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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ringen und ließ Reben herbeibringen und senkte die Reiser in der Erde Schooß.

Da freute sich mein Herz, daß er mein Reich ausbreite im deutschen Lande, und als dort die ersten Reben blühten, zog ich ein im Rheingau mit glänzendem Gefolge; wir lagerten auf den Hügeln und schafften in der Erde und schafften in den Lüften, und meine Diener breiteten die zarten Netze aus und fingen den Frühlingsthau auf, daß er den Reben nicht schade; sie stiegen hinauf und brachten warme Sonnenstrahlen nieder, die sie sorgsam um die kleinen Beerlein goßen, schöpften Wasser im grünen Rhein und tränkten die zarten Wurzeln und Blätter. Und als im Herbst das erste zarte Kind des Rheingaues in der Wiege lag, da hielten wir ein großes Fest und luden alle Elemente zur Feier ein. Und sie brachten köstliche Geschenke und legten sie dem Kindlein als Angebinde in die Wiege. Das Feuer legte seine Hand auf des Kindes Augen und sprach: Du sollst mein Zeichen an dir tragen ewiglich; ein reines mildes Feuer soll in dir wohnen und dich werth machen vor allen andern. Und die Luft in zartem goldenem Gewände kam heran, legte ihre Hand ans des Kindes Haupt und sprach: Zart und licht sei deine Farbe, wie der goldene Saum des Morgens auf den Hügeln, wie das goldene Haar der schönen Frauen im Rheingau. Und das Wasser rauschte heran in silbernen Kleidern, bückte sich auf das Kind und sprach: Ich will deinen Wurzeln immer nahe sein,

ringen und ließ Reben herbeibringen und senkte die Reiser in der Erde Schooß.

Da freute sich mein Herz, daß er mein Reich ausbreite im deutschen Lande, und als dort die ersten Reben blühten, zog ich ein im Rheingau mit glänzendem Gefolge; wir lagerten auf den Hügeln und schafften in der Erde und schafften in den Lüften, und meine Diener breiteten die zarten Netze aus und fingen den Frühlingsthau auf, daß er den Reben nicht schade; sie stiegen hinauf und brachten warme Sonnenstrahlen nieder, die sie sorgsam um die kleinen Beerlein goßen, schöpften Wasser im grünen Rhein und tränkten die zarten Wurzeln und Blätter. Und als im Herbst das erste zarte Kind des Rheingaues in der Wiege lag, da hielten wir ein großes Fest und luden alle Elemente zur Feier ein. Und sie brachten köstliche Geschenke und legten sie dem Kindlein als Angebinde in die Wiege. Das Feuer legte seine Hand auf des Kindes Augen und sprach: Du sollst mein Zeichen an dir tragen ewiglich; ein reines mildes Feuer soll in dir wohnen und dich werth machen vor allen andern. Und die Luft in zartem goldenem Gewände kam heran, legte ihre Hand ans des Kindes Haupt und sprach: Zart und licht sei deine Farbe, wie der goldene Saum des Morgens auf den Hügeln, wie das goldene Haar der schönen Frauen im Rheingau. Und das Wasser rauschte heran in silbernen Kleidern, bückte sich auf das Kind und sprach: Ich will deinen Wurzeln immer nahe sein,

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[0068] ringen und ließ Reben herbeibringen und senkte die Reiser in der Erde Schooß. Da freute sich mein Herz, daß er mein Reich ausbreite im deutschen Lande, und als dort die ersten Reben blühten, zog ich ein im Rheingau mit glänzendem Gefolge; wir lagerten auf den Hügeln und schafften in der Erde und schafften in den Lüften, und meine Diener breiteten die zarten Netze aus und fingen den Frühlingsthau auf, daß er den Reben nicht schade; sie stiegen hinauf und brachten warme Sonnenstrahlen nieder, die sie sorgsam um die kleinen Beerlein goßen, schöpften Wasser im grünen Rhein und tränkten die zarten Wurzeln und Blätter. Und als im Herbst das erste zarte Kind des Rheingaues in der Wiege lag, da hielten wir ein großes Fest und luden alle Elemente zur Feier ein. Und sie brachten köstliche Geschenke und legten sie dem Kindlein als Angebinde in die Wiege. Das Feuer legte seine Hand auf des Kindes Augen und sprach: Du sollst mein Zeichen an dir tragen ewiglich; ein reines mildes Feuer soll in dir wohnen und dich werth machen vor allen andern. Und die Luft in zartem goldenem Gewände kam heran, legte ihre Hand ans des Kindes Haupt und sprach: Zart und licht sei deine Farbe, wie der goldene Saum des Morgens auf den Hügeln, wie das goldene Haar der schönen Frauen im Rheingau. Und das Wasser rauschte heran in silbernen Kleidern, bückte sich auf das Kind und sprach: Ich will deinen Wurzeln immer nahe sein,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:05:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:05:53Z)

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/68>, abgerufen am 21.11.2024.