Hasak, Max: Die Predigtkirche im Mittelalter. Berlin, 1893.Arras wohl nachgeahmt habe, so ergiebt sich die Kathedrale von Narbonne als fast genaues Ebenbild von Prag, ist zudem auch früher begonnen (1272; Karl IV. nahm Matthias 1344 von Avignon mit nach Prag). Und Viollet-le-Duc ergänzt Narbonne genau so, wie Grüber auf Grund der Ausgrabungen den Dom von Prag. Selbst die nicht übliche und sehr in die Augen fallende Grundrißform der Strebepfeiler von Narbonne tritt am Prager Dome an der Südseite auf. Bei diesen beiden Grundrissen ist überraschende Aehnlichkeit aller Theile vorhanden, während diese zwischen Prag und Barcelona durchweg fehlt. (In den Kunstformen, will ich gleich hinzufügen, ist gar keine Aehnlickkeit vorhanden.) Dort sind dieselben fünf Capellen um das Chorpolygon; dort sind an den Langseiten des Chors ebenfalls Polygonal-Capellen fast in derselben Zahl, nur vier statt fünf; dort ist der Umgang basilical in Höhe der Capellen angeordnet usw. Also doch ein Vorbild aus dem Languedoc? Ja, aber was bewiese denn das? Nichts, wie wir jetzt wissen. Und zwar um so weniger, als ja eine "überraschende" Aehnlichkeit dieses Narbonnenser Chorhauptes mit denen von Noyon, Soissons, Tours, Pontigny, St. Germain des Pres besteht, die alle mitten im Lande der römischen "ecclesia triumphator" (!) liegen, und nicht im Languedoc. Weiter behauptet Gurlitt, der geschlossene Umriß des Capellenkranzes um dem Chor von Kolin wie bei St. Barbara in Kuttenberg weise ebenfalls auf das Languedoc. Nun hat aber nicht einmal Alby diesen einheitlichen Schluß -- andere führt er nicht an --; dagegen haben diesen Schluß schon Pontigny und Clairvaux, die ebenfalls im Lande der ecclesia triumphans liegen und nicht im Languedoc, und die viel älter sind als die beregten gothischen Kathedralen oder Klosterkirchen im Languedoc. Auch das den böhmischen Kirchen ganz nahe benachbarte Zwettl hat diesen geschlossenen Umriß. Was ist nun von den besonderen Eigentümlichkeiten, die Gurlitt den Kirchen des Languedoc zuschreibt, bestehen geblieben? Wie nachgewiesen, nichts, außer etwa die Einschiffigkeit, die aber, wie gezeigt, vor den Albigensern dort längst ebenso wie im Lande der ecclesia triumphans (wie Cahors und Arras wohl nachgeahmt habe, so ergiebt sich die Kathedrale von Narbonne als fast genaues Ebenbild von Prag, ist zudem auch früher begonnen (1272; Karl IV. nahm Matthias 1344 von Avignon mit nach Prag). Und Viollet-le-Duc ergänzt Narbonne genau so, wie Grüber auf Grund der Ausgrabungen den Dom von Prag. Selbst die nicht übliche und sehr in die Augen fallende Grundrißform der Strebepfeiler von Narbonne tritt am Prager Dome an der Südseite auf. Bei diesen beiden Grundrissen ist überraschende Aehnlichkeit aller Theile vorhanden, während diese zwischen Prag und Barcelona durchweg fehlt. (In den Kunstformen, will ich gleich hinzufügen, ist gar keine Aehnlickkeit vorhanden.) Dort sind dieselben fünf Capellen um das Chorpolygon; dort sind an den Langseiten des Chors ebenfalls Polygonal-Capellen fast in derselben Zahl, nur vier statt fünf; dort ist der Umgang basilical in Höhe der Capellen angeordnet usw. Also doch ein Vorbild aus dem Languedoc? Ja, aber was bewiese denn das? Nichts, wie wir jetzt wissen. Und zwar um so weniger, als ja eine „überraschende“ Aehnlichkeit dieses Narbonnenser Chorhauptes mit denen von Noyon, Soissons, Tours, Pontigny, St. Germain des Près besteht, die alle mitten im Lande der römischen „ecclesia triumphator“ (!) liegen, und nicht im Languedoc. Weiter behauptet Gurlitt, der geschlossene Umriß des Capellenkranzes um dem Chor von Kolin wie bei St. Barbara in Kuttenberg weise ebenfalls auf das Languedoc. Nun hat aber nicht einmal Alby diesen einheitlichen Schluß — andere führt er nicht an —; dagegen haben diesen Schluß schon Pontigny und Clairvaux, die ebenfalls im Lande der ecclesia triumphans liegen und nicht im Languedoc, und die viel älter sind als die beregten gothischen Kathedralen oder Klosterkirchen im Languedoc. Auch das den böhmischen Kirchen ganz nahe benachbarte Zwettl hat diesen geschlossenen Umriß. Was ist nun von den besonderen Eigentümlichkeiten, die Gurlitt den Kirchen des Languedoc zuschreibt, bestehen geblieben? Wie nachgewiesen, nichts, außer etwa die Einschiffigkeit, die aber, wie gezeigt, vor den Albigensern dort längst ebenso wie im Lande der ecclesia triumphans (wie Cahors und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="26"/> Arras wohl nachgeahmt habe, so ergiebt sich die Kathedrale von Narbonne als fast genaues Ebenbild von Prag, ist zudem auch früher begonnen (1272; Karl IV. nahm Matthias 1344 von Avignon mit nach Prag). Und Viollet-le-Duc ergänzt Narbonne genau so, wie Grüber auf Grund der Ausgrabungen den Dom von Prag. Selbst die nicht übliche und sehr in die Augen fallende Grundrißform der Strebepfeiler von Narbonne tritt am Prager Dome an der Südseite auf. Bei diesen beiden Grundrissen ist überraschende Aehnlichkeit aller Theile vorhanden, während diese zwischen Prag und Barcelona durchweg fehlt. (In den Kunstformen, will ich gleich hinzufügen, ist gar keine Aehnlickkeit vorhanden.) Dort sind dieselben fünf Capellen um das Chorpolygon; dort sind an den Langseiten des Chors ebenfalls Polygonal-Capellen fast in derselben Zahl, nur vier statt fünf; dort ist der Umgang basilical in Höhe der Capellen angeordnet usw. Also doch ein Vorbild aus dem Languedoc? Ja, aber was bewiese denn das? Nichts, wie wir jetzt wissen. Und zwar um so weniger, als ja eine „überraschende“ Aehnlichkeit dieses Narbonnenser Chorhauptes mit denen von Noyon, Soissons, Tours, Pontigny, St. Germain des Près besteht, die alle mitten im Lande der römischen „ecclesia triumphator“ (!) liegen, und nicht im Languedoc.</p> <p>Weiter behauptet Gurlitt, der geschlossene Umriß des Capellenkranzes um dem Chor von Kolin wie bei St. Barbara in Kuttenberg weise ebenfalls auf das Languedoc. Nun hat aber nicht einmal Alby diesen einheitlichen Schluß — andere führt er nicht an —; dagegen haben diesen Schluß schon Pontigny und Clairvaux, die ebenfalls im Lande der ecclesia triumphans liegen und nicht im Languedoc, und die viel älter sind als die beregten gothischen Kathedralen oder Klosterkirchen im Languedoc. Auch das den böhmischen Kirchen ganz nahe benachbarte Zwettl hat diesen geschlossenen Umriß.</p> <p>Was ist nun von den besonderen Eigentümlichkeiten, die Gurlitt den Kirchen des Languedoc zuschreibt, bestehen geblieben? Wie nachgewiesen, nichts, außer etwa die Einschiffigkeit, die aber, wie gezeigt, <hi rendition="#g">vor</hi> den Albigensern dort längst ebenso wie im Lande der ecclesia triumphans (wie Cahors und </p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0032]
Arras wohl nachgeahmt habe, so ergiebt sich die Kathedrale von Narbonne als fast genaues Ebenbild von Prag, ist zudem auch früher begonnen (1272; Karl IV. nahm Matthias 1344 von Avignon mit nach Prag). Und Viollet-le-Duc ergänzt Narbonne genau so, wie Grüber auf Grund der Ausgrabungen den Dom von Prag. Selbst die nicht übliche und sehr in die Augen fallende Grundrißform der Strebepfeiler von Narbonne tritt am Prager Dome an der Südseite auf. Bei diesen beiden Grundrissen ist überraschende Aehnlichkeit aller Theile vorhanden, während diese zwischen Prag und Barcelona durchweg fehlt. (In den Kunstformen, will ich gleich hinzufügen, ist gar keine Aehnlickkeit vorhanden.) Dort sind dieselben fünf Capellen um das Chorpolygon; dort sind an den Langseiten des Chors ebenfalls Polygonal-Capellen fast in derselben Zahl, nur vier statt fünf; dort ist der Umgang basilical in Höhe der Capellen angeordnet usw. Also doch ein Vorbild aus dem Languedoc? Ja, aber was bewiese denn das? Nichts, wie wir jetzt wissen. Und zwar um so weniger, als ja eine „überraschende“ Aehnlichkeit dieses Narbonnenser Chorhauptes mit denen von Noyon, Soissons, Tours, Pontigny, St. Germain des Près besteht, die alle mitten im Lande der römischen „ecclesia triumphator“ (!) liegen, und nicht im Languedoc.
Weiter behauptet Gurlitt, der geschlossene Umriß des Capellenkranzes um dem Chor von Kolin wie bei St. Barbara in Kuttenberg weise ebenfalls auf das Languedoc. Nun hat aber nicht einmal Alby diesen einheitlichen Schluß — andere führt er nicht an —; dagegen haben diesen Schluß schon Pontigny und Clairvaux, die ebenfalls im Lande der ecclesia triumphans liegen und nicht im Languedoc, und die viel älter sind als die beregten gothischen Kathedralen oder Klosterkirchen im Languedoc. Auch das den böhmischen Kirchen ganz nahe benachbarte Zwettl hat diesen geschlossenen Umriß.
Was ist nun von den besonderen Eigentümlichkeiten, die Gurlitt den Kirchen des Languedoc zuschreibt, bestehen geblieben? Wie nachgewiesen, nichts, außer etwa die Einschiffigkeit, die aber, wie gezeigt, vor den Albigensern dort längst ebenso wie im Lande der ecclesia triumphans (wie Cahors und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |