Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.Das Zimmer, worin die Kinder sich aufhalten, "So manche Augenschwäche," sagt Büsch, Das Zimmer, worin die Kinder ſich aufhalten, »So manche Augenſchwaͤche,« ſagt Buͤſch, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0156" n="146"/> <p>Das Zimmer, worin die Kinder ſich aufhalten,<lb/> darf nicht weiß angeſtrichen oder mit glaͤnzenden<lb/> Gegenſtaͤnden (vergoldete Rahmen, blanke Metall-<lb/> flaͤchen) angefuͤllt ſein, da das Auge in einem ſolchen<lb/> Raume die noͤthige Ruhe nicht findet — grau, chamois,<lb/> mit gruͤn oder blau vermiſcht, muͤſſen die herrſchen-<lb/> den Farben darin ſein. Nirgends ſchreiende Con-<lb/> traſte, uͤberall finde das unbeſchaͤftigte Auge nur<lb/> milde, angenehme, erquickende Farben. Hoͤchſt ſchaͤd-<lb/> lich iſt es, wenn von einer gegenuͤberſtehenden, weiß<lb/> oder gelb angeſtrichenen Mauer, ein greller Licht-<lb/> reflex in das Zimmer geworfen wird; kein Lichtein-<lb/> druck kann dem Auge verderblicher ſein als dieſer,<lb/> und man glaube nicht, daß das ſtaͤrkſte Auge einer<lb/> ſolchen Schaͤdlichkeit lange widerſteht.</p><lb/> <p>»So manche Augenſchwaͤche,« ſagt Buͤſch,<lb/> (Erfahrungen von J. G. Buͤſch, Profeſſor in Ham-<lb/> burg. Hamburg 1790) »und voͤllige Blindheit entſteht<lb/> bloß aus Verfehlung dieſer wichtigen Regel. Als<lb/> ich vor 15 Jahren den ſeligen Hagedorn in Dresden<lb/> zum erſten Mal beſuchte, den ich faſt ganz blind<lb/> fand, nahm er meinen Beſuch in einem Zimmer an,<lb/> wo mir das Licht ganz unausſtehlich war. Er wohnte<lb/> in einer ziemlich ſchmalen Gaſſe. Das Sonnenlicht<lb/> fiel von den Quaderſteinen der gegenuͤber gelegenen<lb/> Haͤuſer ſcharf zuruͤck in das Zimmer.« »Haben Sie,«<lb/> fragte ich, »in dieſem Hauſe ſchon lange gelebt?« —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0156]
Das Zimmer, worin die Kinder ſich aufhalten,
darf nicht weiß angeſtrichen oder mit glaͤnzenden
Gegenſtaͤnden (vergoldete Rahmen, blanke Metall-
flaͤchen) angefuͤllt ſein, da das Auge in einem ſolchen
Raume die noͤthige Ruhe nicht findet — grau, chamois,
mit gruͤn oder blau vermiſcht, muͤſſen die herrſchen-
den Farben darin ſein. Nirgends ſchreiende Con-
traſte, uͤberall finde das unbeſchaͤftigte Auge nur
milde, angenehme, erquickende Farben. Hoͤchſt ſchaͤd-
lich iſt es, wenn von einer gegenuͤberſtehenden, weiß
oder gelb angeſtrichenen Mauer, ein greller Licht-
reflex in das Zimmer geworfen wird; kein Lichtein-
druck kann dem Auge verderblicher ſein als dieſer,
und man glaube nicht, daß das ſtaͤrkſte Auge einer
ſolchen Schaͤdlichkeit lange widerſteht.
»So manche Augenſchwaͤche,« ſagt Buͤſch,
(Erfahrungen von J. G. Buͤſch, Profeſſor in Ham-
burg. Hamburg 1790) »und voͤllige Blindheit entſteht
bloß aus Verfehlung dieſer wichtigen Regel. Als
ich vor 15 Jahren den ſeligen Hagedorn in Dresden
zum erſten Mal beſuchte, den ich faſt ganz blind
fand, nahm er meinen Beſuch in einem Zimmer an,
wo mir das Licht ganz unausſtehlich war. Er wohnte
in einer ziemlich ſchmalen Gaſſe. Das Sonnenlicht
fiel von den Quaderſteinen der gegenuͤber gelegenen
Haͤuſer ſcharf zuruͤck in das Zimmer.« »Haben Sie,«
fragte ich, »in dieſem Hauſe ſchon lange gelebt?« —
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