Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.
von dem Augenblicke an, wo a so a Hiperle uf de Welt kam, bis d'r Tot und erbarmte sich drüber. Jhr habt euch an Teiwel gescheert. Jhr habt gebet't und gesungen, und ich hab m'r de Fisse bluttich gelaufen nach een'n eenzichten Neegl Puttermilch. Wie viel hundert Nächte hab ich mir a Kopp zerklaubt, wie ich ock und ich kennte so a Kindel ock a eenzich mal um a Kirchhoof rumpaschen. Was hat so a Kindel verbrochen, hä? und muß so a elendigliches Ende nehmen -- und drieben bei Dittrichen, da wern se in Wein gebadt und mit Milch gewaschen. Nee, nee! wenn's hie losgeht -- ni zehn Pferde solln mich zuricke halten. Und das sag ich: stirmen se Dittrichens Gebäude -- ich bin de Erschte -- und Gnade jeden der mich will abhalten. -- Jch habs satt, a so viel steht feste. Der alte Hilse. Du bist gar verfallen, dir is ni zu helfen. Luise (in Raserei). Euch is nich zu helfen. Lappärsche seid ihr. Haderlumpe aber keene Manne. Gattschliche zum anspucken. Weechquarggesichter, die vor Kinder- klappern reißaus nehmen. Kerle, die dreimal "scheen dank" sagen fer ne Tracht Prügel. Euch haben se de Adern so leer gemacht, das ihr ni amal mehr kennt rot anlaufen im Gesichte. An Peitsche sollt ma nehmen und euch a Kriin einbläun in eure faulen Knochen. (Schnell ab.) (Verlegenheitspause.) Mutter Hilse. Was is denn mit Liesl'n, Vater? Der alte Hilse. Nischte, Mutterle. Was soll denn sein?! Mutter Hilse. Sag amal, Vater, macht mirsch blos a so was vor, oder läuten de Glocken? Der alte Hilse. Se wern een'n begraben, Mutter. Mutter Hilse. Und mit mir wills halt immer
von dem Augenblicke an, wo a ſo a Hiperle uf de Welt kam, bis d’r Tot und erbarmte ſich drüber. Jhr habt euch an Teiwel geſcheert. Jhr habt gebet’t und geſungen, und ich hab m’r de Fiſſe bluttich gelaufen nach een’n eenzichten Neegl Puttermilch. Wie viel hundert Nächte hab ich mir a Kopp zerklaubt, wie ich ock und ich kennte ſo a Kindel ock a eenzich mal um a Kirchhoof rumpaſchen. Was hat ſo a Kindel verbrochen, hä? und muß ſo a elendigliches Ende nehmen — und drieben bei Dittrichen, da wern ſe in Wein gebadt und mit Milch gewaſchen. Nee, nee! wenn’s hie losgeht — ni zehn Pferde ſolln mich zuricke halten. Und das ſag ich: ſtirmen ſe Dittrichens Gebäude — ich bin de Erſchte — und Gnade jeden der mich will abhalten. — Jch habs ſatt, a ſo viel ſteht feſte. Der alte Hilſe. Du biſt gar verfallen, dir is ni zu helfen. Luiſe (in Raſerei). Euch is nich zu helfen. Lappärſche ſeid ihr. Haderlumpe aber keene Manne. Gattſchliche zum anſpucken. Weechquarggeſichter, die vor Kinder- klappern reißaus nehmen. Kerle, die dreimal „ſcheen dank“ ſagen fer ne Tracht Prügel. Euch haben ſe de Adern ſo leer gemacht, das ihr ni amal mehr kennt rot anlaufen im Geſichte. An Peitſche ſollt ma nehmen und euch a Kriin einbläun in eure faulen Knochen. (Schnell ab.) (Verlegenheitspauſe.) Mutter Hilſe. Was is denn mit Liesl’n, Vater? Der alte Hilſe. Niſchte, Mutterle. Was ſoll denn ſein?! Mutter Hilſe. Sag amal, Vater, macht mirſch blos a ſo was vor, oder läuten de Glocken? Der alte Hilſe. Se wern een’n begraben, Mutter. Mutter Hilſe. Und mit mir wills halt immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#LUI"> <p><pb facs="#f0118" n="105"/> von dem Augenblicke an, wo a ſo a Hiperle uf de<lb/> Welt kam, bis d’r Tot und erbarmte ſich drüber.<lb/> Jhr habt euch an Teiwel geſcheert. Jhr habt gebet’t<lb/> und geſungen, und ich hab m’r de Fiſſe bluttich gelaufen<lb/> nach een’n eenzichten Neegl Puttermilch. Wie viel<lb/><hi rendition="#g">hundert</hi> Nächte hab ich mir a Kopp zerklaubt, wie<lb/> ich ock und ich kennte ſo a Kindel ock a eenzich<lb/> mal um a Kirchhoof rumpaſchen. Was hat ſo a<lb/> Kindel verbrochen, hä? und muß ſo a elendigliches<lb/> Ende nehmen — und drieben bei Dittrichen, da wern<lb/> ſe in Wein gebadt und mit Milch gewaſchen. Nee,<lb/> nee! wenn’s <hi rendition="#g">hie</hi> losgeht — ni zehn Pferde ſolln mich<lb/> zuricke halten. Und das ſag ich: ſtirmen ſe Dittrichens<lb/> Gebäude — ich bin de Erſchte — und Gnade jeden<lb/> der mich will abhalten. — Jch habs ſatt, a ſo viel<lb/> ſteht feſte.</p> </sp><lb/> <sp who="#HISE"> <speaker><hi rendition="#g">Der alte Hilſe</hi>.</speaker> <p>Du biſt gar verfallen, dir is<lb/> ni zu helfen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUI"> <speaker> <hi rendition="#g">Luiſe</hi> </speaker> <stage>(in Raſerei).</stage> <p>Euch is nich zu helfen. Lappärſche<lb/> ſeid ihr. Haderlumpe aber keene Manne. Gattſchliche<lb/> zum anſpucken. Weechquarggeſichter, die vor Kinder-<lb/> klappern reißaus nehmen. Kerle, die dreimal „ſcheen<lb/> dank“ ſagen fer ne Tracht Prügel. Euch haben ſe de<lb/> Adern ſo leer gemacht, das ihr ni amal mehr<lb/> kennt rot anlaufen im Geſichte. An Peitſche ſollt ma<lb/> nehmen und euch a Kriin einbläun in eure faulen<lb/> Knochen.</p> <stage>(Schnell ab.)</stage><lb/> <stage>(Verlegenheitspauſe.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#MUTHISE"> <speaker><hi rendition="#g">Mutter Hilſe</hi>.</speaker> <p>Was is denn mit Liesl’n, Vater?</p> </sp><lb/> <sp who="#HISE"> <speaker><hi rendition="#g">Der alte Hilſe</hi>.</speaker> <p>Niſchte, Mutterle. Was ſoll<lb/> denn ſein?!</p> </sp><lb/> <sp who="#MUTHISE"> <speaker><hi rendition="#g">Mutter Hilſe</hi>.</speaker> <p>Sag amal, Vater, macht mirſch<lb/> blos a ſo was vor, oder läuten de Glocken?</p> </sp><lb/> <sp who="#HISE"> <speaker><hi rendition="#g">Der alte Hilſe</hi>.</speaker> <p>Se wern een’n begraben, Mutter.</p> </sp><lb/> <sp who="#MUTHISE"> <speaker><hi rendition="#g">Mutter Hilſe</hi>.</speaker> <p>Und mit mir wills halt immer<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [105/0118]
von dem Augenblicke an, wo a ſo a Hiperle uf de
Welt kam, bis d’r Tot und erbarmte ſich drüber.
Jhr habt euch an Teiwel geſcheert. Jhr habt gebet’t
und geſungen, und ich hab m’r de Fiſſe bluttich gelaufen
nach een’n eenzichten Neegl Puttermilch. Wie viel
hundert Nächte hab ich mir a Kopp zerklaubt, wie
ich ock und ich kennte ſo a Kindel ock a eenzich
mal um a Kirchhoof rumpaſchen. Was hat ſo a
Kindel verbrochen, hä? und muß ſo a elendigliches
Ende nehmen — und drieben bei Dittrichen, da wern
ſe in Wein gebadt und mit Milch gewaſchen. Nee,
nee! wenn’s hie losgeht — ni zehn Pferde ſolln mich
zuricke halten. Und das ſag ich: ſtirmen ſe Dittrichens
Gebäude — ich bin de Erſchte — und Gnade jeden
der mich will abhalten. — Jch habs ſatt, a ſo viel
ſteht feſte.
Der alte Hilſe. Du biſt gar verfallen, dir is
ni zu helfen.
Luiſe (in Raſerei). Euch is nich zu helfen. Lappärſche
ſeid ihr. Haderlumpe aber keene Manne. Gattſchliche
zum anſpucken. Weechquarggeſichter, die vor Kinder-
klappern reißaus nehmen. Kerle, die dreimal „ſcheen
dank“ ſagen fer ne Tracht Prügel. Euch haben ſe de
Adern ſo leer gemacht, das ihr ni amal mehr
kennt rot anlaufen im Geſichte. An Peitſche ſollt ma
nehmen und euch a Kriin einbläun in eure faulen
Knochen. (Schnell ab.)
(Verlegenheitspauſe.)
Mutter Hilſe. Was is denn mit Liesl’n, Vater?
Der alte Hilſe. Niſchte, Mutterle. Was ſoll
denn ſein?!
Mutter Hilſe. Sag amal, Vater, macht mirſch
blos a ſo was vor, oder läuten de Glocken?
Der alte Hilſe. Se wern een’n begraben, Mutter.
Mutter Hilſe. Und mit mir wills halt immer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Weber sind zu Beginn auf schlesisch erschiene… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |