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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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man." Oben bei uns in Steenkunzendorf sitzt eener
schonn a ganzen Tag an d'r Bache und wäscht sich,
nackt wie 'n Gott gemacht hat. Dem hat's gar a
Kopp verwirrt.
Dritter alter Weber (erhebt sich, vom Geiste getrieben
und fängt an mit "Zungen" zu reden, den Finger drohend erhoben).
Es
ist ein Gericht in der Luft! Gesellet euch nicht zu
den Reichen und Vornehmen! Es ist ein Gericht in
Luft! Der Herr Zebaot ...
(Einige lachen. Er wird auf den
Sitz niedergedrückt.)
Welzel. Der derf ock a eenzichtes Gläsl'
trinken, da wirrt's n gleich aus'n Koppe.
Dritter alter Weber (fährt wieder auf). Doch ha!
sie glauben an keinen Gott, noch weder Höll noch
Himmel. Religion ist nur ihr Spott ...
Erster alter Weber. Laß gutt sein, laß!
Bäcker. Laß Du da Mann sei Gesetzel beten.
Das kann sich manch eens zu Herzen nehmen.
Viele Stimmen (tumultuarisch). "Laßt' n reden!"
"Laßt' n!"
Dritter alter Weber (mit gehobener Stimme). Daher
die Hölle die Seele weit aufgesperrt und den Rachen
aufgethan, ohne alle Maaße, daß hinunterfahren alle
die, so die Sache der Armen beugen und Gewalt
üben im Recht der Elenden, spricht der Herr.

(Tumult.)
Dritter alter Weber, (plötzlich schülerhaft declamirend).
Und doch wie wunderlich geht's,
Wenn man es recht will betrachten,
Wenn man des Leinewebers Arbeit will verachten!
Bäcker. Mir sein aber Parchenweber.
(Gelächter.)
Hornig. A Leinwebern gehts noch viel elender.
Die schleichen ock blossich noch wie de Gespenster zwischer
a Bergen rum. Jhr dahier habt doch noch Kriin zum
Uffmucken.
man.“ Oben bei uns in Steenkunzendorf ſitzt eener
ſchonn a ganzen Tag an d’r Bache und wäſcht ſich,
nackt wie ’n Gott gemacht hat. Dem hat’s gar a
Kopp verwirrt.
Dritter alter Weber (erhebt ſich, vom Geiſte getrieben
und fängt an mit „Zungen“ zu reden, den Finger drohend erhoben).
Es
iſt ein Gericht in der Luft! Geſellet euch nicht zu
den Reichen und Vornehmen! Es iſt ein Gericht in
Luft! Der Herr Zebaot …
(Einige lachen. Er wird auf den
Sitz niedergedrückt.)
Welzel. Der derf ock a eenzichtes Gläsl’
trinken, da wirrt’s n gleich aus’n Koppe.
Dritter alter Weber (fährt wieder auf). Doch ha!
ſie glauben an keinen Gott, noch weder Höll noch
Himmel. Religion iſt nur ihr Spott …
Erſter alter Weber. Laß gutt ſein, laß!
Bäcker. Laß Du da Mann ſei Geſetzel beten.
Das kann ſich manch eens zu Herzen nehmen.
Viele Stimmen (tumultuariſch). „Laßt’ n reden!“
„Laßt’ n!“
Dritter alter Weber (mit gehobener Stimme). Daher
die Hölle die Seele weit aufgeſperrt und den Rachen
aufgethan, ohne alle Maaße, daß hinunterfahren alle
die, ſo die Sache der Armen beugen und Gewalt
üben im Recht der Elenden, ſpricht der Herr.

(Tumult.)
Dritter alter Weber, (plötzlich ſchülerhaft declamirend).
Und doch wie wunderlich geht’s,
Wenn man es recht will betrachten,
Wenn man des Leinewebers Arbeit will verachten!
Bäcker. Mir ſein aber Parchenweber.
(Gelächter.)
Hornig. A Leinwebern gehts noch viel elender.
Die ſchleichen ock bloſſich noch wie de Geſpenſter zwiſcher
a Bergen rum. Jhr dahier habt doch noch Kriin zum
Uffmucken.
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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/75>, abgerufen am 21.11.2024.