Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
hierzu sonderliche Lust hatte/ ohne Marnitz/ welcher
meynete/ es stünde seinem Adelichen Stand nicht an/
wann er sich nicht muthig erzeigen solte/ solche Stu-
diermacher-Gesellen mit dem Degen zu Chor zu trei-
ben. Dannenhero giengen diese Zween hinunter/ und
wie sie auf die Strassen kamen/ waren die Gassen-
Schreyer ihr Hauß schon vorbey/ dahero rieff Klin-
genfeld mit vollem Halse: Sa/ Sa/ contra Sa/
contra Hundsv. steh Kerl/ steh/ daß dich der Teuf - -
hol/ schlug zugleich auch mit dem Degen wacker in
die Steine/ daß die Funcken darvon stoben. Jene
kehreten bald um/ und also kamen sie einander in die
Haare/ als aber Klingenfeld meynete/ Marnitz wür-
de ihm getreulich assistiren/ da muste er sehen/ daß die-
ser sich am ersten unsichtbar machte/ doch ließ er sich
solches nicht anfechten/ sondern zog die gantze Prahl-
Compagnie vor sein Logiment, und schlug sich da-
selbst dergestalt mit 5. Studenten herum/ daß es eine
Lust zu sehen war. Alle Leute kamen in die Fenster/
und steckten die Leuchten an/ daß es ein grosses We-
sen ward. Condado und seine Leute sahen mit Lust zu/
aber Marnitz hatte sich verstecket/ dann er war der
blossen Degen auf seinem Adelichen Hof nicht son-
ders gewohnet/ und hätte geschworen/ die Studen-
ten hätten nicht solche Courage, als er hernach mit
seinen Augen gesehen. Endlich kam die Stadt-
Wacht darzu/ und trennete sie von einander/ da sie
sich dann bald verlieffen/ und Klingenfeld wuste seine
Hauß-Thür auch bald wieder zu finden. Am folgen-
den Morgen kamen zween wolgekleidete Studenten
in diese Herberge/ und begehrten zu wissen/ wer sich
gestern mit ihnen herumgeschlagen/ und ihnen in ih-
rem Gassaten-gehen Contra geschrien hätte? Klin-
genfeld hielte nicht lang hinter dem Pusch/ sondern

sprach:

Deß Academiſchen
hierzu ſonderliche Luſt hatte/ ohne Marnitz/ welcher
meynete/ es ſtuͤnde ſeinem Adelichen Stand nicht an/
wann er ſich nicht muthig erzeigen ſolte/ ſolche Stu-
diermacher-Geſellen mit dem Degen zu Chor zu trei-
ben. Dannenhero giengen dieſe Zween hinunter/ und
wie ſie auf die Straſſen kamen/ waren die Gaſſen-
Schreyer ihr Hauß ſchon vorbey/ dahero rieff Klin-
genfeld mit vollem Halſe: Sa/ Sa/ contra Sa/
contra Hundsv. ſteh Kerl/ ſteh/ daß dich der Teuf ‒ ‒
hol/ ſchlug zugleich auch mit dem Degen wacker in
die Steine/ daß die Funcken darvon ſtoben. Jene
kehreten bald um/ und alſo kamen ſie einander in die
Haare/ als aber Klingenfeld meynete/ Marnitz wuͤr-
de ihm getreulich aſſiſtiren/ da muſte er ſehen/ daß die-
ſer ſich am erſten unſichtbar machte/ doch ließ er ſich
ſolches nicht anfechten/ ſondern zog die gantze Prahl-
Compagnie vor ſein Logiment, und ſchlug ſich da-
ſelbſt dergeſtalt mit 5. Studenten herum/ daß es eine
Luſt zu ſehen war. Alle Leute kamen in die Fenſter/
und ſteckten die Leuchten an/ daß es ein groſſes We-
ſen ward. Condado und ſeine Leute ſahen mit Luſt zu/
aber Marnitz hatte ſich verſtecket/ dann er war der
bloſſen Degen auf ſeinem Adelichen Hof nicht ſon-
ders gewohnet/ und haͤtte geſchworen/ die Studen-
ten haͤtten nicht ſolche Courage, als er hernach mit
ſeinen Augen geſehen. Endlich kam die Stadt-
Wacht darzu/ und trennete ſie von einander/ da ſie
ſich dann bald verlieffen/ und Klingenfeld wuſte ſeine
Hauß-Thuͤr auch bald wieder zu finden. Am folgen-
den Morgen kamen zween wolgekleidete Studenten
in dieſe Herberge/ und begehrten zu wiſſen/ wer ſich
geſtern mit ihnen herumgeſchlagen/ und ihnen in ih-
rem Gaſſaten-gehen Contra geſchrien haͤtte? Klin-
genfeld hielte nicht lang hinter dem Puſch/ ſondern

ſprach:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0980" n="960"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
hierzu &#x017F;onderliche Lu&#x017F;t hatte/ ohne Marnitz/ welcher<lb/>
meynete/ es &#x017F;tu&#x0364;nde &#x017F;einem Adelichen Stand nicht an/<lb/>
wann er &#x017F;ich nicht muthig erzeigen &#x017F;olte/ &#x017F;olche Stu-<lb/>
diermacher-Ge&#x017F;ellen mit dem Degen zu Chor zu trei-<lb/>
ben. Dannenhero giengen die&#x017F;e Zween hinunter/ und<lb/>
wie &#x017F;ie auf die Stra&#x017F;&#x017F;en kamen/ waren die Ga&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
Schreyer ihr Hauß &#x017F;chon vorbey/ dahero rieff Klin-<lb/>
genfeld mit vollem Hal&#x017F;e: Sa/ Sa/ <hi rendition="#aq">contra</hi> Sa/<lb/><hi rendition="#aq">contra</hi> Hundsv. &#x017F;teh Kerl/ &#x017F;teh/ daß dich der Teuf &#x2012; &#x2012;<lb/>
hol/ &#x017F;chlug zugleich auch mit dem Degen wacker in<lb/>
die Steine/ daß die Funcken darvon &#x017F;toben. Jene<lb/>
kehreten bald um/ und al&#x017F;o kamen &#x017F;ie einander in die<lb/>
Haare/ als aber Klingenfeld meynete/ Marnitz wu&#x0364;r-<lb/>
de ihm getreulich <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ti</hi>ren/ da mu&#x017F;te er &#x017F;ehen/ daß die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;ich am er&#x017F;ten un&#x017F;ichtbar machte/ doch ließ er &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;olches nicht anfechten/ &#x017F;ondern zog die gantze Prahl-<lb/><hi rendition="#aq">Compagnie</hi> vor &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Logiment,</hi> und &#x017F;chlug &#x017F;ich da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t derge&#x017F;talt mit 5. Studenten herum/ daß es eine<lb/>
Lu&#x017F;t zu &#x017F;ehen war. Alle Leute kamen in die Fen&#x017F;ter/<lb/>
und &#x017F;teckten die Leuchten an/ daß es ein gro&#x017F;&#x017F;es We-<lb/>
&#x017F;en ward. <hi rendition="#aq">Condado</hi> und &#x017F;eine Leute &#x017F;ahen mit Lu&#x017F;t zu/<lb/>
aber Marnitz hatte &#x017F;ich ver&#x017F;tecket/ dann er war der<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Degen auf &#x017F;einem Adelichen Hof nicht &#x017F;on-<lb/>
ders gewohnet/ und ha&#x0364;tte ge&#x017F;chworen/ die Studen-<lb/>
ten ha&#x0364;tten nicht &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Courage,</hi> als er hernach mit<lb/>
&#x017F;einen Augen ge&#x017F;ehen. Endlich kam die Stadt-<lb/>
Wacht darzu/ und trennete &#x017F;ie von einander/ da &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich dann bald verlieffen/ und Klingenfeld wu&#x017F;te &#x017F;eine<lb/>
Hauß-Thu&#x0364;r auch bald wieder zu finden. Am folgen-<lb/>
den Morgen kamen zween wolgekleidete Studenten<lb/>
in die&#x017F;e Herberge/ und begehrten zu wi&#x017F;&#x017F;en/ wer &#x017F;ich<lb/>
ge&#x017F;tern mit ihnen herumge&#x017F;chlagen/ und ihnen in ih-<lb/>
rem Ga&#x017F;&#x017F;aten-gehen <hi rendition="#aq">Contra</hi> ge&#x017F;chrien ha&#x0364;tte? Klin-<lb/>
genfeld hielte nicht lang hinter dem Pu&#x017F;ch/ &#x017F;ondern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;prach:</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[960/0980] Deß Academiſchen hierzu ſonderliche Luſt hatte/ ohne Marnitz/ welcher meynete/ es ſtuͤnde ſeinem Adelichen Stand nicht an/ wann er ſich nicht muthig erzeigen ſolte/ ſolche Stu- diermacher-Geſellen mit dem Degen zu Chor zu trei- ben. Dannenhero giengen dieſe Zween hinunter/ und wie ſie auf die Straſſen kamen/ waren die Gaſſen- Schreyer ihr Hauß ſchon vorbey/ dahero rieff Klin- genfeld mit vollem Halſe: Sa/ Sa/ contra Sa/ contra Hundsv. ſteh Kerl/ ſteh/ daß dich der Teuf ‒ ‒ hol/ ſchlug zugleich auch mit dem Degen wacker in die Steine/ daß die Funcken darvon ſtoben. Jene kehreten bald um/ und alſo kamen ſie einander in die Haare/ als aber Klingenfeld meynete/ Marnitz wuͤr- de ihm getreulich aſſiſtiren/ da muſte er ſehen/ daß die- ſer ſich am erſten unſichtbar machte/ doch ließ er ſich ſolches nicht anfechten/ ſondern zog die gantze Prahl- Compagnie vor ſein Logiment, und ſchlug ſich da- ſelbſt dergeſtalt mit 5. Studenten herum/ daß es eine Luſt zu ſehen war. Alle Leute kamen in die Fenſter/ und ſteckten die Leuchten an/ daß es ein groſſes We- ſen ward. Condado und ſeine Leute ſahen mit Luſt zu/ aber Marnitz hatte ſich verſtecket/ dann er war der bloſſen Degen auf ſeinem Adelichen Hof nicht ſon- ders gewohnet/ und haͤtte geſchworen/ die Studen- ten haͤtten nicht ſolche Courage, als er hernach mit ſeinen Augen geſehen. Endlich kam die Stadt- Wacht darzu/ und trennete ſie von einander/ da ſie ſich dann bald verlieffen/ und Klingenfeld wuſte ſeine Hauß-Thuͤr auch bald wieder zu finden. Am folgen- den Morgen kamen zween wolgekleidete Studenten in dieſe Herberge/ und begehrten zu wiſſen/ wer ſich geſtern mit ihnen herumgeſchlagen/ und ihnen in ih- rem Gaſſaten-gehen Contra geſchrien haͤtte? Klin- genfeld hielte nicht lang hinter dem Puſch/ ſondern ſprach:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/980
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 960. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/980>, abgerufen am 22.11.2024.