Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

den Provinzen anzuregen und zu nähren wußte. So wurde
die neue Einrichtung seinen Staatszwecken dienstbar und ver-
schaffte ihm nicht nur die beste Gelegenheit, seine Befehle
rascher an die Beamten gelangen zu lassen und eine exactere
Regierung zu handhaben, sondern diente ihm auch als ein
instrumentum regni1), d. h. im Speciellen als ein polizeiliches
Mittel zur Entdeckung böswilliger Plane gegen seine Regier-
ung, sowie zur Befriedigung seiner Neugierde.

Ganz in derselben Weise schilderte in späterer Zeit der
byzantinische Historiker Procopius2) die Pläne und Absichten
nicht nur des Augustus, sondern der ersten römischen Kaiser
überhaupt hinsichtlich des Postwesens, indem er ganz wie
Sueton berichtet, daß es vermittelst desselben den Kaisern
möglich geworden sei, alle Vorfälle in den Provinzen zu er-
fahren, sowohl das, was die Feinde vorhätten, als auch zu-
fällige Ereignisse, Empörungen und Aufstände in einzelnen
Gegenden; ferner was die Statthalter und die übrigen Be-
amten betrieben, ganz besonders aber wären die abgesandten
Boten benützt worden, um Befehle zur unverzüglichen Bei-
treibung von Steuern zu überbringen.

Auch die dem Augustus folgenden Kaiser behielten ihres
Vorgängers Einrichtungen bei3) und haben, wie wir später
sehen werden, je mehr bei den immer häufigeren Umwälzungen
und bei der prekären Lage der einzelnen meist durch Militär-
gewalt zur Herrschaft gelangten Kaiser das persönliche Jnteresse

1) Pauly. Realencyclopädie des classischen Alterthums, Theil V
pag. 1944.
2) Procop. Arcan. 30, pag. 161 ff.
3) Hudemann, Geschichte des Postwesens der römischen Kaiserzeit.

den Provinzen anzuregen und zu nähren wußte. So wurde
die neue Einrichtung ſeinen Staatszwecken dienſtbar und ver-
ſchaffte ihm nicht nur die beſte Gelegenheit, ſeine Befehle
raſcher an die Beamten gelangen zu laſſen und eine exactere
Regierung zu handhaben, ſondern diente ihm auch als ein
instrumentum regni1), d. h. im Speciellen als ein polizeiliches
Mittel zur Entdeckung böswilliger Plane gegen ſeine Regier-
ung, ſowie zur Befriedigung ſeiner Neugierde.

Ganz in derſelben Weiſe ſchilderte in ſpäterer Zeit der
byzantiniſche Hiſtoriker Procopius2) die Pläne und Abſichten
nicht nur des Augustus, ſondern der erſten römiſchen Kaiſer
überhaupt hinſichtlich des Poſtweſens, indem er ganz wie
Sueton berichtet, daß es vermittelſt deſſelben den Kaiſern
möglich geworden ſei, alle Vorfälle in den Provinzen zu er-
fahren, ſowohl das, was die Feinde vorhätten, als auch zu-
fällige Ereigniſſe, Empörungen und Aufſtände in einzelnen
Gegenden; ferner was die Statthalter und die übrigen Be-
amten betrieben, ganz beſonders aber wären die abgeſandten
Boten benützt worden, um Befehle zur unverzüglichen Bei-
treibung von Steuern zu überbringen.

Auch die dem Augustus folgenden Kaiſer behielten ihres
Vorgängers Einrichtungen bei3) und haben, wie wir ſpäter
ſehen werden, je mehr bei den immer häufigeren Umwälzungen
und bei der prekären Lage der einzelnen meiſt durch Militär-
gewalt zur Herrſchaft gelangten Kaiſer das perſönliche Jntereſſe

1) Pauly. Realencyclopädie des claſſiſchen Alterthums, Theil V
pag. 1944.
2) Procop. Arcan. 30, pag. 161 ff.
3) Hudemann, Geſchichte des Poſtweſens der römiſchen Kaiſerzeit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0055" n="42"/>
den Provinzen anzuregen und zu nähren wußte. So wurde<lb/>
die neue Einrichtung &#x017F;einen Staatszwecken dien&#x017F;tbar und ver-<lb/>
&#x017F;chaffte ihm nicht nur die be&#x017F;te Gelegenheit, &#x017F;eine Befehle<lb/>
ra&#x017F;cher an die Beamten gelangen zu la&#x017F;&#x017F;en und eine exactere<lb/>
Regierung zu handhaben, &#x017F;ondern diente ihm auch als ein<lb/><hi rendition="#aq">instrumentum regni</hi><note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Pauly</hi>. Realencyclopädie des cla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Alterthums, Theil <hi rendition="#aq">V<lb/>
pag. 1944.</hi></note>, d. h. im Speciellen als ein polizeiliches<lb/>
Mittel zur Entdeckung böswilliger Plane gegen &#x017F;eine Regier-<lb/>
ung, &#x017F;owie zur Befriedigung &#x017F;einer Neugierde.</p><lb/>
              <p>Ganz in der&#x017F;elben Wei&#x017F;e &#x017F;childerte in &#x017F;päterer Zeit der<lb/>
byzantini&#x017F;che Hi&#x017F;toriker <hi rendition="#aq">Procopius</hi><note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Procop. Arcan. 30, pag. 161 ff.</hi></note> die Pläne und Ab&#x017F;ichten<lb/>
nicht nur des <hi rendition="#aq">Augustus</hi>, &#x017F;ondern der er&#x017F;ten römi&#x017F;chen Kai&#x017F;er<lb/>
überhaupt hin&#x017F;ichtlich des Po&#x017F;twe&#x017F;ens, indem er ganz wie<lb/><hi rendition="#aq">Sueton</hi> berichtet, daß es vermittel&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;elben den Kai&#x017F;ern<lb/>
möglich geworden &#x017F;ei, alle Vorfälle in den Provinzen zu er-<lb/>
fahren, &#x017F;owohl das, was die Feinde vorhätten, als auch zu-<lb/>
fällige Ereigni&#x017F;&#x017F;e, Empörungen und Auf&#x017F;tände in einzelnen<lb/>
Gegenden; ferner was die Statthalter und die übrigen Be-<lb/>
amten betrieben, ganz be&#x017F;onders aber wären die abge&#x017F;andten<lb/>
Boten benützt worden, um Befehle zur unverzüglichen Bei-<lb/>
treibung von Steuern zu überbringen.</p><lb/>
              <p>Auch die dem <hi rendition="#aq">Augustus</hi> folgenden Kai&#x017F;er behielten ihres<lb/>
Vorgängers Einrichtungen bei<note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Hudemann</hi>, Ge&#x017F;chichte des Po&#x017F;twe&#x017F;ens der römi&#x017F;chen Kai&#x017F;erzeit.</note> und haben, wie wir &#x017F;päter<lb/>
&#x017F;ehen werden, je mehr bei den immer häufigeren Umwälzungen<lb/>
und bei der prekären Lage der einzelnen mei&#x017F;t durch Militär-<lb/>
gewalt zur Herr&#x017F;chaft gelangten Kai&#x017F;er das per&#x017F;önliche Jntere&#x017F;&#x017F;e<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0055] den Provinzen anzuregen und zu nähren wußte. So wurde die neue Einrichtung ſeinen Staatszwecken dienſtbar und ver- ſchaffte ihm nicht nur die beſte Gelegenheit, ſeine Befehle raſcher an die Beamten gelangen zu laſſen und eine exactere Regierung zu handhaben, ſondern diente ihm auch als ein instrumentum regni 1), d. h. im Speciellen als ein polizeiliches Mittel zur Entdeckung böswilliger Plane gegen ſeine Regier- ung, ſowie zur Befriedigung ſeiner Neugierde. Ganz in derſelben Weiſe ſchilderte in ſpäterer Zeit der byzantiniſche Hiſtoriker Procopius 2) die Pläne und Abſichten nicht nur des Augustus, ſondern der erſten römiſchen Kaiſer überhaupt hinſichtlich des Poſtweſens, indem er ganz wie Sueton berichtet, daß es vermittelſt deſſelben den Kaiſern möglich geworden ſei, alle Vorfälle in den Provinzen zu er- fahren, ſowohl das, was die Feinde vorhätten, als auch zu- fällige Ereigniſſe, Empörungen und Aufſtände in einzelnen Gegenden; ferner was die Statthalter und die übrigen Be- amten betrieben, ganz beſonders aber wären die abgeſandten Boten benützt worden, um Befehle zur unverzüglichen Bei- treibung von Steuern zu überbringen. Auch die dem Augustus folgenden Kaiſer behielten ihres Vorgängers Einrichtungen bei 3) und haben, wie wir ſpäter ſehen werden, je mehr bei den immer häufigeren Umwälzungen und bei der prekären Lage der einzelnen meiſt durch Militär- gewalt zur Herrſchaft gelangten Kaiſer das perſönliche Jntereſſe 1) Pauly. Realencyclopädie des claſſiſchen Alterthums, Theil V pag. 1944. 2) Procop. Arcan. 30, pag. 161 ff. 3) Hudemann, Geſchichte des Poſtweſens der römiſchen Kaiſerzeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/55
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/55>, abgerufen am 19.05.2024.