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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
ren verdienet habe; Solchem nach könte ich leicht
von ihr abkommen/ wann ich ihr die Ehe nicht schrifft-
lich zugesaget/ und alsdann auch beweisen könte/ daß
sie mit andern Männern/ ohne mich/ zugehalten hät-
te. Nun weiß ich nicht/ was ich anfangen soll? Nach
Hauß darff ich nicht kommen/ dann/ als ich vor einem
halben Jahr heim kam/ da gab ich für/ ich sey annoch
ein Theologus, entwandte aber darneben meinem
Vatter ein gutes Stück Geldes über das/ was er sel-
ber mir gegeben hatte. Was ist nun für Rath? Es
muste ein Jeder bekennen/ daß seine Sache verzweif-
felt böse sey. Dannenhero wuste ihm auch keiner eini-
gen Rath zu schaffen. Venereus aber sprach zu ihm:
Mein Freund/ ausser Zweiffel könnet ihr mit der
Hochzeit ja wol noch so lange hin halten/ biß die sechs
Wochen vorüber sind/ und alsdann verlasset euch
nur auf mich/ ich wil euch schon frey schaffen von der
Heurath/ aber von der Erhaltung deß Kindes nicht.
Der Melancholische Student sprang für Freuden
jetzo auf/ und danckete unserm Venereo für seinen
Trost/ welcher ihm bedeutete/ er müsse die Dame fort-
hin/ wie vorher/ caressiren/ und sich nichts Widriges
gegen sie mercken lassen/ so solle der Sachen schon
Rath geschaffet werden. Damit wandelte der nun
wieder erfrölichte Student seines Weges/ gieng
nach einem Meyerhof/ und soff ihm einen wackern
Rausch.

Unsere Compagnie aber verfügete sich gegen den
Abend wieder nach der Stadt Basel/ und gleich wie
Cavina seinen Studiis fleissig oblage/ also funden die
übrigen/ fürnemlich Cerebacchius, Venereus, Klingen-
feld und Troll/ ein Jeder gnug zu thun in dem/ darzu
sie inclinirten. Nachdem sie etliche Tage allhier gele-
gen hatten/ fiel eine Disputation für/ in welche sie gien-

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Romans II. Buch.
ren verdienet habe; Solchem nach koͤnte ich leicht
von ihr abkommen/ wann ich ihr die Ehe nicht ſchrifft-
lich zugeſaget/ und alsdann auch beweiſen koͤnte/ daß
ſie mit andern Maͤnnern/ ohne mich/ zugehalten haͤt-
te. Nun weiß ich nicht/ was ich anfangen ſoll? Nach
Hauß darff ich nicht kommen/ dann/ als ich vor einem
halben Jahr heim kam/ da gab ich fuͤr/ ich ſey annoch
ein Theologus, entwandte aber darneben meinem
Vatter ein gutes Stuͤck Geldes uͤber das/ was er ſel-
ber mir gegeben hatte. Was iſt nun fuͤr Rath? Es
muſte ein Jeder bekennen/ daß ſeine Sache verzweif-
felt boͤſe ſey. Dannenhero wuſte ihm auch keiner eini-
gen Rath zu ſchaffen. Venereus aber ſprach zu ihm:
Mein Freund/ auſſer Zweiffel koͤnnet ihr mit der
Hochzeit ja wol noch ſo lange hin halten/ biß die ſechs
Wochen voruͤber ſind/ und alsdann verlaſſet euch
nur auf mich/ ich wil euch ſchon frey ſchaffen von der
Heurath/ aber von der Erhaltung deß Kindes nicht.
Der Melancholiſche Student ſprang fuͤr Freuden
jetzo auf/ und danckete unſerm Venereo fuͤr ſeinen
Troſt/ welcher ihm bedeutete/ er muͤſſe die Dame fort-
hin/ wie vorher/ careſſiren/ und ſich nichts Widriges
gegen ſie mercken laſſen/ ſo ſolle der Sachen ſchon
Rath geſchaffet werden. Damit wandelte der nun
wieder erfroͤlichte Student ſeines Weges/ gieng
nach einem Meyerhof/ und ſoff ihm einen wackern
Rauſch.

Unſere Compagnie aber verfuͤgete ſich gegen den
Abend wieder nach der Stadt Baſel/ und gleich wie
Cavina ſeinen Studiis fleiſſig oblage/ alſo funden die
uͤbrigen/ fuͤrnemlich Cerebacchius, Venereus, Klingen-
feld und Troll/ ein Jeder gnug zu thun in dem/ darzu
ſie inclinirten. Nachdem ſie etliche Tage allhier gele-
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[965/0985] Romans II. Buch. ren verdienet habe; Solchem nach koͤnte ich leicht von ihr abkommen/ wann ich ihr die Ehe nicht ſchrifft- lich zugeſaget/ und alsdann auch beweiſen koͤnte/ daß ſie mit andern Maͤnnern/ ohne mich/ zugehalten haͤt- te. Nun weiß ich nicht/ was ich anfangen ſoll? Nach Hauß darff ich nicht kommen/ dann/ als ich vor einem halben Jahr heim kam/ da gab ich fuͤr/ ich ſey annoch ein Theologus, entwandte aber darneben meinem Vatter ein gutes Stuͤck Geldes uͤber das/ was er ſel- ber mir gegeben hatte. Was iſt nun fuͤr Rath? Es muſte ein Jeder bekennen/ daß ſeine Sache verzweif- felt boͤſe ſey. Dannenhero wuſte ihm auch keiner eini- gen Rath zu ſchaffen. Venereus aber ſprach zu ihm: Mein Freund/ auſſer Zweiffel koͤnnet ihr mit der Hochzeit ja wol noch ſo lange hin halten/ biß die ſechs Wochen voruͤber ſind/ und alsdann verlaſſet euch nur auf mich/ ich wil euch ſchon frey ſchaffen von der Heurath/ aber von der Erhaltung deß Kindes nicht. Der Melancholiſche Student ſprang fuͤr Freuden jetzo auf/ und danckete unſerm Venereo fuͤr ſeinen Troſt/ welcher ihm bedeutete/ er muͤſſe die Dame fort- hin/ wie vorher/ careſſiren/ und ſich nichts Widriges gegen ſie mercken laſſen/ ſo ſolle der Sachen ſchon Rath geſchaffet werden. Damit wandelte der nun wieder erfroͤlichte Student ſeines Weges/ gieng nach einem Meyerhof/ und ſoff ihm einen wackern Rauſch. Unſere Compagnie aber verfuͤgete ſich gegen den Abend wieder nach der Stadt Baſel/ und gleich wie Cavina ſeinen Studiis fleiſſig oblage/ alſo funden die uͤbrigen/ fuͤrnemlich Cerebacchius, Venereus, Klingen- feld und Troll/ ein Jeder gnug zu thun in dem/ darzu ſie inclinirten. Nachdem ſie etliche Tage allhier gele- gen hatten/ fiel eine Diſputation fuͤr/ in welche ſie gien- gen/ P p p 3

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 965. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/985>, abgerufen am 22.11.2024.