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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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Pfeifer (hat Bäcker's Webe untersucht, ruft). Bäcker, drei-
zehntehalb Silbergroschen.
Bäcker. Das is a schäbiges Almosen aber
kee Lohn.
Pfeifer. Wer abgefertigt is, hat's Lokal zu
verlassen. Wir kenn uns vorhero nich rihren.
Bäcker (zu den Umstehenden, ohne seine Stimme zu dämpfen). Das
is a schäbiges Trinkgeld, weiter nischt. Da soll eens
treten vom frihen Morgn bis in die sinkende Nacht.
Und wenn man achtz'n Tage iberm Stuhle gelegn hat,
Abend ver Abend wie ausgewundn, halb drehnig vor
Staub und Gluthitze, da hat man sich glicklich drei-
z'ntehalb Beemen erschindt.
Pfeifer. Hier wird nich gemault!
Bäcker. Vo ihn laß ich mer'sch Maul noch
lange nich verbietn.
Pfeifer (springt mit dem Ausruf) das mecht ich doch
amal sehn
(nach der Glasthür und ruft in's Comptoir). Herr Dreißicher,
Herr Dreißicher, mechten sie amal so freundlich sein!
Dreißiger (kommt. Junger Vierziger, fettleibig, astmatisch. Mit
strenger Miene).
Was -- giebt's denn, Pfeifer?
Pfeifer (glupsch). Bäcker will sichs Maul nich
verbieten lassen.
Dreißiger (giebt sich Haltung, wirft den Kopf zurück, fixiert
Bäcker mit zuckenden Nasenflügeln).
Ach so -- Bäcker! -- --
(Zu Pfeiffer.) Js das der ...? (Die Beamten nicken.)
Bäcker (frech). Ja, ja, Herr Dreißicher! (Auf fich
zeigend.)
Das is der (auf Dreißiger zeigend) und das is der.
Dreißiger (indignirt). Was erlaubt sich denn der
Mensch!?
Pfeifer. Dem geht's zu gutt! Der geht a so
lange auf's Eis tanzen, bis a's amal versehen hat.
Bäcker (brutal). O du Fennigmanndl, halt ock du
deine Fresse. Deine Mutter mag sich woll ei a
Neunmonden beim Besenreit'n am Lucifer versehn
habn, das a so a Teiwel aus dir geworn is.
Pfeifer (hat Bäcker’s Webe unterſucht, ruft). Bäcker, drei-
zehntehalb Silbergroſchen.
Bäcker. Das is a ſchäbiges Almoſen aber
kee Lohn.
Pfeifer. Wer abgefertigt is, hat’s Lokal zu
verlaſſen. Wir kenn uns vorhero nich rihren.
Bäcker (zu den Umſtehenden, ohne ſeine Stimme zu dämpfen). Das
is a ſchäbiges Trinkgeld, weiter niſcht. Da ſoll eens
treten vom frihen Morgn bis in die ſinkende Nacht.
Und wenn man achtz’n Tage iberm Stuhle gelegn hat,
Abend ver Abend wie ausgewundn, halb drehnig vor
Staub und Gluthitze, da hat man ſich glicklich drei-
z’ntehalb Beemen erſchindt.
Pfeifer. Hier wird nich gemault!
Bäcker. Vo ihn laß ich mer’ſch Maul noch
lange nich verbietn.
Pfeifer (ſpringt mit dem Ausruf) das mecht ich doch
amal ſehn
(nach der Glasthür und ruft in’s Comptoir). Herr Dreißicher,
Herr Dreißicher, mechten ſie amal ſo freundlich ſein!
Dreißiger (kommt. Junger Vierziger, fettleibig, aſtmatiſch. Mit
ſtrenger Miene).
Was — giebt’s denn, Pfeifer?
Pfeifer (glupſch). Bäcker will ſichs Maul nich
verbieten laſſen.
Dreißiger (giebt ſich Haltung, wirft den Kopf zurück, fixiert
Bäcker mit zuckenden Naſenflügeln).
Ach ſo — Bäcker! — —
(Zu Pfeiffer.) Js das der …? (Die Beamten nicken.)
Bäcker (frech). Ja, ja, Herr Dreißicher! (Auf fich
zeigend.)
Das is der (auf Dreißiger zeigend) und das is der.
Dreißiger (indignirt). Was erlaubt ſich denn der
Menſch!?
Pfeifer. Dem geht’s zu gutt! Der geht a ſo
lange auf’s Eis tanzen, bis a’s amal verſehen hat.
Bäcker (brutal). O du Fennigmanndl, halt ock du
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[12/0025] Pfeifer (hat Bäcker’s Webe unterſucht, ruft). Bäcker, drei- zehntehalb Silbergroſchen. Bäcker. Das is a ſchäbiges Almoſen aber kee Lohn. Pfeifer. Wer abgefertigt is, hat’s Lokal zu verlaſſen. Wir kenn uns vorhero nich rihren. Bäcker (zu den Umſtehenden, ohne ſeine Stimme zu dämpfen). Das is a ſchäbiges Trinkgeld, weiter niſcht. Da ſoll eens treten vom frihen Morgn bis in die ſinkende Nacht. Und wenn man achtz’n Tage iberm Stuhle gelegn hat, Abend ver Abend wie ausgewundn, halb drehnig vor Staub und Gluthitze, da hat man ſich glicklich drei- z’ntehalb Beemen erſchindt. Pfeifer. Hier wird nich gemault! Bäcker. Vo ihn laß ich mer’ſch Maul noch lange nich verbietn. Pfeifer (ſpringt mit dem Ausruf) das mecht ich doch amal ſehn (nach der Glasthür und ruft in’s Comptoir). Herr Dreißicher, Herr Dreißicher, mechten ſie amal ſo freundlich ſein! Dreißiger (kommt. Junger Vierziger, fettleibig, aſtmatiſch. Mit ſtrenger Miene). Was — giebt’s denn, Pfeifer? Pfeifer (glupſch). Bäcker will ſichs Maul nich verbieten laſſen. Dreißiger (giebt ſich Haltung, wirft den Kopf zurück, fixiert Bäcker mit zuckenden Naſenflügeln). Ach ſo — Bäcker! — — (Zu Pfeiffer.) Js das der …? (Die Beamten nicken.) Bäcker (frech). Ja, ja, Herr Dreißicher! (Auf fich zeigend.) Das is der (auf Dreißiger zeigend) und das is der. Dreißiger (indignirt). Was erlaubt ſich denn der Menſch!? Pfeifer. Dem geht’s zu gutt! Der geht a ſo lange auf’s Eis tanzen, bis a’s amal verſehen hat. Bäcker (brutal). O du Fennigmanndl, halt ock du deine Freſſe. Deine Mutter mag ſich woll ei a Neunmonden beim Beſenreit’n am Lucifer verſehn habn, das a ſo a Teiwel aus dir geworn is.

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/25>, abgerufen am 21.11.2024.