Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.
Frau ist. Sie haben sie einmal abkewiesen und heute ist sie wieder gekommen ... Frau Wolff. Er hatte halt doch keine Zeit, der Herr Vorsteher. Wehrhahn. Ach bitte, weiter ... Krüger. Ich bin auch durchaus noch lange nicht fertig. Was haben Sie zu der Frau kesagt? Sie haben der Frau kanz einfach kesagt: Sie hätten jetzt keine Zeit für die Sache. Sie haben nicht einmal die Tochter verhört. Sie wissen auch nicht den keringsten Umstand; von dem kanzen Vorfall wissen Sie kar nichts. Wehrhahn. Jetzt möcht' ich Sie bitten, sich etwas zu mäßigen. Krüger. Ich bin kemäßigt, ich bin sehr kemäßigt. Ich bin viel zu kemäßigt, Herr Amtsvorsteher. Ich bin noch ein viel zu kemäßigter Mensch. Was sollte ich sonst zu so etwas sagen? Was ist das für eine Art Untersuchung? Dieser Herr hier, Herr Fleischer, ist bei Ihnen kewesen, mit einer Beobachtung, die er kemacht hat. Ein Schiffer trägt einen Biberpelz ... Wehrhahn (die Hand erhebend). Pst, warten Sie mal! (Zu Wulkow). Sie sind doch Schiffer? Wulkow. Seit dreißig Jahren hebb' ick je- schiffwerkt. Wehrhahn. Sie sind wohl schreckhaft? Sie zucken ja so. Wulkow. Ick hebbe mir richtig 'n bisken ver- schrocken.
Frau iſt. Sie haben ſie einmal abkewieſen und heute iſt ſie wieder gekommen ... Frau Wolff. Er hatte halt doch keine Zeit, der Herr Vorſteher. Wehrhahn. Ach bitte, weiter ... Krüger. Ich bin auch durchaus noch lange nicht fertig. Was haben Sie zu der Frau keſagt? Sie haben der Frau kanz einfach keſagt: Sie hätten jetzt keine Zeit für die Sache. Sie haben nicht einmal die Tochter verhört. Sie wiſſen auch nicht den keringſten Umſtand; von dem kanzen Vorfall wiſſen Sie kar nichts. Wehrhahn. Jetzt möcht’ ich Sie bitten, ſich etwas zu mäßigen. Krüger. Ich bin kemäßigt, ich bin ſehr kemäßigt. Ich bin viel zu kemäßigt, Herr Amtsvorſteher. Ich bin noch ein viel zu kemäßigter Menſch. Was ſollte ich ſonſt zu ſo etwas ſagen? Was iſt das für eine Art Unterſuchung? Dieſer Herr hier, Herr Fleiſcher, iſt bei Ihnen keweſen, mit einer Beobachtung, die er kemacht hat. Ein Schiffer trägt einen Biberpelz ... Wehrhahn (die Hand erhebend). Pſt, warten Sie mal! (Zu Wulkow). Sie ſind doch Schiffer? Wulkow. Seit dreißig Jahren hebb’ ick je- ſchiffwerkt. Wehrhahn. Sie ſind wohl ſchreckhaft? Sie zucken ja ſo. Wulkow. Ick hebbe mir richtig ’n bisken ver- ſchrocken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KRUE"> <p><pb facs="#f0102" n="96"/> Frau iſt. Sie haben ſie einmal abkewieſen und heute<lb/> iſt ſie wieder gekommen ...</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Er hatte halt doch keine Zeit,<lb/> der Herr Vorſteher.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker><hi rendition="#g">Wehrhahn</hi>.</speaker> <p>Ach bitte, weiter ...</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker><hi rendition="#g">Krüger</hi>.</speaker> <p>Ich bin auch durchaus noch lange<lb/> nicht fertig. Was haben Sie zu der Frau keſagt?<lb/> Sie haben der Frau kanz einfach keſagt: Sie hätten<lb/> jetzt keine Zeit für die Sache. Sie haben nicht einmal<lb/> die Tochter verhört. Sie wiſſen auch nicht den<lb/> keringſten Umſtand; von dem kanzen Vorfall wiſſen<lb/> Sie kar nichts.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker><hi rendition="#g">Wehrhahn</hi>.</speaker> <p>Jetzt möcht’ ich Sie bitten, ſich<lb/> etwas zu mäßigen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker><hi rendition="#g">Krüger</hi>.</speaker> <p>Ich bin kemäßigt, ich bin ſehr kemäßigt.<lb/> Ich bin viel zu kemäßigt, Herr Amtsvorſteher. Ich<lb/> bin noch ein viel zu kemäßigter Menſch. Was ſollte<lb/> ich ſonſt zu ſo etwas ſagen? Was iſt das für eine<lb/> Art Unterſuchung? Dieſer Herr hier, Herr Fleiſcher,<lb/> iſt bei Ihnen keweſen, mit einer Beobachtung, die er<lb/> kemacht hat. Ein Schiffer trägt einen Biberpelz ...</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn</hi> </speaker> <stage>(die Hand erhebend).</stage> <p>Pſt, warten Sie<lb/> mal!</p> <stage>(Zu Wulkow).</stage> <p>Sie ſind doch Schiffer?</p> </sp><lb/> <sp who="#WUL"> <speaker><hi rendition="#g">Wulkow</hi>.</speaker> <p>Seit dreißig Jahren hebb’ ick je-<lb/> ſchiffwerkt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker><hi rendition="#g">Wehrhahn</hi>.</speaker> <p>Sie ſind wohl ſchreckhaft? Sie<lb/> zucken ja ſo.</p> </sp><lb/> <sp who="#WUL"> <speaker><hi rendition="#g">Wulkow</hi>.</speaker> <p>Ick hebbe mir richtig ’n bisken ver-<lb/> ſchrocken.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [96/0102]
Frau iſt. Sie haben ſie einmal abkewieſen und heute
iſt ſie wieder gekommen ...
Frau Wolff. Er hatte halt doch keine Zeit,
der Herr Vorſteher.
Wehrhahn. Ach bitte, weiter ...
Krüger. Ich bin auch durchaus noch lange
nicht fertig. Was haben Sie zu der Frau keſagt?
Sie haben der Frau kanz einfach keſagt: Sie hätten
jetzt keine Zeit für die Sache. Sie haben nicht einmal
die Tochter verhört. Sie wiſſen auch nicht den
keringſten Umſtand; von dem kanzen Vorfall wiſſen
Sie kar nichts.
Wehrhahn. Jetzt möcht’ ich Sie bitten, ſich
etwas zu mäßigen.
Krüger. Ich bin kemäßigt, ich bin ſehr kemäßigt.
Ich bin viel zu kemäßigt, Herr Amtsvorſteher. Ich
bin noch ein viel zu kemäßigter Menſch. Was ſollte
ich ſonſt zu ſo etwas ſagen? Was iſt das für eine
Art Unterſuchung? Dieſer Herr hier, Herr Fleiſcher,
iſt bei Ihnen keweſen, mit einer Beobachtung, die er
kemacht hat. Ein Schiffer trägt einen Biberpelz ...
Wehrhahn (die Hand erhebend). Pſt, warten Sie
mal! (Zu Wulkow). Sie ſind doch Schiffer?
Wulkow. Seit dreißig Jahren hebb’ ick je-
ſchiffwerkt.
Wehrhahn. Sie ſind wohl ſchreckhaft? Sie
zucken ja ſo.
Wulkow. Ick hebbe mir richtig ’n bisken ver-
ſchrocken.
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