Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen NAch dem Tode Galeacii, Hertzogs zu Mäyland/ hatte des- Ums Jahr 1580. hatten die Cosaken einen Obristen/ Po- Jn
Deß Academiſchen NAch dem Tode Galeacii, Hertzogs zu Maͤyland/ hatte deſ- Ums Jahr 1580. hatten die Coſaken einen Obriſten/ Po- Jn
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Deß Academiſchen
NAch dem Tode Galeacii, Hertzogs zu Maͤyland/ hatte deſ-
ſen Wittib/ Bonna, einen Secretarium, Gico genannt/ der
bey ihr in groſſen Gnaden ſtunde/ daß ſie ſich in allen Dingen
nach ſeinen Rathſchlaͤgen richtete/ und auf deſſen Anſtifften alle
ihres verſtorbenen Herꝛn Bruͤder und Vettern vertriebe. Men-
ſchen-Gunſt/ fuͤrnemlich bey Weibes-Perſonen/ bekom̃t Fluͤgel
in einer Nacht/ und verlaͤſſet deß Morgens den Jenigen/ den ſie
deß Abends umarmet hat. Alſo gieng es auch dieſem Geheim-
ſchreiber. Dann die vertriebenen Herren wurden bey der Her-
tzogin wieder außgeſoͤhnet/ und kamen nach Hof. Weil nun Gi-
co leicht erachten kunte/ daß er ſchier kuͤnfftig ſchlechte Patronen
an ihnen finden wuͤrde/ hat er es bey der Hertzogin ſo weit ge-
bracht/ daß ſie ihm mit einem Eyd verheiſſen muͤſſen/ ihm wegen
verlauffener Haͤndel kein Leyd zuzufuͤgen. Aber/ O du Thor/
warum traueſt du einer Frauen? Was thut dieſe Leichtſinnige?
Der dritte Tag war noch nicht verfloſſen/ als ſie dieſen zuvor ſo
boch betrauten Gebeimſchreiber greiffen/ in ein Faß ſchlagen/
und heimlich auß der Stadt Maͤyland in das Schloß Pufey
fuͤhren ließ/ woſelbſt er im Kercker elendiglich umkommen/ und
verderben muͤſſen. Da er dann/ aber zu ſpaͤt/ gelernet/ wie weit
der Welt zu trauen/ und daß gemeiniglich der Jenige/ der an-
dern eine Grube graͤbet/ ſelbſt hinein zu fallen pfleget. Phil. Co-
minæus de Bello Neapol. libr. I. p. m. 529.
Ums Jahr 1580. hatten die Coſaken einen Obriſten/ Po-
tocova genannt/ welcher nicht allein von ſolcher Staͤrcke war/
daß er ein neu-geſchmiedet Huf-Eyſen/ als ein Hoͤltzlein/ ohne
Muͤhe mit ſeinen Haͤnden zerbrechen kunte/ ſondern er war auch
ein tapfferer Kriegs-Held/ welcher denen Tuͤrckiſchen Blut-
Hunden nicht/ wenig Schaden zufuͤgete. Weil nun dieſes dem
Friedens-Vergleich ſchiene zuwider ſeyn/ ſchickete Sultan Mu-
rath einen Tzſchauſch zu dem Koͤnig Stephano Bathori, mit
dem Begehren/ daß er den Potocovam in deß Abgeſandten Ge-
genwart ſolte enthaupten laſſen. Nun hatte dieſer etliche
Freund/ welche dem Koͤnig zu Gefallen dem Potocova ſchrieben/
daß er ſich aufs ſchleunigſte nach Warſchau begeben ſolte/ weil
man ſich in wichtigen Sachen mit ihm zu berathſchlagen/ ver-
ſicherten ihn auch im Namen deß Koͤnigs/ daß ihm nichts Wi-
driges begegnen ſolte. Als er ſich aber einſtellete/ ließ ihm der
Koͤnig/ ob wol die meiſten derer Raths-Herren darwider/ deß
gegehenen ſichern Geleits ungeachtet/ den Kopff vor die Fuͤſſe
legen. Joh. Petr. Langius, Floril. Hiſtorico- Turc. Syntagm, VIII.
cap. I. p. 488.
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