Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.Und gedenkst denn auch du der Rosentage Und rücke mit dem nächsten Glase um Und gedenkſt denn auch du der Roſentage Und ruͤcke mit dem naͤchſten Glaſe um <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0040" n="34"/> <p>Und gedenkſt denn auch du der Roſentage<lb/> deiner Jugend, o Seele? der ſanften Reben¬<lb/> huͤgel der Heimath, des blauen Stromes und<lb/> der bluͤhenden Thaͤler des Schwabenlandes?<lb/> O Wonnezeit voll holder Traͤume! wie reich<lb/> biſt du behaͤngt mit Bilderbuͤchern, Chriſt¬<lb/> baͤumen, Mutterliebe, Oſterwochen und Oſter¬<lb/> eiern, mit Blumen und Voͤgeln, Armeen aus<lb/> Blei und Papier und den erſten Hoͤs'chen und<lb/> Collet'chen, in welche ſich deine kleine ſterb¬<lb/> liche Huͤlle, ſtolz auf ihre Groͤße, kleiden ließ.<lb/> Und wie dich der ſelige Vater auf den Knieen<lb/> ſchaukelte, und dir der Großvater gerne das lange<lb/> Meerrohr mit dem goldenen Knopf abtrat,<lb/> um es dir als Reitpferd zu leihen!</p><lb/> <p>Und ruͤcke mit dem naͤchſten Glaſe um<lb/> einige Jahre vorwaͤrts! Erinnerſt du dich des<lb/> Morgens, als ſie dich hineinfuͤhrten zu einem<lb/> wohlbekannten Mann, deſſen Geſicht ſo blaß<lb/> geworden war, deſſen Hand du weinend kuͤ߬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0040]
Und gedenkſt denn auch du der Roſentage
deiner Jugend, o Seele? der ſanften Reben¬
huͤgel der Heimath, des blauen Stromes und
der bluͤhenden Thaͤler des Schwabenlandes?
O Wonnezeit voll holder Traͤume! wie reich
biſt du behaͤngt mit Bilderbuͤchern, Chriſt¬
baͤumen, Mutterliebe, Oſterwochen und Oſter¬
eiern, mit Blumen und Voͤgeln, Armeen aus
Blei und Papier und den erſten Hoͤs'chen und
Collet'chen, in welche ſich deine kleine ſterb¬
liche Huͤlle, ſtolz auf ihre Groͤße, kleiden ließ.
Und wie dich der ſelige Vater auf den Knieen
ſchaukelte, und dir der Großvater gerne das lange
Meerrohr mit dem goldenen Knopf abtrat,
um es dir als Reitpferd zu leihen!
Und ruͤcke mit dem naͤchſten Glaſe um
einige Jahre vorwaͤrts! Erinnerſt du dich des
Morgens, als ſie dich hineinfuͤhrten zu einem
wohlbekannten Mann, deſſen Geſicht ſo blaß
geworden war, deſſen Hand du weinend kuͤ߬
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