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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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und Selbstgefühl, die edlere Bildung der Städter, zu. Das
Verlangen nach größerer Freiheit, die Kraft, sie zu erringen,
die Kunst, sie zu behaupten und zu genießen, wuchs eben
dadurch; alles Gute und Edle hob sich gegenseitig. Allmählig
wurden die einheimischen Verhältnisse, die Regierung, alle ge-
meinsamen Geschäfte geordnet.

Das Emporkommen der Städte brachte auch den Land-
bau
in die Höhe, welcher den Städtern ihre Lebensbedürfnisse,
den Gewerben Stoff in zunehmender Weise zu liefern hatte, --
doch war die Ausbildung von alledem sehr langsam, zumal
im niedern Deutschland, so daß hier noch am Ende des 13.
Jahrhunderts in Urkunden wenig von Bürgermeistern und
Räthen, sondern nur Burg- und Reichsvögten vorkommt.

Wenn auch der Handel der Städte, nächst der Freiheit das
wichtigste Princip ihres Lebens, erst in den folgenden Jahr-
hunderten zu seiner größten Höhe stieg, so waren doch schon
jetzt wieder bedeutende Fortschritte des Gewerbsfleißes sichtbar.
Die verschiedenen Handwerker sammelten sich in Zünfte, Gilden
und Jnnungen, deren erste und löbliche Zwecke nicht blos auf
Handhabung der Ordnung, Verhinderung von Betrügereien und
Vervollkomnung der Gewerbe gingen, sondern auch die Er-
leichterung des Verkehrs im Auge hatten.

Der Fortschritt des Gewerbsfleißes mit dem gegenseitigen
Streben der sich vermehrenden Zünfte, die Production erhöhte
sich nach allen Richtungen. Der Verkauf der Waaren und
der dadurch erzielte Gewinn sah sich allmählig nach größeren
Absatzkreisen um; -- was man in der eigenen Stadt nicht
verkaufen konnte, dafür suchte man in fremden Städten Ab-
satz, man errichtete dort Niederlagen, es entstanden Märkte. --

und Selbſtgefühl, die edlere Bildung der Städter, zu. Das
Verlangen nach größerer Freiheit, die Kraft, ſie zu erringen,
die Kunſt, ſie zu behaupten und zu genießen, wuchs eben
dadurch; alles Gute und Edle hob ſich gegenſeitig. Allmählig
wurden die einheimiſchen Verhältniſſe, die Regierung, alle ge-
meinſamen Geſchäfte geordnet.

Das Emporkommen der Städte brachte auch den Land-
bau
in die Höhe, welcher den Städtern ihre Lebensbedürfniſſe,
den Gewerben Stoff in zunehmender Weiſe zu liefern hatte, —
doch war die Ausbildung von alledem ſehr langſam, zumal
im niedern Deutſchland, ſo daß hier noch am Ende des 13.
Jahrhunderts in Urkunden wenig von Bürgermeiſtern und
Räthen, ſondern nur Burg- und Reichsvögten vorkommt.

Wenn auch der Handel der Städte, nächſt der Freiheit das
wichtigſte Princip ihres Lebens, erſt in den folgenden Jahr-
hunderten zu ſeiner größten Höhe ſtieg, ſo waren doch ſchon
jetzt wieder bedeutende Fortſchritte des Gewerbsfleißes ſichtbar.
Die verſchiedenen Handwerker ſammelten ſich in Zünfte, Gilden
und Jnnungen, deren erſte und löbliche Zwecke nicht blos auf
Handhabung der Ordnung, Verhinderung von Betrügereien und
Vervollkomnung der Gewerbe gingen, ſondern auch die Er-
leichterung des Verkehrs im Auge hatten.

Der Fortſchritt des Gewerbsfleißes mit dem gegenſeitigen
Streben der ſich vermehrenden Zünfte, die Production erhöhte
ſich nach allen Richtungen. Der Verkauf der Waaren und
der dadurch erzielte Gewinn ſah ſich allmählig nach größeren
Abſatzkreiſen um; — was man in der eigenen Stadt nicht
verkaufen konnte, dafür ſuchte man in fremden Städten Ab-
ſatz, man errichtete dort Niederlagen, es entſtanden Märkte. —

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[171/0184] und Selbſtgefühl, die edlere Bildung der Städter, zu. Das Verlangen nach größerer Freiheit, die Kraft, ſie zu erringen, die Kunſt, ſie zu behaupten und zu genießen, wuchs eben dadurch; alles Gute und Edle hob ſich gegenſeitig. Allmählig wurden die einheimiſchen Verhältniſſe, die Regierung, alle ge- meinſamen Geſchäfte geordnet. Das Emporkommen der Städte brachte auch den Land- bau in die Höhe, welcher den Städtern ihre Lebensbedürfniſſe, den Gewerben Stoff in zunehmender Weiſe zu liefern hatte, — doch war die Ausbildung von alledem ſehr langſam, zumal im niedern Deutſchland, ſo daß hier noch am Ende des 13. Jahrhunderts in Urkunden wenig von Bürgermeiſtern und Räthen, ſondern nur Burg- und Reichsvögten vorkommt. Wenn auch der Handel der Städte, nächſt der Freiheit das wichtigſte Princip ihres Lebens, erſt in den folgenden Jahr- hunderten zu ſeiner größten Höhe ſtieg, ſo waren doch ſchon jetzt wieder bedeutende Fortſchritte des Gewerbsfleißes ſichtbar. Die verſchiedenen Handwerker ſammelten ſich in Zünfte, Gilden und Jnnungen, deren erſte und löbliche Zwecke nicht blos auf Handhabung der Ordnung, Verhinderung von Betrügereien und Vervollkomnung der Gewerbe gingen, ſondern auch die Er- leichterung des Verkehrs im Auge hatten. Der Fortſchritt des Gewerbsfleißes mit dem gegenſeitigen Streben der ſich vermehrenden Zünfte, die Production erhöhte ſich nach allen Richtungen. Der Verkauf der Waaren und der dadurch erzielte Gewinn ſah ſich allmählig nach größeren Abſatzkreiſen um; — was man in der eigenen Stadt nicht verkaufen konnte, dafür ſuchte man in fremden Städten Ab- ſatz, man errichtete dort Niederlagen, es entſtanden Märkte. —

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/184>, abgerufen am 24.11.2024.