sie jemals erfanden; und da, wo das unbewaffnete Auge nur einen klaren Wassertropfen sieht, entdeckt das Microscop eine Welt von lebenden Geschöpfen und zeigt uns im Unsichtbaren neue Unendlichkeiten. Laßt eure Kinder nur fleißig im Buche der Natur lesen, und seht ob ihr Gemüth und ihre Verstandes- kräfte nicht den herrlichsten Nutzen daraus ziehen werden!
Zeigt ihnen das Zweckmäßige in allen Einrich- tungen der Natur; das harmonische Jneinanderwirken aller Kräfte und Wesen; die Voraussicht mit der für das winzigste Thier, für das kleinste Pflänzchen ge- sorgt ist, damit es seinen Platz an der Sonne aus- fülle und genieße.
Sollte die Betrachtung des unendlichen Sternen- heeres, der Glanz der auf- und niedergehenden Sonne, die unzähligen Pflanzen und Thierformen, die auf der Erde zerstreut sind, und jede nach ihrer Weise den Schöpfer loben und preisen, den Geist nicht weit mehr bereichern, als Kenntnisse, schwarz auf weiß, in der staubigen Schulstube gesammelt? O, wenn das Herz eurer Kinder bei diesem Anblick nicht größer wird, und sich bewundernd und liebend erweitert, so wird kein geschriebenes Wort es rühren können!
Durch das Studium der Natur lernt der Mensch erst seine wahre Stellung erkennen, seine Kleinheit und seine Größe. Wenn unser Sonnensystem nur
ſie jemals erfanden; und da, wo das unbewaffnete Auge nur einen klaren Waſſertropfen ſieht, entdeckt das Microscop eine Welt von lebenden Geſchoͤpfen und zeigt uns im Unſichtbaren neue Unendlichkeiten. Laßt eure Kinder nur fleißig im Buche der Natur leſen, und ſeht ob ihr Gemuͤth und ihre Verſtandes- kraͤfte nicht den herrlichſten Nutzen daraus ziehen werden!
Zeigt ihnen das Zweckmaͤßige in allen Einrich- tungen der Natur; das harmoniſche Jneinanderwirken aller Kraͤfte und Weſen; die Vorausſicht mit der fuͤr das winzigſte Thier, fuͤr das kleinſte Pflaͤnzchen ge- ſorgt iſt, damit es ſeinen Platz an der Sonne aus- fuͤlle und genieße.
Sollte die Betrachtung des unendlichen Sternen- heeres, der Glanz der auf- und niedergehenden Sonne, die unzaͤhligen Pflanzen und Thierformen, die auf der Erde zerſtreut ſind, und jede nach ihrer Weiſe den Schoͤpfer loben und preiſen, den Geiſt nicht weit mehr bereichern, als Kenntniſſe, ſchwarz auf weiß, in der ſtaubigen Schulſtube geſammelt? O, wenn das Herz eurer Kinder bei dieſem Anblick nicht groͤßer wird, und ſich bewundernd und liebend erweitert, ſo wird kein geſchriebenes Wort es ruͤhren können!
Durch das Studium der Natur lernt der Menſch erſt ſeine wahre Stellung erkennen, ſeine Kleinheit und ſeine Groͤße. Wenn unſer Sonnenſyſtem nur
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0136"n="126"/>ſie jemals erfanden; und da, wo das unbewaffnete<lb/>
Auge nur einen klaren Waſſertropfen ſieht, entdeckt<lb/>
das Microscop eine Welt von lebenden Geſchoͤpfen<lb/>
und zeigt uns im Unſichtbaren neue Unendlichkeiten.<lb/>
Laßt eure Kinder nur fleißig im Buche der Natur<lb/>
leſen, und ſeht ob ihr Gemuͤth und ihre Verſtandes-<lb/>
kraͤfte nicht den herrlichſten Nutzen daraus ziehen<lb/>
werden!</p><lb/><p>Zeigt ihnen das Zweckmaͤßige in allen Einrich-<lb/>
tungen der Natur; das harmoniſche Jneinanderwirken<lb/>
aller Kraͤfte und Weſen; die Vorausſicht mit der fuͤr<lb/>
das winzigſte Thier, fuͤr das kleinſte Pflaͤnzchen ge-<lb/>ſorgt iſt, damit es ſeinen Platz an der Sonne aus-<lb/>
fuͤlle und genieße.</p><lb/><p>Sollte die Betrachtung des unendlichen Sternen-<lb/>
heeres, der Glanz der auf- und niedergehenden Sonne,<lb/>
die unzaͤhligen Pflanzen und Thierformen, die auf<lb/>
der Erde zerſtreut ſind, und jede nach ihrer Weiſe<lb/>
den Schoͤpfer loben und preiſen, den Geiſt nicht weit<lb/>
mehr bereichern, als Kenntniſſe, ſchwarz auf weiß,<lb/>
in der ſtaubigen Schulſtube geſammelt? O, wenn<lb/>
das Herz eurer Kinder bei dieſem Anblick nicht groͤßer<lb/>
wird, und ſich bewundernd und liebend erweitert, ſo<lb/>
wird kein geſchriebenes Wort es ruͤhren können!</p><lb/><p>Durch das Studium der Natur lernt der Menſch<lb/>
erſt ſeine wahre Stellung erkennen, ſeine Kleinheit<lb/>
und ſeine Groͤße. Wenn unſer Sonnenſyſtem nur<lb/></p></div></body></text></TEI>
[126/0136]
ſie jemals erfanden; und da, wo das unbewaffnete
Auge nur einen klaren Waſſertropfen ſieht, entdeckt
das Microscop eine Welt von lebenden Geſchoͤpfen
und zeigt uns im Unſichtbaren neue Unendlichkeiten.
Laßt eure Kinder nur fleißig im Buche der Natur
leſen, und ſeht ob ihr Gemuͤth und ihre Verſtandes-
kraͤfte nicht den herrlichſten Nutzen daraus ziehen
werden!
Zeigt ihnen das Zweckmaͤßige in allen Einrich-
tungen der Natur; das harmoniſche Jneinanderwirken
aller Kraͤfte und Weſen; die Vorausſicht mit der fuͤr
das winzigſte Thier, fuͤr das kleinſte Pflaͤnzchen ge-
ſorgt iſt, damit es ſeinen Platz an der Sonne aus-
fuͤlle und genieße.
Sollte die Betrachtung des unendlichen Sternen-
heeres, der Glanz der auf- und niedergehenden Sonne,
die unzaͤhligen Pflanzen und Thierformen, die auf
der Erde zerſtreut ſind, und jede nach ihrer Weiſe
den Schoͤpfer loben und preiſen, den Geiſt nicht weit
mehr bereichern, als Kenntniſſe, ſchwarz auf weiß,
in der ſtaubigen Schulſtube geſammelt? O, wenn
das Herz eurer Kinder bei dieſem Anblick nicht groͤßer
wird, und ſich bewundernd und liebend erweitert, ſo
wird kein geſchriebenes Wort es ruͤhren können!
Durch das Studium der Natur lernt der Menſch
erſt ſeine wahre Stellung erkennen, ſeine Kleinheit
und ſeine Groͤße. Wenn unſer Sonnenſyſtem nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/136>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.