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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Formen zu streben, welche das Verschiedenartigste zusammen
zu halten im Stande wären, jede entstehende Gliederung in
den Rahmen der öffentlichen Zwecke einzufügen, auf diese Weise
die heimischen Zustände festzustellen und zugleich neue Er-
werbungen anzubahnen, um ihre Verschmelzung mit dem schon Besteh-
enden möglich zu machen. Jhr klarer Verstand sagte ihnen indessen
sehr bald, daß für Errichtung dieses staatlichen Zieles unerläßig sei,
auch die Mittel der äußeren Verbindung zu schaffen und ihr practi-
scher Geist zeigte ihnen den Weg, der hiefür einzuschlagen war.

Sehr frühe wurden zunächst alle eroberten Punkte in Latium,
dann die Landschaften Campagniens, zuletzt die Gebiete der
niedergeworfenen Samniter durch vortreffliche und dauerhafte
Kunststraßen mit Rom verbunden.

So war unter der Censorschaft des Appius Claudius
(264 v. Chr. oder 441 Jahre nach Erbauung der Stadt Rom)
die herrliche Straße von Rom nach Capua (via Appia) unter
Consul Cajus Flaminius (190 v. Chr.), die von Rom
nach Riminum entstanden; letztere vereinigte sich hier mit der
von Marcus Aemilius Lepidus über Bononia (Bologna) nach
Aquileja gebauten Straße. Der Tribun Cajus Sempronius
Gracchus
war der Erste, der auf den Hauptstraßen Brücken
auf gleicher Weglinie anlegen und Moräste, Sümpfe und Thäler
ausfüllen ließ, um möglichst gerade und ebene Wege zu schaffen.
So wurden schon in dieser Zeit auf den Hochstraßen in be-
stimmten Entfernungen Stunden- oder Meilensteine (lapides)
gesetzt, um nach der Zahl derselben die Entfernungen von
einem Orte zum andern bemessen zu können1); dazwischen waren

1) Neufville, Origine des postes etc. etc.

Formen zu ſtreben, welche das Verſchiedenartigſte zuſammen
zu halten im Stande wären, jede entſtehende Gliederung in
den Rahmen der öffentlichen Zwecke einzufügen, auf dieſe Weiſe
die heimiſchen Zuſtände feſtzuſtellen und zugleich neue Er-
werbungen anzubahnen, um ihre Verſchmelzung mit dem ſchon Beſteh-
enden möglich zu machen. Jhr klarer Verſtand ſagte ihnen indeſſen
ſehr bald, daß für Errichtung dieſes ſtaatlichen Zieles unerläßig ſei,
auch die Mittel der äußeren Verbindung zu ſchaffen und ihr practi-
ſcher Geiſt zeigte ihnen den Weg, der hiefür einzuſchlagen war.

Sehr frühe wurden zunächſt alle eroberten Punkte in Latium,
dann die Landſchaften Campagniens, zuletzt die Gebiete der
niedergeworfenen Samniter durch vortreffliche und dauerhafte
Kunſtſtraßen mit Rom verbunden.

So war unter der Cenſorſchaft des Appius Claudius
(264 v. Chr. oder 441 Jahre nach Erbauung der Stadt Rom)
die herrliche Straße von Rom nach Capua (via Appia) unter
Conſul Cajus Flaminius (190 v. Chr.), die von Rom
nach Riminum entſtanden; letztere vereinigte ſich hier mit der
von Marcus Aemilius Lepidus über Bononia (Bologna) nach
Aquileja gebauten Straße. Der Tribun Cajus Sempronius
Gracchus
war der Erſte, der auf den Hauptſtraßen Brücken
auf gleicher Weglinie anlegen und Moräſte, Sümpfe und Thäler
ausfüllen ließ, um möglichſt gerade und ebene Wege zu ſchaffen.
So wurden ſchon in dieſer Zeit auf den Hochſtraßen in be-
ſtimmten Entfernungen Stunden- oder Meilenſteine (lapides)
geſetzt, um nach der Zahl derſelben die Entfernungen von
einem Orte zum andern bemeſſen zu können1); dazwiſchen waren

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[29/0042] Formen zu ſtreben, welche das Verſchiedenartigſte zuſammen zu halten im Stande wären, jede entſtehende Gliederung in den Rahmen der öffentlichen Zwecke einzufügen, auf dieſe Weiſe die heimiſchen Zuſtände feſtzuſtellen und zugleich neue Er- werbungen anzubahnen, um ihre Verſchmelzung mit dem ſchon Beſteh- enden möglich zu machen. Jhr klarer Verſtand ſagte ihnen indeſſen ſehr bald, daß für Errichtung dieſes ſtaatlichen Zieles unerläßig ſei, auch die Mittel der äußeren Verbindung zu ſchaffen und ihr practi- ſcher Geiſt zeigte ihnen den Weg, der hiefür einzuſchlagen war. Sehr frühe wurden zunächſt alle eroberten Punkte in Latium, dann die Landſchaften Campagniens, zuletzt die Gebiete der niedergeworfenen Samniter durch vortreffliche und dauerhafte Kunſtſtraßen mit Rom verbunden. So war unter der Cenſorſchaft des Appius Claudius (264 v. Chr. oder 441 Jahre nach Erbauung der Stadt Rom) die herrliche Straße von Rom nach Capua (via Appia) unter Conſul Cajus Flaminius (190 v. Chr.), die von Rom nach Riminum entſtanden; letztere vereinigte ſich hier mit der von Marcus Aemilius Lepidus über Bononia (Bologna) nach Aquileja gebauten Straße. Der Tribun Cajus Sempronius Gracchus war der Erſte, der auf den Hauptſtraßen Brücken auf gleicher Weglinie anlegen und Moräſte, Sümpfe und Thäler ausfüllen ließ, um möglichſt gerade und ebene Wege zu ſchaffen. So wurden ſchon in dieſer Zeit auf den Hochſtraßen in be- ſtimmten Entfernungen Stunden- oder Meilenſteine (lapides) geſetzt, um nach der Zahl derſelben die Entfernungen von einem Orte zum andern bemeſſen zu können 1); dazwiſchen waren 1) Neufville, Origine des postes ꝛc. ꝛc.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/42>, abgerufen am 21.11.2024.