Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen die Degen-Spitzen einander kaum berühren kunten/und je mehr Klingenfeld auf ihn eindrung/ je mehr er zuruck wiche/ biß endlich nach gleichsam 3. gehaltenen Gängen (jenseits vielmehr Sprüngen/) dieser Han- del auch verglichen ward. Als der Vierdte hierauf daran solte/ tratt dessen Second herbey/ und bathe/ Klingenfeld möchte sich ohne Schlagen nur mit sei- nem Principal vertragen/ weil er durch viele Gänge schon ziemlich abgemattet/ und also der Ruhe benö- thiget wäre. Klingenfeld aber wolte nicht daran/ biß ihm der andere ins Ohr sagte/ Jener hätte ein Furcht- Fieber bekommen/ daß er zitterte/ wie ein Aspen-Laub/ wordurch sich dann Klingenfeld zum Vertrag mit ihm bereden ließ. Und darauf tratten sie zusammen/ und die vier Balger nöthigten den Klingenfeld und seine Compagnie zu einer Collation; Sie folgeten zu diesem mahl auch/ ausser Condado, und wurden im güldenen Kopff wol von ihnen tractiret/ worbey sich fürnemlich Cerebacchius wol zu gebrauchen wuste. Bey diesem Gelach sahe der Schwäbische Edel- hielte
Deß Academiſchen die Degen-Spitzen einander kaum beruͤhren kunten/und je mehr Klingenfeld auf ihn eindrung/ je mehr er zuruck wiche/ biß endlich nach gleichſam 3. gehaltenen Gaͤngen (jenſeits vielmehr Spruͤngen/) dieſer Han- del auch verglichen ward. Als der Vierdte hierauf daran ſolte/ tratt deſſen Second herbey/ und bathe/ Klingenfeld moͤchte ſich ohne Schlagen nur mit ſei- nem Principal vertragen/ weil er durch viele Gaͤnge ſchon ziemlich abgemattet/ und alſo der Ruhe benoͤ- thiget waͤre. Klingenfeld aber wolte nicht daran/ biß ihm der andere ins Ohr ſagte/ Jener haͤtte ein Furcht- Fieber bekommen/ daß er zitterte/ wie ein Aſpen-Laub/ wordurch ſich dann Klingenfeld zum Vertrag mit ihm bereden ließ. Und darauf tratten ſie zuſammen/ und die vier Balger noͤthigten den Klingenfeld und ſeine Compagnie zu einer Collation; Sie folgeten zu dieſem mahl auch/ auſſer Condado, und wurden im guͤldenen Kopff wol von ihnen tractiret/ worbey ſich fuͤrnemlich Cerebacchius wol zu gebrauchen wuſte. Bey dieſem Gelach ſahe der Schwaͤbiſche Edel- hielte
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Deß Academiſchen
die Degen-Spitzen einander kaum beruͤhren kunten/
und je mehr Klingenfeld auf ihn eindrung/ je mehr er
zuruck wiche/ biß endlich nach gleichſam 3. gehaltenen
Gaͤngen (jenſeits vielmehr Spruͤngen/) dieſer Han-
del auch verglichen ward. Als der Vierdte hierauf
daran ſolte/ tratt deſſen Second herbey/ und bathe/
Klingenfeld moͤchte ſich ohne Schlagen nur mit ſei-
nem Principal vertragen/ weil er durch viele Gaͤnge
ſchon ziemlich abgemattet/ und alſo der Ruhe benoͤ-
thiget waͤre. Klingenfeld aber wolte nicht daran/ biß
ihm der andere ins Ohr ſagte/ Jener haͤtte ein Furcht-
Fieber bekommen/ daß er zitterte/ wie ein Aſpen-Laub/
wordurch ſich dann Klingenfeld zum Vertrag mit
ihm bereden ließ. Und darauf tratten ſie zuſammen/
und die vier Balger noͤthigten den Klingenfeld und
ſeine Compagnie zu einer Collation; Sie folgeten
zu dieſem mahl auch/ auſſer Condado, und wurden
im guͤldenen Kopff wol von ihnen tractiret/ worbey
ſich fuͤrnemlich Cerebacchius wol zu gebrauchen
wuſte.
Bey dieſem Gelach ſahe der Schwaͤbiſche Edel-
mann Marniz/ wie es auf Studenten-Schmaͤuſſen
hergienge/ dann da kam alſobald ein Willkomm von
einer vollen Maaß Wein/ den ein Jeder/ der ihn be-
zwingen kunte/ außſauffen muſte. Hernach folgeten
lauter Geſundheiten/ an Eſſen und Taback fehlete es
auch nicht. Als der Wein die Gemuͤther ein wenig er-
hitzet/ wurden ſie ſo vertraulich/ daß ſie alle mit einan-
der unter ſich Bruͤderſchafft machten. Cerebacchius
nahm ſeine Portion an Wein zu ſich/ als aber der Ta-
back kam/ wolte er ſeinen Landsmann/ den er bißhero
in Jtalien nicht viel geſehen/ auch nicht verſchmaͤhen/
ſetzete demnach an/ und dampffete die gantze Nacht/
biß er ſich zum Licentiaten gerauchet hatte/ dann man
hielte
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