Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.
machen. Es wird ein großes Geschrei entstehen. Der Wehrhahn mischt sich in Alles hinein. Nun, Gott sei Dank, ich bin drauf gefaßt. Ich stehe ja hier nicht zu meinem Vergnügen. Zum Spaß hat man mich nicht hierher gesetzt. Da denken die Leute, so'n Amtsvorsteher, das ist weiter nichts, wie ein höherer Büttel. Da mögen sie Jemand anders hierher setzen. Die Herren freilich, die mich ernannt haben, die wissen genau, mit wem sie's zu thun haben. Die kennen den ganzen Ernst meiner Auffassung. Ich erfasse mein Amt als heiljen Beruf. (Pause). Bericht für die Staatsanwaltschaft hab' ich verfaßt. Wenn ich ihn heute Mittag abschicke, kann übermorgen Verhafts- befehl hier sein. Motes. Nun wird man aber über mich her- fallen. Wehrhahn. Sie wissen, mein Onkel ist Kammer- herr. Ich werde mal mit ihm über Sie sprechen. Potz Donnerwetter! Da kommt der Fleischer! Was will denn der Mensch? Er hat doch nicht etwa Lunte jerochen? (Es klopft, Wehrhahn schreit). Herein! Fleischer (tritt ein, bleich und aufgeregt). Guten Morgen! (Er bleibt ohne Antwort). Ich möchte eine Anzeige machen, die sich auf den neuligen Diebstahl bezieht. Wehrhahn (mit durchdringendem Polizeiblick). Sie sind der Doktor Joseph Fleischer?
machen. Es wird ein großes Geſchrei entſtehen. Der Wehrhahn miſcht ſich in Alles hinein. Nun, Gott ſei Dank, ich bin drauf gefaßt. Ich ſtehe ja hier nicht zu meinem Vergnügen. Zum Spaß hat man mich nicht hierher geſetzt. Da denken die Leute, ſo’n Amtsvorſteher, das iſt weiter nichts, wie ein höherer Büttel. Da mögen ſie Jemand anders hierher ſetzen. Die Herren freilich, die mich ernannt haben, die wiſſen genau, mit wem ſie’s zu thun haben. Die kennen den ganzen Ernſt meiner Auffaſſung. Ich erfaſſe mein Amt als heiljen Beruf. (Pauſe). Bericht für die Staatsanwaltſchaft hab’ ich verfaßt. Wenn ich ihn heute Mittag abſchicke, kann übermorgen Verhafts- befehl hier ſein. Motes. Nun wird man aber über mich her- fallen. Wehrhahn. Sie wiſſen, mein Onkel iſt Kammer- herr. Ich werde mal mit ihm über Sie ſprechen. Potz Donnerwetter! Da kommt der Fleiſcher! Was will denn der Menſch? Er hat doch nicht etwa Lunte jerochen? (Es klopft, Wehrhahn ſchreit). Herein! Fleiſcher (tritt ein, bleich und aufgeregt). Guten Morgen! (Er bleibt ohne Antwort). Ich möchte eine Anzeige machen, die ſich auf den neuligen Diebſtahl bezieht. Wehrhahn (mit durchdringendem Polizeiblick). Sie ſind der Doktor Joſeph Fleiſcher? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WEH"> <p><pb facs="#f0095" n="89"/> machen. Es wird ein großes Geſchrei entſtehen. Der<lb/> Wehrhahn miſcht ſich in Alles hinein. Nun, Gott<lb/> ſei Dank, ich bin drauf gefaßt. Ich ſtehe ja hier<lb/> nicht zu meinem Vergnügen. Zum Spaß hat man<lb/> mich nicht hierher geſetzt. Da denken die Leute, ſo’n<lb/> Amtsvorſteher, das iſt weiter nichts, wie ein höherer<lb/> Büttel. Da mögen ſie Jemand anders hierher ſetzen.<lb/> Die Herren freilich, die mich ernannt haben, die wiſſen<lb/> genau, mit wem ſie’s zu thun haben. Die kennen<lb/> den ganzen Ernſt meiner Auffaſſung. Ich erfaſſe<lb/> mein Amt als heiljen Beruf.</p> <stage>(Pauſe).</stage> <p>Bericht für<lb/> die Staatsanwaltſchaft hab’ ich verfaßt. Wenn ich<lb/> ihn heute Mittag abſchicke, kann übermorgen Verhafts-<lb/> befehl hier ſein.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker><hi rendition="#g">Motes</hi>.</speaker> <p>Nun wird man aber über mich her-<lb/> fallen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker><hi rendition="#g">Wehrhahn</hi>.</speaker> <p>Sie wiſſen, mein Onkel iſt Kammer-<lb/> herr. Ich werde mal mit ihm über Sie ſprechen.<lb/> Potz Donnerwetter! Da kommt der Fleiſcher! Was<lb/> will denn der Menſch? Er hat doch nicht etwa<lb/> Lunte jerochen?</p> <stage>(Es klopft, Wehrhahn ſchreit).</stage> <p>Herein!</p> </sp><lb/> <sp who="#FLE"> <speaker> <hi rendition="#g">Fleiſcher</hi> </speaker> <stage>(tritt ein, bleich und aufgeregt).</stage> <p>Guten<lb/> Morgen!</p> <stage>(Er bleibt ohne Antwort).</stage> <p>Ich möchte eine<lb/> Anzeige machen, die ſich auf den neuligen Diebſtahl<lb/> bezieht.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn</hi> </speaker> <stage>(mit durchdringendem Polizeiblick).</stage> <p>Sie<lb/> ſind der Doktor Joſeph Fleiſcher?</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [89/0095]
machen. Es wird ein großes Geſchrei entſtehen. Der
Wehrhahn miſcht ſich in Alles hinein. Nun, Gott
ſei Dank, ich bin drauf gefaßt. Ich ſtehe ja hier
nicht zu meinem Vergnügen. Zum Spaß hat man
mich nicht hierher geſetzt. Da denken die Leute, ſo’n
Amtsvorſteher, das iſt weiter nichts, wie ein höherer
Büttel. Da mögen ſie Jemand anders hierher ſetzen.
Die Herren freilich, die mich ernannt haben, die wiſſen
genau, mit wem ſie’s zu thun haben. Die kennen
den ganzen Ernſt meiner Auffaſſung. Ich erfaſſe
mein Amt als heiljen Beruf. (Pauſe). Bericht für
die Staatsanwaltſchaft hab’ ich verfaßt. Wenn ich
ihn heute Mittag abſchicke, kann übermorgen Verhafts-
befehl hier ſein.
Motes. Nun wird man aber über mich her-
fallen.
Wehrhahn. Sie wiſſen, mein Onkel iſt Kammer-
herr. Ich werde mal mit ihm über Sie ſprechen.
Potz Donnerwetter! Da kommt der Fleiſcher! Was
will denn der Menſch? Er hat doch nicht etwa
Lunte jerochen? (Es klopft, Wehrhahn ſchreit). Herein!
Fleiſcher (tritt ein, bleich und aufgeregt). Guten
Morgen! (Er bleibt ohne Antwort). Ich möchte eine
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