Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892. Erster junger Weber. Den alten Kropp laßt zufriede, a is ni recht richtig im Oberstibel. Zweiter junger Weber. A bissel ibertrabt is a schonn. Gottlieb (ist unbemerkt unter die Aufständischen getreten, packt den Sprecher). Sollst Du an alten Manne so vlämsch kommen? Erster junger Weber. Laß mich zufriede, ich hab nischt gesagt beeses. Der alte Hilse (sich ins Mittel legend). O laß Du a labern. Vergreif Dich nich, Gottlieb. A wird balde genug einsehn, wer de heute verwirrt is, ich oder er. Bäcker. Gehst' mit uns, Gottlieb? Der alte Hilse. Das wird a woll bleiben lassen. Luise (kommt in's Haus, ruft herein). O halt Euch ni uf erscht. Mit solchen Gebetbichl-Hengsten verliert erscht keene Zeit. Kommt uf a Platz! Uf a Platz sollt'r kommen. Pate Baumert kommt a so schnell wie er kennt. Dr Major spricht mit a Leuten vom Ferde runter. Se sollten heem gehn. Wenn ihr ni schnell kommt, haben mer verspielt. Jäger (im Abgehen). Du hast'n scheen'n tapfern Mann. Luise. Wo hätt ich an Mann? Jch hab gar keen'n Mann! (Jm "Hause" singen einige.) 'S war amal a kleener Mann Hee, juchhee! Der wollt a groß Weibl han Hee didel didel dim dim dim heirassassa! Der alte Wittig (ist, einen Pferdeeimer in der Faust, vom Oberstock gekommen, will hinaus, bleibt im "Hause" einen Augenblick stehen.) Druf! wer de kee Hundsfott sein will, Hurrah! (Er stürmt hinaus. Eine Gruppe, darunter Luise und Jäger folgen ihm mit "Hurrah".) Bäcker. Lebt gsund, Vater Hilse, mir sprechen uns wieder. (Will ab.) Der alte Hilse. Das gloob ich woll schwerlich. Fünf Jahr leb ich nimehr. Und eher kommste ni wieder raus. Die Weber. 8
Erſter junger Weber. Den alten Kropp laßt zufriede, a is ni recht richtig im Oberſtibel. Zweiter junger Weber. A biſſel ibertrabt is a ſchonn. Gottlieb (iſt unbemerkt unter die Aufſtändiſchen getreten, packt den Sprecher). Sollſt Du an alten Manne ſo vlämſch kommen? Erſter junger Weber. Laß mich zufriede, ich hab niſcht geſagt beeſes. Der alte Hilſe (ſich ins Mittel legend). O laß Du a labern. Vergreif Dich nich, Gottlieb. A wird balde genug einſehn, wer de heute verwirrt is, ich oder er. Bäcker. Gehſt’ mit uns, Gottlieb? Der alte Hilſe. Das wird a woll bleiben laſſen. Luiſe (kommt in’s Haus, ruft herein). O halt Euch ni uf erſcht. Mit ſolchen Gebetbichl-Hengſten verliert erſcht keene Zeit. Kommt uf a Platz! Uf a Platz ſollt’r kommen. Pate Baumert kommt a ſo ſchnell wie er kennt. Dr Major ſpricht mit a Leuten vom Ferde runter. Se ſollten heem gehn. Wenn ihr ni ſchnell kommt, haben mer verſpielt. Jäger (im Abgehen). Du haſt’n ſcheen’n tapfern Mann. Luiſe. Wo hätt ich an Mann? Jch hab gar keen’n Mann! (Jm „Hauſe“ ſingen einige.) ’S war amal a kleener Mann Hee, juchhee! Der wollt a groß Weibl han Hee didel didel dim dim dim heiraſſaſſa! Der alte Wittig (iſt, einen Pferdeeimer in der Fauſt, vom Oberſtock gekommen, will hinaus, bleibt im „Hauſe“ einen Augenblick ſtehen.) Druf! wer de kee Hundsfott ſein will, Hurrah! (Er ſtürmt hinaus. Eine Gruppe, darunter Luiſe und Jäger folgen ihm mit „Hurrah“.) Bäcker. Lebt gſund, Vater Hilſe, mir ſprechen uns wieder. (Will ab.) Der alte Hilſe. Das gloob ich woll ſchwerlich. Fünf Jahr leb ich nimehr. Und eher kommſte ni wieder raus. Die Weber. 8
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0126" n="113"/> <sp who="#ERjWEB"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter junger Weber</hi>.</speaker> <p>Den alten Kropp laßt<lb/> zufriede, a is ni recht richtig im Oberſtibel.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWEjWEB"> <speaker><hi rendition="#g">Zweiter junger Weber</hi>.</speaker> <p>A biſſel ibertrabt<lb/> is a ſchonn.</p> </sp><lb/> <sp who="#GOT"> <speaker> <hi rendition="#g">Gottlieb</hi> </speaker> <stage>(iſt unbemerkt unter die Aufſtändiſchen getreten, packt den<lb/> Sprecher).</stage> <p>Sollſt Du an alten Manne ſo vlämſch kommen?</p> </sp><lb/> <sp who="#ERjWEB"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter junger Weber</hi>.</speaker> <p>Laß mich zufriede, ich<lb/> hab niſcht geſagt beeſes.</p> </sp><lb/> <sp who="#HISE"> <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Hilſe</hi> </speaker> <stage>(ſich ins Mittel legend).</stage> <p>O laß Du a<lb/> labern. Vergreif Dich nich, Gottlieb. A wird balde<lb/> genug einſehn, wer de heute verwirrt is, ich oder er.</p> </sp><lb/> <sp who="#BAECK"> <speaker><hi rendition="#g">Bäcker</hi>.</speaker> <p>Gehſt’ mit uns, Gottlieb?</p> </sp><lb/> <sp who="#HISE"> <speaker><hi rendition="#g">Der alte Hilſe</hi>.</speaker> <p>Das wird a woll bleiben laſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUI"> <speaker> <hi rendition="#g">Luiſe</hi> </speaker> <stage>(kommt in’s Haus, ruft herein).</stage> <p>O halt Euch ni<lb/> uf erſcht. Mit ſolchen Gebetbichl-Hengſten verliert<lb/> erſcht keene Zeit. Kommt uf a Platz! Uf a Platz<lb/> ſollt’r kommen. Pate Baumert kommt a ſo ſchnell wie<lb/> er kennt. Dr Major ſpricht mit a Leuten vom Ferde<lb/> runter. Se ſollten heem gehn. Wenn ihr ni ſchnell<lb/> kommt, haben mer verſpielt.</p> </sp><lb/> <sp who="#JAEG"> <speaker> <hi rendition="#g">Jäger</hi> </speaker> <stage>(im Abgehen).</stage> <p>Du haſt’n ſcheen’n tapfern Mann.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUI"> <speaker><hi rendition="#g">Luiſe</hi>.</speaker> <p>Wo hätt ich an Mann? Jch hab gar<lb/> keen’n Mann!</p><lb/> <stage>(Jm „Hauſe“ ſingen einige.)</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>’S war amal a kleener Mann</l><lb/> <l>Hee, juchhee!</l><lb/> <l>Der wollt a groß Weibl han</l><lb/> <l>Hee didel didel dim dim dim heiraſſaſſa!</l> </lg> </sp><lb/> <sp who="#WITT"> <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Wittig</hi> </speaker> <stage>(iſt, einen Pferdeeimer in der Fauſt, vom<lb/> Oberſtock gekommen, will hinaus, bleibt im „Hauſe“ einen Augenblick ſtehen.)</stage><lb/> <p>Druf! wer de kee Hundsfott ſein will, Hurrah!</p><lb/> <stage>(Er ſtürmt hinaus. Eine Gruppe, darunter Luiſe und Jäger folgen ihm mit „Hurrah“.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BAECK"> <speaker><hi rendition="#g">Bäcker</hi>.</speaker> <p>Lebt gſund, Vater Hilſe, mir ſprechen<lb/> uns wieder.</p> <stage>(Will ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#HISE"> <speaker><hi rendition="#g">Der alte Hilſe</hi>.</speaker> <p>Das gloob ich woll ſchwerlich.<lb/> Fünf Jahr leb ich nimehr. Und eher kommſte ni<lb/> wieder raus.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Die Weber. 8</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [113/0126]
Erſter junger Weber. Den alten Kropp laßt
zufriede, a is ni recht richtig im Oberſtibel.
Zweiter junger Weber. A biſſel ibertrabt
is a ſchonn.
Gottlieb (iſt unbemerkt unter die Aufſtändiſchen getreten, packt den
Sprecher). Sollſt Du an alten Manne ſo vlämſch kommen?
Erſter junger Weber. Laß mich zufriede, ich
hab niſcht geſagt beeſes.
Der alte Hilſe (ſich ins Mittel legend). O laß Du a
labern. Vergreif Dich nich, Gottlieb. A wird balde
genug einſehn, wer de heute verwirrt is, ich oder er.
Bäcker. Gehſt’ mit uns, Gottlieb?
Der alte Hilſe. Das wird a woll bleiben laſſen.
Luiſe (kommt in’s Haus, ruft herein). O halt Euch ni
uf erſcht. Mit ſolchen Gebetbichl-Hengſten verliert
erſcht keene Zeit. Kommt uf a Platz! Uf a Platz
ſollt’r kommen. Pate Baumert kommt a ſo ſchnell wie
er kennt. Dr Major ſpricht mit a Leuten vom Ferde
runter. Se ſollten heem gehn. Wenn ihr ni ſchnell
kommt, haben mer verſpielt.
Jäger (im Abgehen). Du haſt’n ſcheen’n tapfern Mann.
Luiſe. Wo hätt ich an Mann? Jch hab gar
keen’n Mann!
(Jm „Hauſe“ ſingen einige.)
’S war amal a kleener Mann
Hee, juchhee!
Der wollt a groß Weibl han
Hee didel didel dim dim dim heiraſſaſſa!
Der alte Wittig (iſt, einen Pferdeeimer in der Fauſt, vom
Oberſtock gekommen, will hinaus, bleibt im „Hauſe“ einen Augenblick ſtehen.)
Druf! wer de kee Hundsfott ſein will, Hurrah!
(Er ſtürmt hinaus. Eine Gruppe, darunter Luiſe und Jäger folgen ihm mit „Hurrah“.)
Bäcker. Lebt gſund, Vater Hilſe, mir ſprechen
uns wieder. (Will ab.)
Der alte Hilſe. Das gloob ich woll ſchwerlich.
Fünf Jahr leb ich nimehr. Und eher kommſte ni
wieder raus.
Die Weber. 8
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Weber sind zu Beginn auf schlesisch erschiene… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |