rede erkannte ihn Cavina, und er- freute ſich hertzlich/ daß er es ſelber war/ forſchete auch alſobald/ ob er von dem Condado, Klingenfeld und Venereo keinen Bericht zu geben wuͤſte? Worauf ihm Jener bedeutete/ daß ſie unter Weges in der Schweitz mit einander durch wunderliche Eben- theuer zuſammen kommen waͤren da ſie dann endlich vor 5. Tagen allhier angelanget. Jch habe/ ſprach er/ vor einer halben Stunde euch hieher gehen ſehen/ welches ich dem Herꝛn Condado alſobald angedeu- tet/ und ihn gebetten/ mir zu erlauben/ daß ich euch erſtlich/ ehe mir zuſam̃en kaͤmen/ dieſen Luſt erwecken moͤchte/ und als er mir ſolches zugeſtanden/ habe ich mein Geſicht/ wie ihr ſehet/ mit einer ſchwartzen Far- be beſtrichen/ und bin alſo hier erſchienen/ ſpeiſet aber nur fort/ und wiſſet/ daß unſere Herren dort in jener Herberge eurer mit Verlangen erwarten. Alſo hielten ſie mit einander ihre Mahlzeit/ und Cerebac- chius ſetzte ſich mit an die Tafel/ da er dann von nun an allereſt rechtſchaffen erwieſe/ daß ſein Magen auch wol capabel waͤre/ deß Trollen Lederne Hoſen ein- zuſchlucken. Nachdem endlich die Mahlzeit gehalten wor- den/ wuſche Cerebacchius ſeine ſchwartze Farbe wie- der ab/ und als die Geſellſchafft den Gaſtgeber con- tentiret/ giengen ſie mit einander zu Condado, wel- cher ſie mit Freuden empfieng/ da ſie einander ihre Eben-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 958. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/978>, abgerufen am 01.06.2024.