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Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.

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Frau Wolff. Sein immer noch sibzig. Ma
kommt halt uff die Art gar nich recht weiter. So
fufzig -- sechzig Thaler uff eemal, wenn ma die
uff eemal so hinlegn kennte. Da wär doch dr Grund
und Boden bezahlt. Da könnt ma so hundert bis
zwee wieder uffnehmen und vielleicht a paar hibsche
Stub'n uffbaun. An Sommergast kenn' mer doch so
nich uffnehmen: und Sommergäste die bringens
hauptsächlich.
Julius. Na, immer zu -- all --
Frau Wolff (resolut). Du bist a zu langsamer
Mensch, Julian. Hättst Du woll das Grundstick ge-
kooft, hä? Nu? Un wenn mersch jetzt wieder wollten
verkofen, da könnt mer schonn's Doppelte kriegen.
Ich hab 'ne ganz andere Temperatur. Wenn Du
bloß meine Temperatur hätt'st. ...
Julius. Ich arbeete doch -- Wat nützt denn
det Alles!
Frau Wolff. Mit dem Bissel arbeiten wirschte
weit komm.
Julius. Ich kann doch nich stehlen. Ick soll
woll -- all rinfallen.
Frau Wolff. De bist eben tumm und mußt ooch
tumm bleiben. Hier hat kee Mensch von Stehln
geredt. Wer halt nich wagt, der gewinnt ooch nich.
Und wenn De erscht reich bist, Julian, und kannst in
der Eklipage sitzen, da fragt Dich kee Mensch nich,
wo De's herhast. Ja, wenn ma's von armen Leiten
nähme! Aber wenn mer nu wirklich -- und gingen
Frau Wolff. Sein immer noch ſibzig. Ma
kommt halt uff die Art gar nich recht weiter. So
fufzig — ſechzig Thaler uff eemal, wenn ma die
uff eemal ſo hinlegn kennte. Da wär doch dr Grund
und Boden bezahlt. Da könnt ma ſo hundert bis
zwee wieder uffnehmen und vielleicht a paar hibſche
Stub’n uffbaun. An Sommergaſt kenn’ mer doch ſo
nich uffnehmen: und Sommergäſte die bringens
hauptſächlich.
Julius. Na, immer zu — all —
Frau Wolff (reſolut). Du biſt a zu langſamer
Menſch, Julian. Hättſt Du woll das Grundſtick ge-
kooft, hä? Nu? Un wenn merſch jetzt wieder wollten
verkofen, da könnt mer ſchonn’s Doppelte kriegen.
Ich hab ’ne ganz andere Temperatur. Wenn Du
bloß meine Temperatur hätt’ſt. …
Julius. Ich arbeete doch — Wat nützt denn
det Alles!
Frau Wolff. Mit dem Biſſel arbeiten wirſchte
weit komm.
Julius. Ich kann doch nich ſtehlen. Ick ſoll
woll — all rinfallen.
Frau Wolff. De biſt eben tumm und mußt ooch
tumm bleiben. Hier hat kee Menſch von Stehln
geredt. Wer halt nich wagt, der gewinnt ooch nich.
Und wenn De erſcht reich biſt, Julian, und kannſt in
der Eklipage ſitzen, da fragt Dich kee Menſch nich,
wo De’s herhaſt. Ja, wenn ma’s von armen Leiten
nähme! Aber wenn mer nu wirklich — und gingen
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[32/0038] Frau Wolff. Sein immer noch ſibzig. Ma kommt halt uff die Art gar nich recht weiter. So fufzig — ſechzig Thaler uff eemal, wenn ma die uff eemal ſo hinlegn kennte. Da wär doch dr Grund und Boden bezahlt. Da könnt ma ſo hundert bis zwee wieder uffnehmen und vielleicht a paar hibſche Stub’n uffbaun. An Sommergaſt kenn’ mer doch ſo nich uffnehmen: und Sommergäſte die bringens hauptſächlich. Julius. Na, immer zu — all — Frau Wolff (reſolut). Du biſt a zu langſamer Menſch, Julian. Hättſt Du woll das Grundſtick ge- kooft, hä? Nu? Un wenn merſch jetzt wieder wollten verkofen, da könnt mer ſchonn’s Doppelte kriegen. Ich hab ’ne ganz andere Temperatur. Wenn Du bloß meine Temperatur hätt’ſt. … Julius. Ich arbeete doch — Wat nützt denn det Alles! Frau Wolff. Mit dem Biſſel arbeiten wirſchte weit komm. Julius. Ich kann doch nich ſtehlen. Ick ſoll woll — all rinfallen. Frau Wolff. De biſt eben tumm und mußt ooch tumm bleiben. Hier hat kee Menſch von Stehln geredt. Wer halt nich wagt, der gewinnt ooch nich. Und wenn De erſcht reich biſt, Julian, und kannſt in der Eklipage ſitzen, da fragt Dich kee Menſch nich, wo De’s herhaſt. Ja, wenn ma’s von armen Leiten nähme! Aber wenn mer nu wirklich — und gingen

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/38>, abgerufen am 21.11.2024.