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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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ihre Hand auf des Kindes Haupt und sprach:
"zart und licht sey deine Farbe, wie der goldene
Saum des Morgens auf den Hügeln, wie
das goldene Haar der schönen Frauen im Rhein¬
gau." Und das Wasser rauschte heran in sil¬
bernen Kleidern, bückte sich auf das Kind und
sprach: "Ich will deinen Wurzeln immer nahe
seyn, daß dein Geschlecht ewig grüne und
blühe und sich ausbreite, so weit mein Rhein¬
strom reicht." Aber die Erde kam und küßte
das Kindlein auf den Mund und wehte es an
mit süßem Athem. "Die Wohlgerüche meiner
Kräuter," sprach sie, "die herrlichsten Düfte
meiner Blumen habe ich für dich gesammelt
zum Angebinde. Die köstlichsten Salben aus
Ambra und Myrrhen werden gering seyn ge¬
gen deine Düfte, und deine lieblichsten Töchter
wird man nach der Königin der Blumen
heißen, -- die Rosen."

"So sprachen die Elemente; wir aber ju¬

ihre Hand auf des Kindes Haupt und ſprach:
„zart und licht ſey deine Farbe, wie der goldene
Saum des Morgens auf den Huͤgeln, wie
das goldene Haar der ſchoͤnen Frauen im Rhein¬
gau.“ Und das Waſſer rauſchte heran in ſil¬
bernen Kleidern, buͤckte ſich auf das Kind und
ſprach: „Ich will deinen Wurzeln immer nahe
ſeyn, daß dein Geſchlecht ewig gruͤne und
bluͤhe und ſich ausbreite, ſo weit mein Rhein¬
ſtrom reicht.“ Aber die Erde kam und kuͤßte
das Kindlein auf den Mund und wehte es an
mit ſuͤßem Athem. „Die Wohlgeruͤche meiner
Kraͤuter,“ ſprach ſie, „die herrlichſten Duͤfte
meiner Blumen habe ich fuͤr dich geſammelt
zum Angebinde. Die koͤſtlichſten Salben aus
Ambra und Myrrhen werden gering ſeyn ge¬
gen deine Duͤfte, und deine lieblichſten Toͤchter
wird man nach der Koͤnigin der Blumen
heißen, — die Roſen.“

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[109/0115] ihre Hand auf des Kindes Haupt und ſprach: „zart und licht ſey deine Farbe, wie der goldene Saum des Morgens auf den Huͤgeln, wie das goldene Haar der ſchoͤnen Frauen im Rhein¬ gau.“ Und das Waſſer rauſchte heran in ſil¬ bernen Kleidern, buͤckte ſich auf das Kind und ſprach: „Ich will deinen Wurzeln immer nahe ſeyn, daß dein Geſchlecht ewig gruͤne und bluͤhe und ſich ausbreite, ſo weit mein Rhein¬ ſtrom reicht.“ Aber die Erde kam und kuͤßte das Kindlein auf den Mund und wehte es an mit ſuͤßem Athem. „Die Wohlgeruͤche meiner Kraͤuter,“ ſprach ſie, „die herrlichſten Duͤfte meiner Blumen habe ich fuͤr dich geſammelt zum Angebinde. Die koͤſtlichſten Salben aus Ambra und Myrrhen werden gering ſeyn ge¬ gen deine Duͤfte, und deine lieblichſten Toͤchter wird man nach der Koͤnigin der Blumen heißen, — die Roſen.“ „So ſprachen die Elemente; wir aber ju¬

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/115>, abgerufen am 23.11.2024.