Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweiter Akt.
(Amtszimmer beim Amtsvorsteher von Wehrhahn: großer, weißge-
tünchter, kahler Raum mit drei Fenstern in der Hinterwand. In der
linken Wand die Eingangsthür. An der Wand rechts der lange
Amtstisch mit Büchern, Akten etc. belegt; hinter ihm der Stuhl für
den Amtsvorsteher. Am Mittelfenster Tisch und Stuhl für den
Schreiber. Ein Schrank aus weichem Holz vorn rechts, dem Amts-
vorsteher, wenn er au dem Stuhle sitzt, zur Hand, enthält die
Bücher. Aktenregale verkleiden die Linkswand. Sechs Stühle stehen
ganz vorn, von der Linkswand an in einer Reihe. Man sieht die
eventuell Daraufsitzenden von rückwärts. -- Es ist ein heller Winter-
vormittag. Der Schreiber Glasenapp sitzt kritzelnd auf seinem Platz.
Er ist eine dürftige, bebrillte Persönlichkeit. Amtsvorsteher von
Wehrhahn
, ein Aktenfascikel unterm Arm, tritt schnell ein. Wehr-
hahn ist gegen vierzig Jahre alt und trägt ein Monocle. Er macht
den Eindruck eines Landjunkers. Seine Amtstracht besteht aus einem
schwarzen, zugeknöpften Gehrock und hohen, über die Beinkleider ge-
zogenen Schaftstiefeln. Er spricht nahezu im Fistelton und befleißigt
sich militärischer Kürze im Ausdruck).
Wehrhahn (nebenhin, wie ein Ueberbürdeter). Mojen!
Glasenapp (steht auf). Jehorsamer Diener, Herr
Amtsvorsteher.
Wehrhahn. Was vorjefall'n, Glasenapp?
Glasenapp (stehend in Papieren blätternd). Habe zu
melden, Herr Amtsvorsteher -- Da war zuerst ... ja!
Zweiter Akt.
(Amtszimmer beim Amtsvorſteher von Wehrhahn: großer, weißge-
tünchter, kahler Raum mit drei Fenſtern in der Hinterwand. In der
linken Wand die Eingangsthür. An der Wand rechts der lange
Amtstiſch mit Büchern, Akten etc. belegt; hinter ihm der Stuhl für
den Amtsvorſteher. Am Mittelfenſter Tiſch und Stuhl für den
Schreiber. Ein Schrank aus weichem Holz vorn rechts, dem Amts-
vorſteher, wenn er au dem Stuhle ſitzt, zur Hand, enthält die
Bücher. Aktenregale verkleiden die Linkswand. Sechs Stühle ſtehen
ganz vorn, von der Linkswand an in einer Reihe. Man ſieht die
eventuell Daraufſitzenden von rückwärts. — Es iſt ein heller Winter-
vormittag. Der Schreiber Glaſenapp ſitzt kritzelnd auf ſeinem Platz.
Er iſt eine dürftige, bebrillte Perſönlichkeit. Amtsvorſteher von
Wehrhahn
, ein Aktenfascikel unterm Arm, tritt ſchnell ein. Wehr-
hahn iſt gegen vierzig Jahre alt und trägt ein Monocle. Er macht
den Eindruck eines Landjunkers. Seine Amtstracht beſteht aus einem
ſchwarzen, zugeknöpften Gehrock und hohen, über die Beinkleider ge-
zogenen Schaftſtiefeln. Er ſpricht nahezu im Fiſtelton und befleißigt
ſich militäriſcher Kürze im Ausdruck).
Wehrhahn (nebenhin, wie ein Ueberbürdeter). Mojen!
Glaſenapp (ſteht auf). Jehorſamer Diener, Herr
Amtsvorſteher.
Wehrhahn. Was vorjefall’n, Glaſenapp?
Glaſenapp (ſtehend in Papieren blätternd). Habe zu
melden, Herr Amtsvorſteher — Da war zuerſt … ja!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0044" n="[38]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Zweiter Akt.</hi> </head><lb/>
        <stage>(Amtszimmer beim Amtsvor&#x017F;teher von Wehrhahn: großer, weißge-<lb/>
tünchter, kahler Raum mit drei Fen&#x017F;tern in der Hinterwand. In der<lb/>
linken Wand die Eingangsthür. An der Wand rechts der lange<lb/>
Amtsti&#x017F;ch mit Büchern, Akten etc. belegt; hinter ihm der Stuhl für<lb/>
den Amtsvor&#x017F;teher. Am Mittelfen&#x017F;ter Ti&#x017F;ch und Stuhl für den<lb/>
Schreiber. Ein Schrank aus weichem Holz vorn rechts, dem Amts-<lb/>
vor&#x017F;teher, wenn er au dem Stuhle &#x017F;itzt, zur Hand, enthält die<lb/>
Bücher. Aktenregale verkleiden die Linkswand. Sechs Stühle &#x017F;tehen<lb/>
ganz vorn, von der Linkswand an in einer Reihe. Man &#x017F;ieht die<lb/>
eventuell Darauf&#x017F;itzenden von rückwärts. &#x2014; Es i&#x017F;t ein heller Winter-<lb/>
vormittag. Der Schreiber <hi rendition="#g">Gla&#x017F;enapp</hi> &#x017F;itzt kritzelnd auf &#x017F;einem Platz.<lb/>
Er i&#x017F;t eine dürftige, bebrillte Per&#x017F;önlichkeit. <hi rendition="#g">Amtsvor&#x017F;teher von<lb/>
Wehrhahn</hi>, ein Aktenfascikel unterm Arm, tritt &#x017F;chnell ein. Wehr-<lb/>
hahn i&#x017F;t gegen vierzig Jahre alt und trägt ein Monocle. Er macht<lb/>
den Eindruck eines Landjunkers. Seine Amtstracht be&#x017F;teht aus einem<lb/>
&#x017F;chwarzen, zugeknöpften Gehrock und hohen, über die Beinkleider ge-<lb/>
zogenen Schaft&#x017F;tiefeln. Er &#x017F;pricht nahezu im Fi&#x017F;telton und befleißigt<lb/>
&#x017F;ich militäri&#x017F;cher Kürze im Ausdruck).</stage><lb/>
        <sp who="#WEH">
          <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn</hi> </speaker>
          <stage>(nebenhin, wie ein Ueberbürdeter).</stage>
          <p>Mojen!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GLA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Gla&#x017F;enapp</hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;teht auf).</stage>
          <p>Jehor&#x017F;amer Diener, Herr<lb/>
Amtsvor&#x017F;teher.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEH">
          <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker>
          <p>Was vorjefall&#x2019;n, Gla&#x017F;enapp?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GLA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Gla&#x017F;enapp</hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;tehend in Papieren blätternd).</stage>
          <p>Habe zu<lb/>
melden, Herr Amtsvor&#x017F;teher &#x2014; Da war zuer&#x017F;t &#x2026; ja!<lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[38]/0044] Zweiter Akt. (Amtszimmer beim Amtsvorſteher von Wehrhahn: großer, weißge- tünchter, kahler Raum mit drei Fenſtern in der Hinterwand. In der linken Wand die Eingangsthür. An der Wand rechts der lange Amtstiſch mit Büchern, Akten etc. belegt; hinter ihm der Stuhl für den Amtsvorſteher. Am Mittelfenſter Tiſch und Stuhl für den Schreiber. Ein Schrank aus weichem Holz vorn rechts, dem Amts- vorſteher, wenn er au dem Stuhle ſitzt, zur Hand, enthält die Bücher. Aktenregale verkleiden die Linkswand. Sechs Stühle ſtehen ganz vorn, von der Linkswand an in einer Reihe. Man ſieht die eventuell Daraufſitzenden von rückwärts. — Es iſt ein heller Winter- vormittag. Der Schreiber Glaſenapp ſitzt kritzelnd auf ſeinem Platz. Er iſt eine dürftige, bebrillte Perſönlichkeit. Amtsvorſteher von Wehrhahn, ein Aktenfascikel unterm Arm, tritt ſchnell ein. Wehr- hahn iſt gegen vierzig Jahre alt und trägt ein Monocle. Er macht den Eindruck eines Landjunkers. Seine Amtstracht beſteht aus einem ſchwarzen, zugeknöpften Gehrock und hohen, über die Beinkleider ge- zogenen Schaftſtiefeln. Er ſpricht nahezu im Fiſtelton und befleißigt ſich militäriſcher Kürze im Ausdruck). Wehrhahn (nebenhin, wie ein Ueberbürdeter). Mojen! Glaſenapp (ſteht auf). Jehorſamer Diener, Herr Amtsvorſteher. Wehrhahn. Was vorjefall’n, Glaſenapp? Glaſenapp (ſtehend in Papieren blätternd). Habe zu melden, Herr Amtsvorſteher — Da war zuerſt … ja!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/44
Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. [38]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/44>, abgerufen am 21.11.2024.