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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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ich fer a par Lumpen. (Jn verändertem Tone.) Von den
Lumpen da wird a scheen weiß Papierl gemacht, und
da schreibt der liebe Schatz a hibsch Briefel druf.
Anna. O, ich bedank mich, ich mag keen'n Schatz.
Frau Welzel, (einen Bolzen einlegend). A so is das
Mädel. Vom Heirathen will se nischt wissen.
Der Reisende. (springt auf, scheinbar freudig überrascht, tritt
an den gedeckten Tisch und streckt Anna die Hand hinüber).
Das is ge-
scheidt, Fräulein, machen Sie's wie ich. Topp! Geben
Sie mir den Patsch! Wir beide bleiben ledig.
Anna, (puterroth, giebt ihm die Hand). Nu Sie sein doch
schon verheirathet?!
Der Reisende. J Gott bewahre, ich thu bloß
so. Sie denken wohl, weil ich den Ring trage?!
Ach den habe ich bloß an den Finger gesteckt um
meine bestrickende Persönlichkeit vor unlauteren An-
griffen zu schützen. Vor Jhnen fürchte ich mich nicht.

(Er steckt den Ring in die Tasche.) -- Sagen Sie mal im Ernst,
Fräulein, wollen Sie sich niemals auch nur so'n ganz
kleenes bissel verheirathen?
Anna, (kopfschüttelnd). O wärsch doch!
Frau Welzel. Die bleibt Jhn ledich oder'sch
muß was sehr Rares sein.
Der Reisende. Nu warum auch nich? 'N
reicher schlesischer Magnat hat die Kammerjungfer seiner
Mutter geheirathet, und der reiche Fabrikant Dreissiger
hat ja auch 'ne Scholzentochter genommen. Die is
nich halb so hibsch wie Sie, Fräulein, und fährt jetzt
fein in Equipage mit Livreediener. Warum d'n nich?

(Er geht umher sich dehnend und die Beine vertretend.) Eine Tasse
Kaffee wer' ich trinken.
Ansorge und der alte Baumert (kommen, jeder mit
einem Pack, und setzen sich still und demütig zu Hornig an den vordersten
Tisch links).
Welzel. Willkommen! Vater Ansorge, sieht man
Dich wider amal.
4*
ich fer a par Lumpen. (Jn verändertem Tone.) Von den
Lumpen da wird a ſcheen weiß Papierl gemacht, und
da ſchreibt der liebe Schatz a hibſch Briefel druf.
Anna. O, ich bedank mich, ich mag keen’n Schatz.
Frau Welzel, (einen Bolzen einlegend). A ſo is das
Mädel. Vom Heirathen will ſe niſcht wiſſen.
Der Reiſende. (ſpringt auf, ſcheinbar freudig überraſcht, tritt
an den gedeckten Tiſch und ſtreckt Anna die Hand hinüber).
Das is ge-
ſcheidt, Fräulein, machen Sie’s wie ich. Topp! Geben
Sie mir den Patſch! Wir beide bleiben ledig.
Anna, (puterroth, giebt ihm die Hand). Nu Sie ſein doch
ſchon verheirathet?!
Der Reiſende. J Gott bewahre, ich thu bloß
ſo. Sie denken wohl, weil ich den Ring trage?!
Ach den habe ich bloß an den Finger geſteckt um
meine beſtrickende Perſönlichkeit vor unlauteren An-
griffen zu ſchützen. Vor Jhnen fürchte ich mich nicht.

(Er ſteckt den Ring in die Taſche.) — Sagen Sie mal im Ernſt,
Fräulein, wollen Sie ſich niemals auch nur ſo’n ganz
kleenes biſſel verheirathen?
Anna, (kopfſchüttelnd). O wärſch doch!
Frau Welzel. Die bleibt Jhn ledich oder’ſch
muß was ſehr Rares ſein.
Der Reiſende. Nu warum auch nich? ’N
reicher ſchleſiſcher Magnat hat die Kammerjungfer ſeiner
Mutter geheirathet, und der reiche Fabrikant Dreiſſiger
hat ja auch ’ne Scholzentochter genommen. Die is
nich halb ſo hibſch wie Sie, Fräulein, und fährt jetzt
fein in Equipage mit Livréediener. Warum d’n nich?

(Er geht umher ſich dehnend und die Beine vertretend.) Eine Taſſe
Kaffee wer’ ich trinken.
Anſorge und der alte Baumert (kommen, jeder mit
einem Pack, und ſetzen ſich ſtill und demütig zu Hornig an den vorderſten
Tiſch links).
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Dich wider amal.
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[51/0064] ich fer a par Lumpen. (Jn verändertem Tone.) Von den Lumpen da wird a ſcheen weiß Papierl gemacht, und da ſchreibt der liebe Schatz a hibſch Briefel druf. Anna. O, ich bedank mich, ich mag keen’n Schatz. Frau Welzel, (einen Bolzen einlegend). A ſo is das Mädel. Vom Heirathen will ſe niſcht wiſſen. Der Reiſende. (ſpringt auf, ſcheinbar freudig überraſcht, tritt an den gedeckten Tiſch und ſtreckt Anna die Hand hinüber). Das is ge- ſcheidt, Fräulein, machen Sie’s wie ich. Topp! Geben Sie mir den Patſch! Wir beide bleiben ledig. Anna, (puterroth, giebt ihm die Hand). Nu Sie ſein doch ſchon verheirathet?! Der Reiſende. J Gott bewahre, ich thu bloß ſo. Sie denken wohl, weil ich den Ring trage?! Ach den habe ich bloß an den Finger geſteckt um meine beſtrickende Perſönlichkeit vor unlauteren An- griffen zu ſchützen. Vor Jhnen fürchte ich mich nicht. (Er ſteckt den Ring in die Taſche.) — Sagen Sie mal im Ernſt, Fräulein, wollen Sie ſich niemals auch nur ſo’n ganz kleenes biſſel verheirathen? Anna, (kopfſchüttelnd). O wärſch doch! Frau Welzel. Die bleibt Jhn ledich oder’ſch muß was ſehr Rares ſein. Der Reiſende. Nu warum auch nich? ’N reicher ſchleſiſcher Magnat hat die Kammerjungfer ſeiner Mutter geheirathet, und der reiche Fabrikant Dreiſſiger hat ja auch ’ne Scholzentochter genommen. Die is nich halb ſo hibſch wie Sie, Fräulein, und fährt jetzt fein in Equipage mit Livréediener. Warum d’n nich? (Er geht umher ſich dehnend und die Beine vertretend.) Eine Taſſe Kaffee wer’ ich trinken. Anſorge und der alte Baumert (kommen, jeder mit einem Pack, und ſetzen ſich ſtill und demütig zu Hornig an den vorderſten Tiſch links). Welzel. Willkommen! Vater Anſorge, ſieht man Dich wider amal. 4*

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/64>, abgerufen am 09.11.2024.