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Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.

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Erster Akt.
(Kleiner, blaugetünchter, flacher Küchenraum mit niedriger Decke; ein
Fenster links; eine rohgezimmerte Thür in's Freie führend rechts;
eine Thür mit ausgehobenem Flügel mitten in der Hinterwand. --
Links in der Ecke der Herd, darüber an der Wand Küchengeräth am
Rahmen, rechts in der Ecke Ruder und Schiffereigeräth; gespaltenes
Holz, sogenannte Stubben unter dem Fenster in einem Haufen.
Eine alte Küchenbank, mehrere Schemel etc. etc. -- Durch den leeren
Thürrahmen der Hinterwand blickt man in den zweiten Raum.
Darin steht ein hochgemachtes, sauber gedecktes Bett, darüber hängen
billige Photographien in noch billigeren Rahmen, Oeldruckköpfe in
Visitenkartenformat etc. Ein Stuhl aus weichem Holz ist mit der
Lehne gegen das Bett gestellt. -- Es ist Winter, der Mond scheint.
Auf dem Herd in einem Blechleuchter steht ein brennendes Talglicht.
Leontine Wolff ist auf einem Schemel am Herd, Kopf und Arme
auf der Herdplatte, eingeschlafen. Sie ist ein siebzehnjähriges,
hübsches, blondes Mädchen in der Arbeitstracht eines Dienstmädchens.
Ueber die blaue Kattunjacke hat sie ein dickes, wollenes Brusttuch
gebunden. -- Einige Sekunden bleibt es still, dann hört man, wie
Jemand bemüht ist, von außen die Thür aufzuschließen, in der
jedoch von innen der Schlüssel steckt. Nun pocht es).
Frau Wolff (unsichtbar, von außen). Adelheid!
Adelheid!
(Stille; dann wird von der andern Seite an's Fenster
gepocht).
Wirschte gleich uffmachen!
Leontine (im Schlaf). Nein, nein, ick laß mir
nich schinden!
Erſter Akt.
(Kleiner, blaugetünchter, flacher Küchenraum mit niedriger Decke; ein
Fenſter links; eine rohgezimmerte Thür in’s Freie führend rechts;
eine Thür mit ausgehobenem Flügel mitten in der Hinterwand. —
Links in der Ecke der Herd, darüber an der Wand Küchengeräth am
Rahmen, rechts in der Ecke Ruder und Schiffereigeräth; geſpaltenes
Holz, ſogenannte Stubben unter dem Fenſter in einem Haufen.
Eine alte Küchenbank, mehrere Schemel ꝛc. ꝛc. — Durch den leeren
Thürrahmen der Hinterwand blickt man in den zweiten Raum.
Darin ſteht ein hochgemachtes, ſauber gedecktes Bett, darüber hängen
billige Photographien in noch billigeren Rahmen, Oeldruckköpfe in
Viſitenkartenformat ꝛc. Ein Stuhl aus weichem Holz iſt mit der
Lehne gegen das Bett geſtellt. — Es iſt Winter, der Mond ſcheint.
Auf dem Herd in einem Blechleuchter ſteht ein brennendes Talglicht.
Leontine Wolff iſt auf einem Schemel am Herd, Kopf und Arme
auf der Herdplatte, eingeſchlafen. Sie iſt ein ſiebzehnjähriges,
hübſches, blondes Mädchen in der Arbeitstracht eines Dienſtmädchens.
Ueber die blaue Kattunjacke hat ſie ein dickes, wollenes Bruſttuch
gebunden. — Einige Sekunden bleibt es ſtill, dann hört man, wie
Jemand bemüht iſt, von außen die Thür aufzuſchließen, in der
jedoch von innen der Schlüſſel ſteckt. Nun pocht es).
Frau Wolff (unſichtbar, von außen). Adelheid!
Adelheid!
(Stille; dann wird von der andern Seite an’s Fenſter
gepocht).
Wirſchte gleich uffmachen!
Leontine (im Schlaf). Nein, nein, ick laß mir
nich ſchinden!
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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/11>, abgerufen am 25.04.2024.