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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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mit helfen a Fabrikanten de Schinderei heemzahlen. (Mit
Leidenschaft.)
's kämen jetzt andre Zeiten, meent' a. Jetzt
thät a ganz andre Ding werden mit uns Webern.
M'r sollten alle kommen und's mithelfen durchsetzen. Mir
wollten alle jetzt o unser Halbfindl Fleesch zum Sonn-
tage haben, und an allen heiligen Tagen amal an Blutt-
wurscht und Kraut. Das thät jetzt alles a ganz andre
Gesichte kriegen, meent' er über mich.
Der alte Hilse (mit unterdrückter Entrüstung). Und das
will dei Pate sein?! Und heeßt dich a an solchen
sträflichen Werke mit theelnehmen?! Laß du dich nich
in solche Sachen ein, Gottlieb. Da hat d'r Teifel
seine Hand im Spiele. Das is Satansarbeit, was
die machen.
Luise (übermannt von leidenschaftlicher Aufregung, heftig). Ja,
ja, Gottlieb, kaffer du dich hinter a Owen in de Helle,
nimm d'r an Kochleffel in de Hand und ne Schissel voll
Puttermilch uf de Kniee, zieh d'r a Reckel an und
sprich Gebetel, so bist'n Vater recht. -- Und das
will a Mann sein?

(Lachen der Leute im "Hause".)
Der alte Hilse (bebend mit unterdrückter Wuth). Und du
willst ne richtige Frau sein, hä? Da wer ich dirsch amal
orntlich sagen. Du willst ne Mutter sein und hast
so a meschantes Maulwerk dahier. Du willst dein'n
Mädel Lehren geben und hetzt dein'n Mann uf zu
Verbrechen und Ruchlosichkeiten?!
Luise (maßlos). Mit euren bigotten Räden . . . .
dadervon da is mir o noch nich amal a Kind satt
geworn. Derwegen han se gelegen, alle viere in Unflat
und Lumpen. Da wurd ooch noch nich amal a eenzichtes
Winderle trocken. Jch will ne Mutter sein, daß d's
weeßt! und deswegen, daß d's weeßt, winsch ich a
Fabrikanten de Hölle und de Pest in a Rachen 'nein. Jch
bin ebens ne Mutter. -- Erhält ma woll so a
Wirmel?! Jch hab mehr geflennt wie Oden geholt,
mit helfen a Fabrikanten de Schinderei heemzahlen. (Mit
Leidenſchaft.)
’s kämen jetzt andre Zeiten, meent’ a. Jetzt
thät a ganz andre Ding werden mit uns Webern.
M’r ſollten alle kommen und’s mithelfen durchſetzen. Mir
wollten alle jetzt o unſer Halbfindl Fleeſch zum Sonn-
tage haben, und an allen heiligen Tagen amal an Blutt-
wurſcht und Kraut. Das thät jetzt alles a ganz andre
Geſichte kriegen, meent’ er über mich.
Der alte Hilſe (mit unterdrückter Entrüſtung). Und das
will dei Pate ſein?! Und heeßt dich a an ſolchen
ſträflichen Werke mit theelnehmen?! Laß du dich nich
in ſolche Sachen ein, Gottlieb. Da hat d’r Teifel
ſeine Hand im Spiele. Das is Satansarbeit, was
die machen.
Luiſe (übermannt von leidenſchaftlicher Aufregung, heftig). Ja,
ja, Gottlieb, kaffer du dich hinter a Owen in de Helle,
nimm d’r an Kochleffel in de Hand und ne Schiſſel voll
Puttermilch uf de Kniee, zieh d’r a Reckel an und
ſprich Gebetel, ſo biſt’n Vater recht. — Und das
will a Mann ſein?

(Lachen der Leute im „Hauſe“.)
Der alte Hilſe (bebend mit unterdrückter Wuth). Und du
willſt ne richtige Frau ſein, hä? Da wer ich dirſch amal
orntlich ſagen. Du willſt ne Mutter ſein und haſt
ſo a meſchantes Maulwerk dahier. Du willſt dein’n
Mädel Lehren geben und hetzt dein’n Mann uf zu
Verbrechen und Ruchloſichkeiten?!
Luiſe (maßlos). Mit euren bigotten Räden . . . .
dadervon da is mir o noch nich amal a Kind ſatt
geworn. Derwegen han ſe gelegen, alle viere in Unflat
und Lumpen. Da wurd ooch noch nich amal a eenzichtes
Winderle trocken. Jch will ne Mutter ſein, daß d’s
weeßt! und deswegen, daß d’s weeßt, winſch ich a
Fabrikanten de Hölle und de Peſt in a Rachen ’nein. Jch
bin ebens ne Mutter. — Erhält ma woll ſo a
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[104/0117] mit helfen a Fabrikanten de Schinderei heemzahlen. (Mit Leidenſchaft.) ’s kämen jetzt andre Zeiten, meent’ a. Jetzt thät a ganz andre Ding werden mit uns Webern. M’r ſollten alle kommen und’s mithelfen durchſetzen. Mir wollten alle jetzt o unſer Halbfindl Fleeſch zum Sonn- tage haben, und an allen heiligen Tagen amal an Blutt- wurſcht und Kraut. Das thät jetzt alles a ganz andre Geſichte kriegen, meent’ er über mich. Der alte Hilſe (mit unterdrückter Entrüſtung). Und das will dei Pate ſein?! Und heeßt dich a an ſolchen ſträflichen Werke mit theelnehmen?! Laß du dich nich in ſolche Sachen ein, Gottlieb. Da hat d’r Teifel ſeine Hand im Spiele. Das is Satansarbeit, was die machen. Luiſe (übermannt von leidenſchaftlicher Aufregung, heftig). Ja, ja, Gottlieb, kaffer du dich hinter a Owen in de Helle, nimm d’r an Kochleffel in de Hand und ne Schiſſel voll Puttermilch uf de Kniee, zieh d’r a Reckel an und ſprich Gebetel, ſo biſt’n Vater recht. — Und das will a Mann ſein? (Lachen der Leute im „Hauſe“.) Der alte Hilſe (bebend mit unterdrückter Wuth). Und du willſt ne richtige Frau ſein, hä? Da wer ich dirſch amal orntlich ſagen. Du willſt ne Mutter ſein und haſt ſo a meſchantes Maulwerk dahier. Du willſt dein’n Mädel Lehren geben und hetzt dein’n Mann uf zu Verbrechen und Ruchloſichkeiten?! Luiſe (maßlos). Mit euren bigotten Räden . . . . dadervon da is mir o noch nich amal a Kind ſatt geworn. Derwegen han ſe gelegen, alle viere in Unflat und Lumpen. Da wurd ooch noch nich amal a eenzichtes Winderle trocken. Jch will ne Mutter ſein, daß d’s weeßt! und deswegen, daß d’s weeßt, winſch ich a Fabrikanten de Hölle und de Peſt in a Rachen ’nein. Jch bin ebens ne Mutter. — Erhält ma woll ſo a Wirmel?! Jch hab mehr geflennt wie Oden geholt,

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/117>, abgerufen am 23.11.2024.