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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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wieder entgangen. Mich faßte er besser. Ich
war wild aufgewachsen ohne Unterricht, und
das Leben im Kriege ließ mich nicht viel nach¬
denken; wenn ich so über ein Schlachtfeld ritt,
und der Mondschein fiel herab, und Freund
und Feind niedergemähet da lagen, da dachte
ich: sie sind jetzt halt todt und leben nicht
mehr; von der Seele hielt ich nicht viel und
von Himmel und Hölle noch weniger. Aber
weil man so kurz lebt, wollt ich's Leben recht
genießen, und Wein und Spiel war mein Ele¬
ment. Das hatte mir der Höllenknecht abge¬
merkt und sprach zu mir in jener Nacht: "so
zwanzig, dreißig Jahr zu leben in diesem Kel¬
lerreich, in diesem Weinhimmel zu trinken
nach Herzenslust, nicht wahr, Balthasar, das
müßt' ein Leben seyn?" Ja, Herr, sprach ich,
aber wie könnte ich dieß verdienen? "An was
liegt dir mehr," fuhr er fort, "hier recht zu
leben nach Herzenslust auf der Erde, hier im

wieder entgangen. Mich faßte er beſſer. Ich
war wild aufgewachſen ohne Unterricht, und
das Leben im Kriege ließ mich nicht viel nach¬
denken; wenn ich ſo uͤber ein Schlachtfeld ritt,
und der Mondſchein fiel herab, und Freund
und Feind niedergemaͤhet da lagen, da dachte
ich: ſie ſind jetzt halt todt und leben nicht
mehr; von der Seele hielt ich nicht viel und
von Himmel und Hoͤlle noch weniger. Aber
weil man ſo kurz lebt, wollt ich's Leben recht
genießen, und Wein und Spiel war mein Ele¬
ment. Das hatte mir der Hoͤllenknecht abge¬
merkt und ſprach zu mir in jener Nacht: „ſo
zwanzig, dreißig Jahr zu leben in dieſem Kel¬
lerreich, in dieſem Weinhimmel zu trinken
nach Herzensluſt, nicht wahr, Balthaſar, das
muͤßt' ein Leben ſeyn?“ Ja, Herr, ſprach ich,
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[93/0099] wieder entgangen. Mich faßte er beſſer. Ich war wild aufgewachſen ohne Unterricht, und das Leben im Kriege ließ mich nicht viel nach¬ denken; wenn ich ſo uͤber ein Schlachtfeld ritt, und der Mondſchein fiel herab, und Freund und Feind niedergemaͤhet da lagen, da dachte ich: ſie ſind jetzt halt todt und leben nicht mehr; von der Seele hielt ich nicht viel und von Himmel und Hoͤlle noch weniger. Aber weil man ſo kurz lebt, wollt ich's Leben recht genießen, und Wein und Spiel war mein Ele¬ ment. Das hatte mir der Hoͤllenknecht abge¬ merkt und ſprach zu mir in jener Nacht: „ſo zwanzig, dreißig Jahr zu leben in dieſem Kel¬ lerreich, in dieſem Weinhimmel zu trinken nach Herzensluſt, nicht wahr, Balthaſar, das muͤßt' ein Leben ſeyn?“ Ja, Herr, ſprach ich, aber wie koͤnnte ich dieß verdienen? „An was liegt dir mehr,“ fuhr er fort, „hier recht zu leben nach Herzensluſt auf der Erde, hier im

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/99>, abgerufen am 27.11.2024.