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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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abnimmt, Fleisch in eine Pfanne legt und in den Ofen schiebt, während August
Feuer anmacht).
Du kennst doch a Finger Weber?
Mutter Baumert. M'r hatn' 'n doch hier mit
im Stibl. A wollt se ja nehmen, aber a war doch
halt eemal schonn ganz marode uf de Brust. Jch
ha doch das Mädel gewarnt genug. Konnt' se woll
hörn? Nu is a längst tot und vergessen, und die
kann sehn, wie's a Jungen durchbringt. Nu sag m'r
ock, Moritz, wie is denn dir'sch gangen?
Der alte Baumert. Nu bis ock ganz stille
Mutter, fer den is Brot gewachsen; der lacht uns
alle aus; der bringt Kleeder mite wie a Fürscht und
an silberne Cilinderuhre und oben druf noch zehn
Thaler bar Geld.
Jäger (großpraschig hingepflanzt, im Gesicht ein prahlerisches
Schwerenötherlächeln).
Jch kann nich klagen. Mir is's ni
schlecht gangen under a Soldaten.
Der alte Baumert. A is Pursche gewest bein
Rittmeester. Hör ock, a redt wie de vornehmen Leute.
Jäger. Das feine Sprechen hab' ich mer a so
angewehnt, das iich's gar nimeh loo'n kann.
Mutter Baumert. Nee, nee, nu sag mir ock!
a so a Nischtegutts, wie das gewest is, und kommt
a so zu Gelde. Du warscht doch nie nich fer was
Gescheuts zu gebrauchen; du konntst doch kee Strähnl
hintereinander abhaspeln. Ock immer fort, naus;
Meesekasten ufstelln und Rothkätlsprenkel, das war
dir lieber. Nu, iß nich wahr?
Jäger. 'S is wahr, Muhme Baumert. Jch
fing ni ock Kätl, ich fing o Schwalben.
Emma. Dakonnten mir immerzu reden: Schwalben
sein giftich.
Jäger. Das war mir egal. Wie iß euch d'n
d'rgangen, Muhme Baumert?
Mutter Baumert. O jee's, gar gar schlimm
in a letzten vier Jahrn. Sieh ock, ich ha halt's
abnimmt, Fleiſch in eine Pfanne legt und in den Ofen ſchiebt, während Auguſt
Feuer anmacht).
Du kennſt doch a Finger Weber?
Mutter Baumert. M’r hatn’ ’n doch hier mit
im Stibl. A wollt ſe ja nehmen, aber a war doch
halt eemal ſchonn ganz marode uf de Bruſt. Jch
ha doch das Mädel gewarnt genug. Konnt’ ſe woll
hörn? Nu is a längſt tot und vergeſſen, und die
kann ſehn, wie’s a Jungen durchbringt. Nu ſag m’r
ock, Moritz, wie is denn dir’ſch gangen?
Der alte Baumert. Nu bis ock ganz ſtille
Mutter, fer den is Brot gewachſen; der lacht uns
alle aus; der bringt Kleeder mite wie a Fürſcht und
an ſilberne Cilinderuhre und oben druf noch zehn
Thaler bar Geld.
Jäger (großpraſchig hingepflanzt, im Geſicht ein prahleriſches
Schwerenötherlächeln).
Jch kann nich klagen. Mir is’s ni
ſchlecht gangen under a Soldaten.
Der alte Baumert. A is Purſche geweſt bein
Rittmeeſter. Hör ock, a redt wie de vornehmen Leute.
Jäger. Das feine Sprechen hab’ ich mer a ſo
angewehnt, das iich’s gar nimeh loo’n kann.
Mutter Baumert. Nee, nee, nu ſag mir ock!
a ſo a Niſchtegutts, wie das geweſt is, und kommt
a ſo zu Gelde. Du warſcht doch nie nich fer was
Geſcheuts zu gebrauchen; du konntſt doch kee Strähnl
hintereinander abhaspeln. Ock immer fort, naus;
Meeſekaſten ufſtelln und Rothkätlſprenkel, das war
dir lieber. Nu, iß nich wahr?
Jäger. ’S is wahr, Muhme Baumert. Jch
fing ni ock Kätl, ich fing o Schwalben.
Emma. Dakonnten mir immerzu reden: Schwalben
ſein giftich.
Jäger. Das war mir egal. Wie iß euch d’n
d’rgangen, Muhme Baumert?
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in a letzten vier Jahrn. Sieh ock, ich ha halt’s
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[31/0044] abnimmt, Fleiſch in eine Pfanne legt und in den Ofen ſchiebt, während Auguſt Feuer anmacht). Du kennſt doch a Finger Weber? Mutter Baumert. M’r hatn’ ’n doch hier mit im Stibl. A wollt ſe ja nehmen, aber a war doch halt eemal ſchonn ganz marode uf de Bruſt. Jch ha doch das Mädel gewarnt genug. Konnt’ ſe woll hörn? Nu is a längſt tot und vergeſſen, und die kann ſehn, wie’s a Jungen durchbringt. Nu ſag m’r ock, Moritz, wie is denn dir’ſch gangen? Der alte Baumert. Nu bis ock ganz ſtille Mutter, fer den is Brot gewachſen; der lacht uns alle aus; der bringt Kleeder mite wie a Fürſcht und an ſilberne Cilinderuhre und oben druf noch zehn Thaler bar Geld. Jäger (großpraſchig hingepflanzt, im Geſicht ein prahleriſches Schwerenötherlächeln). Jch kann nich klagen. Mir is’s ni ſchlecht gangen under a Soldaten. Der alte Baumert. A is Purſche geweſt bein Rittmeeſter. Hör ock, a redt wie de vornehmen Leute. Jäger. Das feine Sprechen hab’ ich mer a ſo angewehnt, das iich’s gar nimeh loo’n kann. Mutter Baumert. Nee, nee, nu ſag mir ock! a ſo a Niſchtegutts, wie das geweſt is, und kommt a ſo zu Gelde. Du warſcht doch nie nich fer was Geſcheuts zu gebrauchen; du konntſt doch kee Strähnl hintereinander abhaspeln. Ock immer fort, naus; Meeſekaſten ufſtelln und Rothkätlſprenkel, das war dir lieber. Nu, iß nich wahr? Jäger. ’S is wahr, Muhme Baumert. Jch fing ni ock Kätl, ich fing o Schwalben. Emma. Dakonnten mir immerzu reden: Schwalben ſein giftich. Jäger. Das war mir egal. Wie iß euch d’n d’rgangen, Muhme Baumert? Mutter Baumert. O jee’s, gar gar ſchlimm in a letzten vier Jahrn. Sieh ock, ich ha halt’s

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/44>, abgerufen am 21.11.2024.